Unter Historikern wird behauptet, dass der erste Weltkrieg der End- und Höhepunkt der Entwicklung der Nationalstaaten war. Dies bestätigend darf hinzugefügt werden, dass dieser „End- und Höhepunkt“ durch den „Weltbrand“ erstmals in der Geschichte der Menschheit bis dorthin geführt wurde, dass eine Nation die andere(n) gänzlich auslöschen wollte, es sich also um einen totalen Vernichtungskrieg gehandelt hat (ausgedrückt beispielsweise durch das Gemetzel des Stellungskriegs oder die Giftgaseinsätze). Zum Unterschied von nahezu allen bis dahin historisch belegten Kriegen, deren Zweck erreicht war, wenn ein Heer kapitulierte und der „Sieger“ seine Friedensbedingungen durchsetzte. Der Höhepunkt der Entwicklung der Nationalstaaten darf also auch als Höhepunkt des Vernichtungswillens einer Nation anderen gegenüber gesehen werden.
Vielleicht liegt darin eine der Erklärungen für die allgemein akzeptierte Aussage, dass der erste Weltkrieg weder Sieger noch Verlierer kannte und dass Deutschland sich am frustriertesten fühlte als „Besiegter“, weil es eigentlich keinen unumstrittenen „Sieger“ (aner)kannte, was sogar heute noch nachklingt, wenn man die Rhetorik, etwa der französischen und englichen Politiker zu deren pompösen Hundertjahrfeiern, genauer unter die Lupe nimmt, derjenigen also, die sich als „unumstrittene Sieger“ wähnten.
Dieser überstaatliche Nationalkontext des Glaubens an die eigene Nation brachte es mit sich, dass keine unter den 42 teilnehmenden Nationen der Internationalen Friedenskonferenz in Den Haag, die am 17. September 1907 die Abschlusserklärung unterzeichneten, vorbehaltlos an einen möglichen Weltfrieden glaubte. Selbst die viermonatigen Gespräche waren von vielen Teilnehmern genutzt worden, um militärische Achsen zu schmieden oder zu bestätigen. Es wurden rechtliche Bedingungen für die Kriegsführung festgelegt – auf der Friedenskonferenz...
Bertha von Suttner (1843-1914 – „Die Waffen nieder!“, 1889), eine der prominentesten österreichischen Pazifistinnen, sah danach bereits die Weltkatastrophe hereinbrechen. Das Militär war gesellschaftlich dominant, der alte Kaiser tauchte immer nur in Uniform auf, Pazifisten waren Vaterlandsverräter und Nestbeschmutzer. Bertha von Suttner hatte 1873 einige zeitlang als Privatsekretärin Alfred Nobels gearbeitet, der als Erfinder de Dynamits und einer der reichsten Männer der Welt die Friedensinitiativen der Berta von Suttner unterstützte und sogar der Österreichischen Friedensinitiative beitrat, die sie 1891 gegründet hatte. Ihre Überzeugung und endlos wiederholte Behauptung, dass Kriege vermeidlich seien, wurde von der Medienmeute verhöhnt, sie selber als „hysterisches Weib“ verschrieen. Als ihr am 1. Dezember 1905 bei einem Vortrag in Wiesbaden über die Friedensbewegung ein Nachporto für eine Telegrammdepesche abgefordert wurde, verweigerte sie anfangs die Bezahlung, zahlte aber dann doch. „Es hat sich ausgezahlt“, notierte sie abends in ihr Tagebuch. Die Depesche enthielt die Nachricht über die Verleihung des Friedensnobelpreises.
Dass die Banater Landbevölkerung etwas von der Friedensbewegung im k.u.k.-Reich mitbekommen hat, darf bezweifelt werden. eher von nationalistischer Polarisierung, Antisemitismus und vielleicht sogar vom Zionismus des Theodor Herzl (der weitläufige Verwandte im Südbanat hatte), zumal jüdische Händler, Handwerker und Kleinkrämer sich zunehmend auf den Banater deutschen Dörfern niederließen. Aber darüber in einer nächsten Episode.
In der ehemals größten evangelischen Gemeinde des Banats, in Liebling, haben sich die Nachfahren der Opfer des ersten Weltkriegs ein strenges und politisch korrektes Denkmal hinstellen lassen. Auf roter Granitplatte sind alle 144 Lieblinger Opfer des ersten Weltkriegs verzeichnet. Das Denkmal steht im Kirchhof, zwischen Kirche und Pfarrhaus, der Hauptverkehrsstraße zugewandt.