Aufregung und Durcheinander

Erste Klasse oder Vorbereitungsjahr in welcher Schule – eine schwere Frage

Bevor die Kinder in die erste oder in die Vorschulklasse gehen, dürfen sich die Eltern den Kopf darüber zerbrechen, wie sie diese in die von ihnen gewünschten Schulen einschreiben. So kompliziert wie in diesem Jahr war das noch nie.
Foto: sxc.hu

Bevor die Kinder in die erste oder in die Vorschulklasse gehen, dürfen sich die Eltern den Kopf darüber zerbrechen, wie sie diese in die von ihnen gewünschten Schulen einschreiben. So kompliziert wie in diesem Jahr war das noch nie.
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Erste Klasse oder Vorbereitungsjahr? Vor diese Entscheidung wurden und werden die Eltern der Sechsjährigen heuer gestellt, nachdem die Vorschulklasse ab Herbst nun erstmals auch in Rumänien eingeführt wird. Wie im ganzen Land, so herrschen diesbezüglich auch im Kreis Hermannstadt/Sibiu viel Ungewissheit, Aufregung, Durcheinander, Kalkulieren und Rumgerenne, verursacht durch die kurzfristig mitgeteilten, oft widersprüchlichen und an der Realität vorbeizielenden Anordnungen des Bildungsministeriums. Vorbei auch am berechtigten Wunsch der Eltern, den Kindern zum richtigen Karrierestart zu verhelfen.

Nicht erst seit gestern orientieren die Eltern sich beim Einschreiben der Kinder in die erste Klasse (und auch in den Kindergarten) am Ruf der Erzieherinnen und der Bildungsanstalt. Das Renommee – und nicht die Entfernung zur Schule – ist ausschlaggebend, in welcher Bildungseinheit großer Andrang herrscht. Entsprechend diesem – auch von den Ministeriumsmitarbeitern – praktizierten Prinzip, brach das Chaos in der ersten Einschreibeetappe aus, in der die Eltern ihre Zöglinge in die Vorschul- oder erste Klasse in jene Einheiten einschreiben durften, die im Einzugsgebiet des Wohnsitzes liegen. Im Fall der Schulen in Minderheitensprachen hatten die Angehörigen der Minderheiten in jenen Ortschaften Vorrang, wo es nur eine einzige Schule in der Minderheitensprache gibt.

In Hermannstadt gab Generalschulinspektor Constantin Gorun am 15. März, am Tag vor dem Ende dieser Etappe, bekannt, dass der größte Andrang in den Klassen mit deutscher Unterrichtssprache herrscht. Für die insgesamt 455 Plätze in der ersten Klasse waren 294 Einschreibungen getätigt worden, für die 387 Plätze im Vorbereitungsjahr hatten sich 185 Kinder angemeldet. Diese hohe Zahl „deutschstämmiger“ Kinder gibt zwar Rätsel auf, pauschal betrachtet wären aber genug Plätze für die noch folgenden drei Etappen der Einschreibung übrig.

Allein, die Milchmädchenrechnung des Ministeriums stimmt nicht mit den Wünschen der Eltern überein: Für die 25 Plätze in der ersten Klasse an der Schule Nr. 4 (auf der Spartacus-Straße) meldeten sich 53 Kinder an. Durch die lokalen Medien ging das von Generalinspektor Gorun lancierte Raunen, die Kinder würden einem Sprachtest unterzogen, um zu entscheiden, wer in die – mittlerweile aufgestockte – 30 Plätze-Klasse aufgenommen wird. Monika Hay, die für den deutschsprachigen Unterricht im Kreis zuständige Fachinspektorin, erläuterte gegenüber der ADZ, dass es sich keineswegs um einen Test handelt, sondern mit den Kindern, die keine deutsche Herkunft aufweisen können, am vergangenen Freitag ein Gespräch geführt wurde, um festzustellen, ob sie einem Unterricht in deutscher Sprache folgen können. Eine weitere erste Klasse kann an dieser Schule aus Mangel an Raum und Fachpersonal nicht eingerichtet werden. 23 Kinder muss man also abweisen. 

Deren Eltern können sie heute noch – dann endet die zweite Einschreibungsetappe – in Schulen einschreiben, die außerhalb des Einzugsgebietes liegen. Plätze in den deutschsprachigen ersten Klassen sind in Hermannstadt in der Schule Nr. 8 (im Jenseits), im Goga-Kolleg, in der Schule Nr. 16 oder in der Caragiale-Schule noch vorhanden. Vorschulklassen wurden an allen Schulen mit deutschsprachigen Klassenzügen eingeplant, da es sich um die Erstklässler des nächsten Schuljahres handelt, so Monika Hay. Auch bei den Einschreibungen in diese ist eine sehr unterschiedliche Situation festzustellen: In der Schule Nr. 6 sind mehr Kinder in der Vorbereitungs- als in der ersten Klasse eingeschrieben, in der Schule Nr. 2 – im Stadtzentrum – ist erst eine der beiden vorgesehenen Vorschulklassen voll. Manche Eltern ziehen es vor, die Sechsjährigen in die erste Klasse zu schicken, weil die Lehrerin und der Lehrplan hierfür bekannt sind. Für die in Hermannstadt geplanten neun Vorbereitungsklassen fehlen derzeit fünf Erzieherinnen, feststehen sie in den Schulen Nr. 4 und 18 sowie im Goga-Kolleg. Bewerben dürfen sich für diese Stellen Grundschullehrerinnen oder Kindergartenerzieherinnen, die auch für die Schultätigkeit ausgebildet worden sind. Der Lehrplan für das „Fach“ Deutsch der Vorbereitungsklasse wird derzeit erst erarbeitet.

Weitaus weniger Andrang als in Hermannstadt herrscht bei den Einschreibungen in die deutschsprachigen Grundschulen im Kreisgebiet. Für die 75 Plätze in der ersten Klasse an der Oberth-Schule in Mediasch wurden in der ersten, den Angehörigen der Minderheit vorbehaltenen Etappe, 10 Kinder angemeldet, ebenso blieben in Heltau/Cisnădie in der Gündisch-Schule viele Plätze frei. Schulinspektorin Monika Hay ist sicher, dass diese in den nächsten Einschreibeetappen belegt werden. Zwischen dem 23. und 25. April findet die dritte Phase statt, in der die Eltern die Kinder erneut in die Schulen im Einzugsgebiet des Wohnsitzes anmelden können – wo theoretisch ein Platz gesichert sein sollte für das Kind, das im Viertel wohnt. Eine vierte Etappe ist vom 2. bis zum 9. Mai vorgesehen.