„Die Leistungsziffern sind, wie sie sind, und der Herr Direktor hat sie so präsentiert, dass sie noch schlechter ausschaun.“ Wir wiederholen diesen Satz, vom Präfekten Ioan Dragomir ausgesprochen, einem Mann, der aus dem ländlichen Raum des Temesch-Cerna-Durchbruchs stammt und lebenslang bisher nur im Finanzwesen gearbeitet hat. Den aber seine Partei, die PSD, immer in hohen Ämtern hielt und zuletzt zum Präfekten ernannte. Und vor nicht allzu langer Zeit bestätigte. Ausgesprochen wurde der Satz in der Öffentlichkeit, während der Tagung des Präfekturkollegiums.
Diese Tagungen des Präfekturkollegiums hielten wir bisher immer für gute und vertrauenswürdige Informationsquellen – und haben sie auch oft voller Vertrauen und guten Gewissens zitiert. Doch nach dieser „scherzhaften“ Bemerkung des Präfekten – mit der Anrüchigkeit einer Rüge – ziemt es sich wohl künftig, auch gegenüber Informationen, die der höchsten Regierungsvertretung im Territorium gegenüber in der Öffentlichkeit gemacht werden, die Fragezeichen nicht in der Innentasche stecken zu lassen.
Gefährlichkeit nackter Zahlen
Worum ging es? Cătălin Ionuț Hogea, selber der Spross eines Ex-Abgeordneten (der seinerseits von der Grundausbildung Lehrer ist), präsentierte als Leiter des Kreis-Statistikamtes (es heißt, dafür hätte er bei seiner Ernennung überhaupt keine Qualifizierung außer der Partei- und Familienzugehörigkeit gehabt) einen Querschnitt des statistischen Spiegels des Banater Berglands. Und der sah für 2024 im Vergleich zu 2023 gar nicht gut aus. Und so präsentierte Hogea ihn auch.
Das Volumen der Gesamt-Industrieproduktion des Banater Berglands lag 2024 um ganze 19,1 Prozent unter dem Leistungsniveau von 2023. Das Gesamteinkommen des Banater Berglands, aus „Haupt- und Nebenaktivitäten“, sank 2024 um 3,2 Prozent gegenüber 2023. Das Exportvolumen sank um 6,45 Prozent, es kamen um 2,9 Prozent weniger Touristen ins Banater Bergland (Tourismus ist sowieso ein Wunsch-Wirtschaftszweig im Südbanat, den alle Administrationen beschwören als Chance für die Zukunft, doch kaum eine tut etwas Konkretes in diese Richtung), es sank (kontinuierlich) die Bevölkerungszahl. Wachstum gab´s dort, wo es volkswirtschaftlich negativ ist: die Importe stiegen um 2,28 Prozent, die Arbeitslosigkeit um 0,8 Prozent, die durchschnittliche Rente um 21,6 Prozent (wo man ja weiß, dass diese Rentenerhöhungen keinerlei wirtschaftliche Deckung haben). Dass auch die Zahl der Beschäftigten um 0,55 Prozent anstieg, war bei alldem fast schon nebensächlich.
Der Chef beliebt zu scherzen
Der Kommentar des Präfekten Dragomir (PSD) im Weiteren: „Die monatliche Einkommensentwicklung, sagten Sie, stand im Dezember 2023 bei 6107 Lei brutto, im Dezember 2024 bei 7277 Lei brutto. Solche Zahlen sagen weniger, als wenn Sie gesagt hätten, dass das monatliche Einkommensniveau um 19 Prozent angestiegen ist. Das klingt interessanter, Herr Direktor, Sie haben die Zahlen so präsentiert, als ob du in der Opposition wärest, nicht mit in der Regierung säßest! Aber ich scherze jetzt ja bloß! Doch praktisch ist das die Realität: die Löhne sind gestiegen!“
Man bemerke bei diesem Droh-Scherz eines Chefs dem Untergebenen gegenüber den in Rumänien typischen unmittelbaren Wechsel zwischen „Sie“ und „du“, den man früher bei Verhören durch die „Organe“ dauernd feststellen konnte. Und die „Realität“ des Präfekten mit den „angehobenen“ Löhnen ist auch nur insofern eine „Wirklichkeit“, wenn man die Inflation und die Kaufkraft nicht in Betracht zieht. Denn in der „wirklichen Wirklichkeit“ sind die Löhne zwar nominell angehoben worden, durch Misswirtschaft, Inflation und Untergrabung der Kaufkraft durch populistisches Rausschmeißen von Geldern im Gießkannen- und Wahlvolk-Köder-Prinzip ist das jetzt in absoluten Zahlen höhere Lohneinkommen geringer, eindeutig weniger wert, als das frühere „geringere“ Lohnaufkommen.
Verfolgte man, mit den Bemerkungen des Präfekten im Hinterkopf, den Auftritt der Forstaufsicht, einer der Institutionen, die die Banater Wälder vor ihner Vernichtung durch die Kettensägen der Holzmafia schützen soll, vor demselben Präfekturkollegium, eine Woche später, und setzte man die Lehren an, die man mittels des Berichts des Statistikamtes und den Präfektenkommentaren dazu sich verinnerlichen musste, kommen sofort die großen Fragezeichen.
Ein- und Zudecken mit Ziffern
Sie, die Forstaufsicht, habe 2024 1500 Kontrollmaßnahmen durchgeführt (man teile mal 1500 durch die Zahl der Tage eines Jahres…), 59 „Forstverbrechen“ aufgedeckt, 48 illegale Forsteinschläge, einen (!!!) Holzdiebstahl, sieben Fälle illegaler Nutzung des Markierhammers, drei Fälschungen mittels Informatik auf der Holzeinschlag-Verfolgungsplattform Sumal 2.0 und insge-samt Geldstrafen über 1,335 Millionen Lei verhängt – von denen bisher 40 Prozent in den Staatshaushalt flossen. Um den Rest wird prozessiert (wer bezahlt die Kosten verlorener Prozesse?)…
Der Bericht strotzt nur so von Zahlen, mal habe man 1997,34 Kubikmeter Holz im Wert von 527.000 Lei konfisziert, mal 1581 Kubikmeter im Wert von 441.000 Lei, dann seien wieder 976,22 Kubikmeter Holz in illegalen Forstschlägen festgestellt und beschlagnahmt worden, die 384.390 Lei wert waren usw., usf. Den Gesamtschaden in den Forsten des Banater Berglands, der durch Illegalitäten im Forstwesen entstand, beziffert die Forstaufsicht auf 5301,78 Kubikmeter illegal geschlagenes und/oder für die Kommerzialisierung bereitgestelltes Holz. 2023 meldete die Forstaufsicht für das gesamte Jahr, zum Vergleich, 2038,54 Kubikmeter illegal geschlagenes Holz… Ob jetzt die 2024 zweieinhalbfach höhere Zahl positiv oder negativ gesehen werden muss, bleibt eine Sache der Sichtweise und Interpretation…
Dabei wäre der einfachste und einprägsamste Bericht der Forstaufsicht eine Rundreise des Präfekturkollegiums unter Führung von Vertretern der Umweltschutzorganisationen – die in Dauerfehde liegen mit der Forstverwaltung und den Kontrollinstitutionen der Wälder – durch die Forste des Banater Berglands, abseits der Hauptverkehrsstraßen und möglichst durch die Nebentäler von Hauptstraßen: dort stehen heute fast keine Bäume mehr, die älter sind als, geschätzt, die Mindestschlagreife von 50-60 Jahren…. Einen nachhaltigeren Bericht über die Effizienz der Arbeit der Forstaufsicht kann man sich kaum vorstellen, als eine solche Reise abseits der Hauptstraßen durchs Banater Bergland. Das Bild, das sich bietet, spricht mehr als alle Berichte, die der Präfektur vorgelegt werden. Und all das ohne jede Sitzung, unmittelbar, direkt. Vor Ort.