Temporäres Haus europäischer Kulturinstitute

HEI soll auch als Raum für inklusive und lokale Kulturprojekte dienen

Bei der Pressekonferenz zur HEI-Eröffnung sprachen Co-Kuratorin und Koordinatorin Cristiana T˛utu, der Temeswarer Bürgermeister Dominic Fritz und EUNIC-Vorsitzender Julien Chiappone-Lucchesi.

Die Ausstellung „Circular Catalysts“ kann bis am 9. Juli in der Theresenbastei besucht und angefasst werden und ist Teil des globalen Programms „British Council Circular Cultures / Making Matters“. Fotos: Astrid Weisz

Temeswar - Das House of European Institutes, kurz HEI, wurde gestern offiziell in der Temeswarer Theresienbastei eröffnet. Bis Dezember soll dieses multikulturelle Zentrum der Nationalen Kulturinstitute der Europäischen Union (kurz EUNIC) Veranstaltungen verschiedener Kulturinstitute europäischer Länder und Kulturreferate der Botschaften in Rumänien beherbergen. Bei der Eröffnung unterstrich der Vorsitzende von EUNIC Rumänien Julien Chiappone-Lucchesi (Leiter des Französischen Kulturinstituts Rumänien), dass es sich bei HEI um ein europaweit einmaliges Projekt handle, das teils noch ein Experiment mit vielen kulturellen und bürokratischen He-rausforderungen sei, wobei dem Goethe-Institut Bukarest und dem Deutschen Kulturzentrum Temeswar besonders zu danken ist, weil diese den größten administrativen Teil stemmen. Die beiden Kuratorinnen des Eröffnungs-Programms Cristiana Tăutu (Head of Arts beim British Council Romania) und Tamina Bojoanc² (Kulturmanagerin am Goethe-Institut Bukarest) unterstrichen die inhaltlichen Schwerpunkte, sowie, dass man nebst den bereits vorbereiteten Ausstellungen, Debatten, Workshops, Präsentationen und Events für weitere Kooperationen mit lokalen Partnern offen sei und sie zum Mitmachen, auch mit Eigeninitiativen im Rahmen der bestehenden räumlichen und finanziellen Möglichkeiten, ermutige. Hinzu käme das gemeinsame Projekt der CMA – Kulturmanagerakademie (7. Auflage des Goethe-Instituts), die in diesem Jahr Kulturgestalter aus den europäischen Kulturhauptstädten Temeswar, Veszprém (Ungarn) und Elefsina (Griechenland) in regelmäßigen Abständen in den Kulturhauptstädten selbst zusammenbringt, um über die Nachhaltigkeit ihrer Programme, das Erbe der Kulturhauptstadtprogramme zu diskutieren, an Fortbildungsmaßnahmen teilzuhaben, aber auch, um sich untereinander auszutauschen, zu vernetzen und gemeinsam neue partizipative Projekte zu gestalten. Ein erstes Treffen soll bereits Mitte Juli in Temeswar stattfinden.

Eröffnet wurde im HEI am Mittwochabend auch die Ausstellung zum Anfassen „Circular Catalysts“ seitens des British Councils in Zusammenarbeit mit dem Rumänischen Kulturinstitut. Hauptthema sind Lösungen für die Klimakrise durch Rückgriff auf Handarbeit und Rückkehr zu einer engeren Verbindung zur Natur. Sinn des HEI-Kulturzentrums sei es, das Angebot des Programms „Temeswar – Europäische Kulturhauptstadt 2023“ durch kuratorische Projekte zu ergänzen, die für Themen wie Vielfalt, Nachhaltigkeit, Gleichstellung oder Menschenrechte stehen. Entsprechend bringen beispiels-weise das Polnische Institut und das Tschechische Zentrum ab dem 26. Juli die Ausstellungen „Polnische und rumänische Frauen, die die Welt verändert haben“ und „Die Heldinnen“ mit bemerkenswerten Schicksalen von Frauen und deren Leistungen in den Vordergrund. Eine immersive Klanginstallation mit virtueller Komponente setzt sich am 20. und 21. Juli mit generationenübergreifenden Traumata unter dem Titel „Flori de copii. Bunica. Mama. Feti]a. Trilogie contemporan²“ (Kinderblumen. Großmutter. Mutter. Das Mädchen. Zeitgenössische Trilogie) auseinander. Das Deutsche Kulturzentrum Temeswar plant seinerseits zusammen mit der schweizerischen Botschaft und dem Österreichischen Kulturforum, im Herbst die Ausstellung „100 beste Plakate“ mit der Auswahl des Jahres 2021 zu zeigen und die Temeswarer Kulturszene einzuladen, sich mit dem Thema Design im deutschsprachigen Raum auseinanderzusetzen.

Die Räume der ehemaligen Calpe-Gallerie hat die Stadt Temeswar laut Angaben von Bürgermeister Dominic Fritz mit rund 100.000 Euro renoviert und dem durch das Projektezentrum der Stadt aus Mitteln des Kulturministeriums geförderten HEI-Projekt zur Verfügung gestellt. Gestartet ist es erst zur Jahreshälfte, zumal die Ausschreibung für die Fördergelder im Rahmen des Programm „Echoes“ erst im März erfolgte. „Wir versuchen, in diesem Jahr mehrere ungenutzte Räume der Stadt in die Kulturlaufbahn zu bringen und sie langfristig der Kulturszene zu überlassen, so wie wir es auch mit dem Ștefania-Palast gemacht haben, in dem lange Zeit ein Supermarkt war und wo nun eine mit industriellem Charme hergerichtete, ausgebuchte Ausstellungsräumlichkeit entstanden ist oder ein ehemaliger Friseursalon in der Vasile-Alecsandri-Straße, der demnächst Temeswarer Kulturakteuren zur Verfügung gestellt wird. Von dem Projekt HEI wünschen wir uns natürlich, dass es über das Jahr 2023 hinaus besteht und sich diese europäischen Kulturinstitute und –Referate aus ihrem Bukarester Schneckenhaus herauswagen würden und dauerhaft hier eine gemeinsame Präsenz in Temeswar hätten“, so Fritz.

An diesem Eröffnungswochenende gibt es heute eine Podiumsdiskussion, organisiert vom Österreichischen Kulturforum Bukarest unter dem Titel „Repair Talk“ um 17.30 Uhr, bei der es um Nachhaltigkeit in der Kulturproduktion geht, während am morgigen Samstag um 16 Uhr eine multikulturelle und multisensorielle Party steigt. Die Projekte und Ausstellungen in der Theresienbastei sind mittwochs bis freitags von 16 bis 20 Uhr und an den Wochenenden von 11 bis 20 Uhr zu besichtigen. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen des HEI ist frei. Das genaue Programm ist sowohl auf der Webseite timisoara2023.eu im Bereich Projekte zu finden, als auch auf der HEI-Facebookseite und der EUNIC-Webseite.