„Ich war zeitlebens ein Diktator“

…aber jetzt arbeitet Bürgermeister Ioan Popa dagegen an

Reschitza - Unter den neuesten markanten Sprüchen des Reschitzaer Bürgermeisters Ioan Popa wird der jüngste sicher nicht so schnell vergessen werden: „Ich mache mit mir selber eine Übung: ich bin, ich war zeitlebens ein Diktator. Jetzt versuche ich, diese meine Neigung, immer mit dem Hackbeil zu zerschlagen – ich mache, ich begradige, ich bringe alles ins rechte Lot –, zu zähmen, zurückzudrängen. Das sind Übungen, die mir immer besser gefallen.“

Das Geständnis Popas kam im Kontext einer seiner Bürgerkonsultationen, wie er sie neuerdings liebt: er geht auf die Bürger zu, verwickelt sie in Gespräche, duldet kontroverse Meinungen, moderiert mit Behutsamkeit, lässt Meinungen anderer gelten, widerspricht auch mal, aber immer mit Argumenten. Das kommt gut an, denn die Reschitzaer haben das Gefühl, dass ihre Meinung etwas gilt – zumindest betreffs der Umgestaltungen, die in ihrem Viertel anstehen. Oder initiiert werden sollten. Betreffs etwas, das sie direkt angeht. Denn diese Ad-hoc-Konsultationen der Bürger macht der Reschitzaer Bürgermeister gezielt immer dann, wenn es um neue Initiativen zur Stadterneuerung geht, zur „urbanen Regenerierung“, wie das offiziell und etwas geschraubt seitens der Stadt heißt.

Popa gab selber ein Beispiel für eine solche (mehr oder weniger) Ad-hoc-Bürgerbefragung, allerdings der besonderen Art: „Jetzt zum Beispiel arbeiten wir an einer Struktur, dem ehemaligen Mädchenheim, das an einer der Hauptstraßen, gegenüber dem „Traian Lalescu“-Kolleg, liegt, wo die Entkernung des Baus aus den 1950er Jahren gerade abgeschlossen wurde. Wir machen daraus eine Immobilie für Vereine, Stiftungen und NGO´s. Es soll ein Co-Working-Space werden. Ich finde das sehr fein. Ich traf mich mit denen, die künftig dort untergebracht werden. Es waren zwischen 30 und 50. Die haben mich richtig verrückt gemacht. Jeder will etwas. Meist was anderes. Und ich musste mir ständig sagen: Bleib brav! Hör dir jeden einzelnen an! Hör allen zu! Zuletzt mein Gefühl: Schön ist´s, mit Gemeinschaften zu arbeiten! Auch wir, das Rathaus, können so was. Wir setzen das in Reschitza um.“

Selbstverständlich weiß Popa längst, dass die EU-Kommission immer größeres Gewicht legt auf die Implikation der lokalen Gemeinschaften bei der Realisierung von Projekten, die sie fördert. Und dass die verlängerte Hand der EU-Kommission, die Regionalen Entwicklungsagenturen, ADR (über welche die EU-Mittel fließen), mit Argusaugen (und zu vergebenden Plus-Punkten bei Förderanträgen …) auf diesen Aspekt schauen. Das gilt vor allem für sogenannte „grüne“ Vorhaben, aber zunehmend auch in jeder anderen Hinsicht. Grundprinzip: die Gemeinschaften sollen miteinbezogen sein, die politischen Leader der Gemeinschaften werden angehalten, die Beteiligung der Gemeinschaften zu ermutigen und zu fördern. Das einfachste Mittel dazu: Zuhören, mitreden lassen, Ideen aufnehmen, den Dialog aufrechterhalten, das Subsidiaritätsprinzip auch im Kleinsten gelten/wirken lassen. Kurz: partizipative Demokratie pflegen.