Die Wahl eines EU-freundlichen Mathematikers aus dem Amt des Oberbürgermeisters der rumänischen Hauptstadt Bukarest zum Landespräsidenten rückte den Bukarester Aktienmarkt in die Nähe bisheriger Höchststände in diesem Jahr. Die Aussicht, dass ein extremistischer, EU-feindlicher und Russland-freudiger Präsident die Wahl gewinnen könnte (wie im ersten Wahlgang geschehen), hatte den Kapitalmarkt in Turbulenzen gestürzt. Der Hauptindex BET schoss am Montag nach der Präsidentschaftswahl um 4,4 Prozent in die Höhe, auf Wochensicht legte der Index insgesamt 4 Prozent zu. Vom bisherigen Jahreshöchststand liegt der BET nur 2 Prozent entfernt. Ähnlich entwickelte sich der BETPlus, der auf Wochensicht 4,3 Prozent zugelegt hat. Mit plus 3,9 Prozent stand der ROTX im Mittelfeld, der Energiewerte-Index legte noch etwas weniger zu (plus 3,6 Prozent). Der Finanzwerte-Index hingegen blieb sich treu, er schloss am Ende der Woche mit einem niedrigen Gewinn von 1,5 Prozent.
Übernahmeangebot beflügelt Winzeraktie
In der vergangenen Woche feierten zwei Emittenten neue 52-Wochen-Höchststände. Der Erdgasversorger Transgaz (TGN, 31,5 Lei, ISIN ROTGNTACNOR8) schloss am Freitag 3 Prozent unter dem neuen Höchststand von 32,5 Lei mit einem Wochenzuwachs von 11,3 Prozent, der auf Zypern registrierte Großwinzer Purcari Wineries Public Company ltd. (WINE, 19,7 Lei, ISIN CY0107600716) legte auf Wochensicht 40,7 Prozent zu, nachdem bekannt wurde, dass der polnische Lebensmittelgroßhändler Maspex Group die Kontrolle über den rumänischen Winzer übernehmen möchte. Ein entsprechendes Angebot wurde der rumänischen Finanzaufsichtsbehörde ASF gemeldet. Purcari Wineries hat im ersten Quartal dieses Jahres seinen Umsatz im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresquartal um 12 Prozent auf 91,1 Millionen Lei erhöhen können. Höhere Kosten drückten den Reingewinn um 22 Prozent auf 8,37 Millionen Lei. Maspex setzt jährlich fast 4 Milliarden Euro um und ist in 80 Ländern aktiv.
Aufgekündigte Zukunftspläne lassen Chemie-Aktie einbrechen
Die beiden genannten Emittenten, die neue Höchststände erreicht haben, sind nicht die einzigen mit zweistelligen Kurszuwächsen. 62 von 84 am Hauptmarkt gelisteten Emittenten verzeichneten Kurszuwächse, 12 von ihnen zweistellige Kurssprünge – WINE-Aktien waren dabei die Gewinner der Woche. Mit plus 22 Prozent stand Carbochim (CBC, 48,8 Lei, ISIN ROCBCHACNOR3) an zweiter Stelle.
Der Chemiebetrieb Sinteza (STZ, 1,34 Lei, ISIN ROSTZOACNOR8) war nicht unter den Gewinnern. Der Plan, zusammen mit dem US-Konzern für 50 Millionen US-Dollar eine Industriebatterien-Fabrik zu errichten, für das Gelder aus der EU-Aufbau- und -Resilienzfazilität abgerufen werden sollten, wurde nach eingehender Prüfung mit dem strategischen US-Partner aufgegeben. Die STZ-Aktie brach auf Wochensicht um 37 Prozent ein. Weitere vier Emittenten verzeichneten zweistellige Kursrückgänge, insgesamt 12 Emittenten schlossen die vergangene Handelswoche mit Kursverlusten.
Aktien-Umsätze legen deutlich zu
Zweistellig legten nicht nur ungewöhnlich viele Aktien zu, sondern auch der Aktienumsatz. Im Vergleich zur Vorwoche wurden in der vergangenen Handelswoche fast 30 Prozent mehr mit Aktien umgesetzt. Der Umsatz kletterte über die 400-Millionen-Lei-Marke und erreichte bei 437,36 Millionen Lei den zweithöchsten Wert in diesem Jahr – der höchste Umsatz wurde übrigens nach dem Ausgang des ersten Wahlgangs der Präsidentenwahl registriert, den der extremistische Herausforderer deutlich für sich entschieden hatte. Damals drückten Panikverkäufe die rumänischen Indizes um durchschnittlich 4 Prozent auf Wochensicht. Indes hat sich an der Rangliste der Umsatzbringer nichts geändert. Nach wie vor wurden vor allem Aktien der Bank Transilvania (TLV, 29,04 Lei, ISIN ROTLVAACNOR1) gehandelt (138,6 Millionen Lei), gefolgt vom Stromerzeuger S.P.E.E.H. Hidroelectrica (H2O, 122,5 Lei, ISIN RO4Q0Z5RO1B6) mit einem Volumen von 43,6 Millionen Lei und vom Treibstoffkonzern OMV Petrom (SNP, 0,691 Lei, ISIN ROSNPPACNOR9) mit 29,5 Millionen Lei Wochenumsatz.
Devisen
Am Devisenmarkt scheinen die wirtschaftlichen Zukunftssorgen Rumäniens bereits den Markt erreicht zu haben. Der eingangs erwähnte Wahlgang ließ den Euro 1,4 Prozent zum Leu verlieren. Am Dienstag danach schien die Euphorie bereits verklungen zu sein, der Euro legte 1 Prozent zu. Auf Wochensicht betrug der Rückgang deutliche 0,95 Prozent. Der US-Dollar sackte noch stärker ein. Nach einem anfänglichen Einsturz um 2 Prozent am Montag vergangener Woche, legte er am Dienstag mit plus 1,25 Prozent stärker zu als der Euro. Auf Wochensicht aber blickte die nordamerikanische Leitwährung auf 0,1 Lei Kursverlust – oder 2,24 Prozent. Montagmorgen notierte der Euro noch entschlossen über der 5-Lei-Marke bei 5,055 Lei, der US-Dollar bei 4,4541 Lei.
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