Durch Computerspiele die deutsche Kultur kennenlernen

40 Kinder aus Rumänien und anderen Ländern nahmen an der Entwicklung eines Lernspiels teil

Plakat des Lernspiels „Schatten der Krone“
Bild: Goethe Institut Bukarest

Spielen macht das Lernen sehr attraktiv, vor allem wenn es online geschieht. Schülerinnen und Schüler verbessern ihre Sprachkenntnisse, stärken die interkulturelle Kompetenz und machen Landeskunde lebendig durch das Lernspiel „Schatten der Krone“. Das Projekt entstand in Zusammenarbeit mit dem Goethe Institut Bukarest, „Schulen: Partner für die Zukunft“ (PASCH) und Retina Film Production. Die Initiative PASCH vereint über zweitausend Schulen mit besonderem Bezug zu Deutschland in einem internationalen Netzwerk. Das Goethe-Institut koordiniert und berät die Arbeit von sechshundert PASCH-Schulen in den nationalen Bildungssystemen von über hundert Ländern.

Cristina Mărculeț, die PASCH-Koordinatorin des Goethe-Instituts Bukarest, hat mit ihrem Team 40 Schülerinnen und Schüler aus sechs Ländern vernetzt. An der Entwicklung des Android-Computerspiels „Schatten der Krone“ nahmen Kinder aus Rumänien, Griechenland, Bosnien und Herzegowina, der Türkei, Montenegro und der Republik Moldau teil. Sie arbeiteten in einem interkulturellen Team zusammen und hatten einen fruchtbaren Gedankenaustausch. 

Das Lernspiel „Schatten der Krone“ ist so konzipiert, dass es im Deutschunterricht eingesetzt werden kann. Um mit der Spielwelt interagieren zu können, muss man bestimmte Fragen zu Landeskunde, deutscher Kultur, Literatur und Grammatik beantworten. Zu Beginn kann man ein Deutschniveau von A1 bis B1 wählen. „Schatten der Krone“ kann in Vierergruppen gespielt werden.

Entwicklungsablauf des Lernspiels

Im Moment ist das Thema Mittelalter auf dem Computerspielmarkt sehr beliebt, sagt M²rcule], daher wurde das Projekt in diese Richtung entwickelt. Es ist deshalb attraktiv, weil es die Phantasie anregt. Die PASCH-Koordinatorin stellt fest, dass Magier, Zwerge und Drachen auch für jene, die nicht so gerne spielen, beliebte Figuren sind. Zu Beginn erhielten die Kinder auch eine Leseliste mit Legenden aus dem Mittelalter. Durch diese Literatur und die fantasievollen Welten und märchenhaften Kreaturen hat sich das Lernspiel he-rauskristallisiert.

Sehr wenige hatten Erfahrung in der Spielentwicklung, die meisten hatten vorher keinen direkten Kontakt mit Rollenspielen oder ähnlichem. Mărculeț war sehr beeindruckt, als sie bemerkte, wie offen alle Teilnehmenden waren und wie groß das Interesse an der Spieleentwicklung war. Ein Online-Kommunikationsraum ermöglichte es den Programmierern, die Kinder jederzeit zu betreuen. Mărculeț glaubt, dass viele der Kinder im Rahmen des Projekts etwas Neues und Bereicherndes gelernt haben, auch wenn Corona den gesamten Gestaltungsprozess in den Online-Raum verlagert hat. 

Zweimal die Woche fanden Zoom-Meetings statt. In einem Treffen diskutierte das Schülerteam mit zwei Deutschlehrerinnen den Inhalt des Spiels, in einem anderen Treffen mit den Programmierern das Thema Spieleentwicklung. Nicht alles, was sie sich vorstellten, war machbar. Sehr komplexe Spiele dauern  Jahre, bis sie fertig werden, meint die Projektkoordinatorin. Da das Lernspiel „Schatten der Krone“ innerhalb von sechs Monaten entwickelt werden sollte, mussten sich die Jugendlichen an gewisse technische Grenzen halten. Sie erhielten inhaltliche Inputs durch Texte, Videos und Musik, die von den beiden Lehrerinnen für jedes Treffen speziell ausgewählt wurden. Cristina Mărculeț räumt ein, dass die Online-Entwicklung des Lernspiels auch Vorteile gebracht hat - man hat länger und mit mehreren Kindern arbeiten können.

Künftige Erweiterungen

Laut Mărculeț ist das Spiel zu 99 Prozent fertig. Außerdem organisieren sie und das Team auf der Website des Goethe-Instituts Bukarest ein Protokoll, in dem man das Lernspiel bis zum 15. November testen und Feedback senden kann. Auch im Rahmen der „Bucharest Gaming Week 2021“ konnten Videospiel-Liebhaber das mittelalterliche Abenteuer von „Schatten der Krone“ erleben. Nachdem das Spiel getestet wurde, wird man noch kleine Änderungen vornehmen. 

Mărculeț und das Team hatten noch einen guten Grund, sich für das Thema Mittelalter zu entscheiden. Das Spiel war das erste in einer Spielreihe. Sie planen aber auch eine Fortsetzung zum Thema Romantik, im Jahr 2022, anlässlich des 200. Todestages des deutschen Künstlers E.T.A. Hoffmann.

„Schatten der Krone“ in Form eines Brettspiels befindet sich noch in der Entwicklungsphase. Einige Figuren wurden bereits 3D-gedruckt - es gibt Token, mehrere Karten, eine Spielanleitung usw. Bis Dezember sollen rund hundert Exemplare fertig sein, verrät Mărculeț. 

Die PC-Version des Spiels wird auf der Website des Goethe-Instituts Bukarest verfügbar sein. Die Projektkoordinatorin hofft, das Spiel in Zukunft auch bei Google Play hochladen zu können.


„Schatten der Krone“ kann bis zum 15. November bei diesem Link getestet werden: www.goethe.de/ins/ro/ro/ver.cfm ?event_id=22418730