Ist Ihnen bekannt, dass die Bundesrepublik Deutschland aufgrund eines geheimen Abkommens für jeden ausgereisten Rumäniendeutschen in der Zeit des Kommunismus eine Geldsumme an den rumänischen Staat gezahlt hat? Dies war eine der Fragen in einer Meinungsumfrage, die das Rumänische Institut für Evaluierung und Strategie (IRES) am 6. und 7. Mai durchgeführt hat. Dessen Direktor, der Soziologe Prof. Dr. Vasile Dâncu, stellte die Ergebnisse am 8. Mai auf der Konferenz zum Thema der geheimen Abkommen vor, welche die Konrad-Adenauer-Stiftung in Kooperation mit dem Demokratischen Forum der Deutschen in Rumänien in Bukarest veranstaltet hatte. Die Ergebnisse stellte uns Dr. Vasile Dâncu freundlicherweise zur Verfügung. Befragt wurde eine repräsentative Population von 1288 Personen im Alter von über 18 Jahren (mittels PC-unterstütztem Telefoninterview, die Fehlerquote beträgt ± 2,8 Prozent). Die Umfrage beinhaltete insgesamt neun Themenkomplexe, mit denen die Wahrnehmung der Deutschen/Deutschlands und der Siebenbürger Sachsen (als Bezeichnung für die deutschen Siedlergruppen in Rumänien) erfasst werden sollte. Die Ergebnisse sind überaus deutschfreundlich.
Gefragt wurde zu Beginn nach der bevorzugten nationalen Minderheit in Rumänien. Mit 15 Prozent liegen die Deutschen an der Spitze, 13 Prozent erhielt die ungarische Minderheit, 4 Prozent die Roma, 14 Prozent der Befragten hatten keine Vorliebe, 30 Prozent antworteten mit „weiß nicht“ und 10 Prozent gaben keine Antwort. Auf die Frage nach der allgemeinen Meinung über die deutsche Minderheit gaben 36 Prozent an, sie sei sehr gut und weitere 46 Prozent haben eine gute Meinung, insgesamt 82 Prozent bewerten sie also positiv, und nur 4 Prozent der Befragten gaben an, eine schlechte Meinung zu haben. Bei der differenzierten Analyse der auf diese Frage erteilten Antworten wurde festgestellt, dass von den Teilnehmern aus Siebenbürgen und dem Banat 89 Prozent eine sehr gute und gute Meinung über die Rumäniendeutschen haben, die Meinung bei 23 Prozent der 18 bis 35-Jährigen und bei 39 Prozent der über 36-Jährigen sehr positiv ausfällt und in beiden Kategorien nur 3 Prozent eine schlechte Meinung über die Rumäniendeutschen haben. Gefragt, ob sie Rumäniendeutsche persönlich kennen, gaben 9 Prozent an, eine und 40 Prozent mehrere Personen aus dieser Bevölkerungsgruppe zu kennen, 51 Prozent aber kannten keine Angehörigen der deutschen Minderheit (0,2 Prozent der Befragten waren Rumäniendeutsche). Interessant – und verständlich – haben 43 Prozent der ab 36-Jährigen, aber nurmehr 28 Prozent der Personen von 18 bis 35 Jahren persönliche Bekannte unter Rumäniendeutschen, während 65 Prozent aus letztgenannter Alterskategorie keinen Rumäniendeutschen kennengelernt haben.
Die 31 Prozent der Interviewten, die angaben, rumäniendeutsche Nachbarn oder Arbeitskollegen zu haben, wurden auch nach den Beziehungen zu diesen befragt. 60 Prozent sagten, sie haben ein sehr gutes und 37 Prozent ein gutes Verhältnis und nur 2 Prozent bemängelten das Verhältnis. Nach Bürgern der Bundesrepublik Deutschland befragt, gaben ebenfalls 51 Prozent an, niemanden persönlich kennengelernt zu haben, 38 Prozent jedoch kannten mehrere. Von jenen, die deutsche Bürger als persönliche Bekannte haben, hatten 99 Prozent eine gute oder sehr gute Meinung über sie. In Deutschland waren 29 Prozent der Befragten gewesen – von den Interviewten aus dem Banat und Siebenbürgen 35 Prozent. Von jenen, die Deutschland bislang nicht besucht haben, würden 87 Prozent dies gern tun, von den 18- bis 35-Jährigen gar 96 Prozent.
Rumänisch-deutsche Beziehungen
Gefragt wurde ferner nach den Beziehungen zwischen Rumänien und Deutschland. 70 Prozent der Befragten schätzen sie als gut und 13 Prozent als sehr gut ein, und nur 5 Prozent betrachten sie als schlecht. Als besonders positiv werden die deutsch-rumänischen Beziehungen von den 18- bis 35-Jährigen eingeschätzt: 85 Prozent bezeichnen sie als sehr gut und gut und derselbe Prozentsatz wurde von den in Siebenbürgen und im Banat Wohnenden erreicht. Gefragt, was Deutschland für Rumänien darstellt, meinten 71 Prozent, es sei ein Freund, und 6 Prozent es sei Gegner, während 17 Prozent der Teilnehmer der Ansicht sind, es sei weder Freund noch Gegner. Nach den deutschen Investitionen befragt, meinten 59 Prozent, es seien zu wenige, 3 Prozent es seien zu viele und 19 Prozent fand ihr Quantum angemessen (19 Prozent antworteten „weiß nicht“). Sehr bekannt ist Kanzlerin Angela Merkel: Von den 60 Prozent, die angaben zu wissen, wer Bundeskanzler ist (66 Prozent in Siebenbürgen und im Banat), konnten 87 auch den Namen nennen (2 Prozent meinten, es sei Helmut Kohl).
Interessant sind die Umfrageergebnisse zum Komplex „deutsche Sprache“: Insgesamt gaben 11 Prozent an, sie zu sprechen, der Prozentsatz der Deutschsprechenden macht im Banat und Siebenbürgen 19 Prozent, unter den über 36-Jährigen 12 Prozent und unter den 18- bis 35-Jährigen nur 8 Prozent aus. Dieses Manko scheint den jungen Leuten bewusst zu sein, denn von den 59 Prozent der Befragten, die jemanden kennen, der Deutsch gelernt hat oder lernt, gehörten 70 Prozent in die Kategorie der 18- bis 35-Jährigen. Ferner gaben 72 Prozent der Befragten an, Deutsch lernen bzw. ihre Sprachkenntnisse verbessern zu wollen, sollten sie ein Jobangebot von einer deutschen Firma erhalten.
Die Massenausreise
Was nun die Thematik der Konferenz angeht, so hatten 74 Prozent von der massiven Ausreise der Rumäniendeutschen in der Ära Ceauşescu gehört und davon schätzten 66 Prozent diese Emigration als schlechte, 23 Prozent aber als eine gute Sache ein. Was die unterschiedlichen Kategorien der Befragten angeht, so hatten 82 Prozent der im Banat und in Siebenbürgen Lebenden von der Massenemigration gehört, von den 18- bis 35-Jährigen allerdings nur 48 Prozent, hingegen 80 Prozent der ab 36-Jährigen. Vom geheimen Abkommen hatten 43 Prozent der Befragten gehört, davon betrachten 65 Prozent „die Transaktion“ als „inkorrekt“, d. h. als nicht in Ordnung, dass die BRD für die Ausreise der Rumäniendeutschen Geld an den rumänischen Staat gezahlt hat, 21 Prozent meinen, dies sei in Ordnung gewesen, 13 Prozent antworteten „weiß nicht“. Was die Ursache der Ausreise angeht, so gaben 63 Prozent an, daran sei die Ceauşescu-Diktatur und 11 Prozent die Armut/der niedere Lebensstandard schuld gewesen. Auf die Frage, ob der rumänische Staat den ausgereisten Rumäniendeutschen gegenüber noch eine Verantwortung hat, antworteten 29 Prozent „ja“, 46 Prozent „nein“ und 25 Prozent „weiß nicht“.
Ob es für Rumänien gut oder schlecht wäre, würden die Sachsen und Schwaben in ihre verlassenen Dörfer zurückkommen, wurde ebenfalls gefragt. 80 Prozent der Interviewten meinten, es wäre gut, 10 Prozent, es wäre schlecht, 2 Prozent es sei weder gut noch schlecht und 8 Prozent antworteten „weiß nicht“. 74 Prozent der Befragten wären einverstanden, dass der rumänische Staat die Rückkehr der in der kommunistischen Periode ausgereisten Rumäniendeutschen fördert – der Prozentsatz der ab 36-Jährigen liegt gar bei 77 Prozent. 17 Prozent sprachen sich gegen eine solche Maßnahme aus. Freuen würden sich 95 Prozent, wenn die Ausgereisten ihre Heimatorte besuchen, 3 Prozent hätten was dagegen. Das Fazit? Fast drei Viertel der befragten Personen erklärten, von der massiven Ausreise der Rumäniendeutschen in der kommunistischen Zeit gehört zu haben, von denen 23 Prozent der Ansicht sind, dies sei gut gewesen für Rumänien, 66 Prozent aber bedauern es. 29 Prozent der Interviewten gaben an, der rumänische Staat habe weiterhin eine Verantwortung für die ausgereisten Rumäniendeutschen. Acht von zehn der Umfrageteilnehmer meinten, es wäre gut, wenn die Sachsen und Schwaben in die verlassenen Dörfer zurückkehren, und fast drei Viertel sind der Ansicht, der rumänische Staat müsse die Rückkehr jener, die vor 1989 ausgereist sind, fördern.