Simions Wahlerfolg verängstigt Anleger und Wirtschaftsexperten

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Bukarest (ADZ) - Nachdem der Finanzmarkt verstört auf den Erdrutschsieg George Simions im ersten Durchgang der Präsidentschaftswahlen reagierte, versucht sein Gegner in der Stichwahl die Gemüter zu beruhigen: Kein Grund zur Panik, sagt der Bukarester Oberbürgermeister Nicușor Dan. Die Zentralbank habe nämlich eine Devisenreserve von 60 Milliarden Euro, die jeden Angriff auf den Leu abwehren könne. Zudem beginne Rumänien, signifikante EU-Mittel abzuschöpfen, fügte er beschwichtigend hinzu. Dabei war es Nicușor Dan selbst gewesen, der einige Stunden früher auf Facebook darauf hingewiesen hatte, dass die Zentralbank zwei Milliarden auf den Markt werfen musste, um den Kurs zu halten – der dann doch auf ein Rekordtief absackte.

Die amerikanische JP Morgan Bank rechnet im Falle eines Wahlsiegs Simions auch am 18. Mai mit dramatischen Folgen für den Leu. Schlimmstenfalls könnte sich der Kurs auf bis zu sechs Lei für einen Euro verschlechtern, so die Experten der Bank. Dunkle Wolken am Finanzhorizont sieht auch der Finanzexperte Adrian Codîrlașu. Auch wenn der rumänische Präsident keine direkten wirtschaftspolitischen Kompetenzen hat, komme ihm eine bedeutende Rolle in der Außenvertretung des Landes zu – vor allem gegenüber der EU. Sollte der Präsident regelmäßig auf Konfrontationskurs mit Brüssel gehen, etwa nach dem Modell Ungarns, könnten die europäischen Fördergelder gekürzt werden, warnt Codîrlașu in einem Gespräch mit Spot Media. Eine proeuropäische Haltung des Staatsoberhaupts sei daher entscheidend für wirtschaftliche Stabilität. Ohne die Unterstützung der Union werde es für das Land äußerst schwierig, seine Wirtschaft zu finanzieren, zumal die hohen Defizite belastend wirken. Der frühere liberale Premierminister Florin Cîțu sieht schon jetzt dringenden Handlungsbedarf, nicht erst nach den Wahlen. Es gelte, schnell eine Regierung zu bilden: Zwei Wochen, in denen Rumänien von den Finanzmärkten abgeschnitten ist, bedeute, in Zahlungsunfähigkeit zu geraten, findet er.