Das Territorialbüro Karasch-Severin der Direktion zur Bekämpfung des Organisierten Verbrechens und des Terrorismus (DIICOT) forderte durch seine Staatsanwälte zum vierten Mal eine Verlängerung der Untersuchungshaft für Ilie Canea, den Sohn des gleichnamigen Bürgermeisters der Gemeinde Lăpuşnicel in der Almăj-Senke (ADZ berichtete). Das Kreisgericht Karasch-Severin gab dem DIICOT-Ansuchen statt und verlängerte die Vorbeugehaft im Arrest des Kreisinspektorats der Polizei in Reschitza um weitere 30 Tage.
Ilie Canea sen. ist ein ehemaliger Kleinhändler mit Getreide, der mit seinem Dacia-Transporter Fahrten in die Banater Ebene unternahm und das dort von Kleinfarmern aufgekaufte Getreide vorwiegend in den Ortschaften des Almasch-Beckens weiterverkaufte, wobei er – in fast allen Fällen am Fiskus vorbei – zu einem kleinen Vermögen kam, vor allem aber zu einem Bekanntheitsgrad, der es ihm ermöglichte, erfolgreich als Bürgermeister in seinem Wohnort Lăpuşnicel zu kandidieren.
Sohn Ilie Canea jun. begann daraufhin unter dem Schutz des Vaters mit Geschäften im Bereich der Holzfällerei und der Sägewerke, wo er rasch zu einem beträchtlichen Vermögen kam, das sichtbar wurde im Bau einer eigenen luxuriösen Immobiliengruppe am Rande der Ortschaft, wohin Sohn Ilie Canea sich häufig zur persönlichen Erbauung diverse „Stars und Starletts“ der inländischen Musik- und Erotikszene einlud, deren unverhältnismäßig hohe Gagen er anstandslos zahlte. Dieses Leben eines Krösus vom Lande zog die Aufmerksamkeit der Antikorruptionsstaatsanwaltschaft DNA und von DIICOT auf sich, die den knapp Dreißigjährigen erst mal vom Inlandsgeheimdienst SRI überwachen ließen.
Offensichtlich wurden schnell Merkmale des „Systems Canea“, das darin bestand, dass Ilie Canea jun. seine „Geschäfte“ am Fiskus vorbei organisierte, indem er laufend Firmen gründete und aus dem Handelsregister bald darauf wieder löschte, wobei er aber den Kundenkreis regelmäßig beibehielt (bzw. von einer Firma zur Nächsten „mitnahm“), die Steuern für seine Transaktionen im Bereich der Holzindustrie über die kurzfristig gegründeten und wieder aufgelösten Firmen aber schuldig blieb, bis sich – nach bisherigen Erkenntnissen der DIICOT-Staatsanwaltschaft – eine Steuerhinterziehung von mehr als fünf Millionen Lei ansammelte. DIICOT schlug zu und verhaftete die beiden Caneas in ihrem Reich. Das war am 21. November 2014. Dank des tadellos funktionierenden „Systems Canea“ war dem Vater und Bürgermeister nichts nachzuweisen und er kam nach ein paar Tagen frei – um sich seither regelmäßig seiner Beziehungen zu brüsten und damit, dass er den Sohn auch noch freikriegen wird und diesem dann auch gleich einen soliden Persilschein ausstellen lässt, der eine Wiederholung eines solchen Vorfalls schwierig machen wird.
Bisherigen Erkenntnissen der DIICOT-Staatsanwaltschaft zufolge haben die „Geschäftsaktivitäten“ von Ilie Canea jun. aber „eindeutig den Charakter eines organisierten Verbrechens, mit einem eigens dazu gegründeten Ring von Gesetzesbrechern“. Die Firmen, die Ilie Canea jun. gründete, hatten entweder fiktive Adressen, oder die Adresse eines leerstehenden Hauses im Weichbild der Gemeinde, wo Ilie Canea sen. Bürgermeister war, oder hatten arme Schlucker als alleinige Firmenbesitzer eingetragen, denen für ihre Unterschrift ein Glas Schnaps bezahlt wurde und die gar nicht wussten, um was es sich da eigentlich handelt.
Zum Ring der Wirtschaftsverbrecher, den Ilie Canea jun. aufgebaut und betrieben hat, gehören mehrere Sägewerksbetreiber und Großhändler mit Holz, aber vermutlich auch Verantwortliche aus der Forstverwaltung, Speditionen, wahrscheinlich auch Leute vom Zoll und vom Handelsregister. Einziges Ziel des Wirbels unaufhörlicher Firmengründungen und –auflösungen, den Ilie Canea jun. organisierte, war die Verwischung von Spuren seiner Geschäfte und die Vermeidung der Bezahlung der dafür fälligen Steuern, behauptet DIICOT, wofür er seine bandengleiche Organisation aufbaute, die aus einem relativ überschaubaren Kreis von Unternehmern sowie diversen Handlangern bestand.