Wo spukt es nachts in Bukarest?

Auf Schritt und Tritt mit Geistergeschichten, Mythen und Legenden

Das „Haus des schwarzen Blutes“ in der Mântuleasa-Straße Nr. 33

Im Cișmigiu-Hotel soll der Geist einer verunglückten Studentin keine Ruhe finden.

Das Weinen der hier im ehemaligen Postkrankenhaus Verstorbenen soll vor allem an kalten Winternächten auf der Straße zu hören zu sein. | Fotos: der Verfasser

Die renovierten Fassaden der Bukarester Altstadt und die historischen Gebäude der rumänischen Hauptstadt können zahlreiche Geschichten erzählen – manchmal sogar über Geister, Spuk, gequälte Seelen oder Hexen. Bewohner und Besucher sprechen über Geisterbusse, mysteriöse Hilferufe und schwebende Gestalten, als Erinnerung an längst oder noch nicht so lange zurückliegende tragische Ereignisse...

So erzählen Passanten, die nach Mittelnacht über die Strada Franceză der Altstadt schreiten, von quälenden Schreien und Hilferufen von Kindern, immer bei Nummer 13-14. In diesem Gebäude soll Stravrache Hagi-Orman ein Waisenhaus für Straßenkinder betrieben haben, ein von Grund auf böser Mensch, der seine 203 Insassen zum Arbeiten zwang, ohne sie entsprechend zu ernähren, bis diese letzten Endes verstarben. Besonders häufig sei zu hören: „Wasser! Wir wollen Wasser!“.

Auch auf der Covaci-Straße scheinen geheimnisvolle Stimmen zu erklingen. Die Einheimischen munkeln über ein Gemeinschaftsgrab von Pestopfern, die ohne Wissen ihrer Verwandten hier begraben wurden und seither nachts durch die Gegend spuken. Des Weiteren soll bei Ausgrabungen auch die Leiche einer Frau entdeckt worden sein, deren Geist ebenfalls herumgeistert.

Auch die Geister eines weiteren Gemeinschaftsgrabs in der Soarelui-Straße sollen die Nächte der Passanten und Anrainer stören.

Gleich hinter der Covaci-Straße liegt das Komödientheater und das Ovidiu-Marina-Krankenhaus. Noch vor dem Zweiten Weltkrieg befand sich an diesem Ort das Krankenhaus der Postbehörde, wo Schwerkranke eingeliefert wurden – angeblich aber nicht zum Genesen, sondern um deren Organe auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen. Das Weinen der Todkranken soll vor allem an kalten Winternächten auf der Straße zu hören zu sein.

Mysteriöse Hilferufe ertönen auch an der Stelle, an der das Kloster des Heiligen Antonius (bzw. das Gefängniskloster) am 24. März 1847 komplett abgebrannt ist und dutzende Opfer forderte. Die Stimmen dieser Toten, die in einem Gemeinschaftsgrab bestattet wurden, das mit einem einzigen Kreuz gekennzeichnet wurde (Stelle bekannt als „Kreuzplatz“) scheinen ihren Weg ins Jenseits noch nicht erkannt zu haben, weswegen sie nachts in der Gegend des ehemaligen Klosters umherirren.

Abseits der Altstadt Bukarests...

Ein bisschen abseits der Altstadt liegt das Cișmigiu-Hotel, das während des Kommunismus auch als Studentenheim betrieben worden ist. Der Legende nach soll an einem Wochenende eine  Studentin aus der Republik Moldau in den Liftschacht gefallen sein, sich dort schwer verletzt haben und nach drei Stunden bitterlichen Hilferufen verstorben sein. In manchen Nächten sollen ihre Schreie bis heute hinaus auf die Straße klingen.

Im „Haus des schwarzen Blutes“ in der Mântuleasa-Straße Nr. 33, welches seit knapp 50 Jahren nicht mehr bewohnt ist, soll der Geist von Mircea Eliade sein Unwesen treiben. Andere Stimmen meinen, der dortige Spuk sei Eliades Inspiration für den Roman „Fräulein Christina“ gewesen. Ursache seien unerklärbare Morde, die in diesem Haus stattgefunden haben sollen, insbesondere derjenige einer Prostituierten Mitte des 19. Jahrhunderts, weswegen angeblich oftmals in der Früh dunkelrote, blutähnliche Spuren am Tor zu sehen seien.

Der Gründer des Stadtviertels Bucureștii Noi und des dortigen Parks, Nicolae Bazilescu, soll, nach seinem tragischen Ende, durch ein seltsames Husten mitten in der Nacht und seine schattenhafte Erscheinung im Sommertheater, mitten im Park, die Passanten auch heute noch erschrecken.

Ein angeblicher Selbstmord sei der Grund, warum es im Museum der Feuerwehr, dem ehemaligen Wasserturm (Foișorul de Foc) spuke. Vor langer Zeit, erzählt man, habe die Frau des Nachtwächters die Untreue ihres Mannes beweisen wollen und sich nachts an seinen Arbeitsplatz geschlichen, wobei sie das Gleichgewicht verlor und vom Turm zu Tode stürzte. Eine weitere Legende erzählt von einem Feuerwehrmann, der an diesem Ort durch spontane  menschliche Selbstentzündung verstorben sei, weswegen am 9. jedes Monats im Museum außergewöhnliche Lichtspiele zu beobachten seien. Zeugen sprechen über ein allgemeines ungutes Gefühl während des Flackerns.

Ganz unheimlich klingt das „Haus des Teufels“ auf der Praporgescu-Straße Nr. 19, gleich hinter dem Nationaltheater, dessen dämonische Besetzung den Passanten der gesamten Batiștei-Gegend angeblich regelmäßig die Haare zu Berge stehen lässt. In diesem Haus sollen in der Zwischenkriegszeit zwei Frauen ermordet worden sein, eine weitere habe hier Selbstmord begangen, weswegen bei Neumond auf den Außenwänden des Hauses die Teufelszahl 666 zu sehen sei.

Auch die Schule der ehemaligen Königlichen Familie scheint vor Spuk nicht gefeit zu sein. Hier seien die Töchter der vornehmsten Bukarester Familien der Strenge und Willkür der Lehrkräfte ausgesetzt gewesen... Schüler, Lehrkräfte und Passanten sollen hier nicht nur außergewöhnliche Geräusche gehört, sondern auch kalte Windböen und unangenehme Gerüche wahrgenommen haben. Gegenstände sollen einfach zum Leben erwacht sein – offenbar ein Poltergeist-Phänomen. Es gibt Gerüchte zu geheimen, zugangslos eingemauerten Zimmern und einem geheimen Tunnel...

Sogar (oder insbesondere) in der Casa Vernescu sollen Geister zugange sein. Der Legende nach sollen sich zahlreiche Spieler hier das Leben genommen haben, nachdem sie beim Kartenspiel oder Roulette ihr Vermögen verspielt hätten. Ungewöhnliche Geräusche und sonderliche Gerüche von Kerzenrauch seien dort wahrzunehmen.

Die Opfer des Parlamentspalasts…

...spuken auch heute noch im Gebäude, heißt es. Die Nachtschicht spricht über ungewöhnliche Pfeifgeräusche, gebrochene Siegel oder ausgelöste Alarme, die angeblich von den Opfern stammen, die während des Baus des zweitgrößten zivilen Gebäudes der Welt das Leben verloren haben. Auf den breiten Fluren des Parlamentsgebäudes soll auch der Name „Ancuța“ des öfteren ertönen. Ob sie die damals junge Architektin Anca Petrescu rufen?

Der Spukbus Nr. 75 zum Nordbahnhof…

…. soll oftmals nachts vom Universitätsplatz zum Nordbahnhof fahren, auch wenn er nicht im Fahrplan des Straßenverkehrsbetriebs aufscheint.

Auch am Rosetti-Platz soll nach zwei Uhr morgens ein alter DAF-Bus ohne Lichter und ohne Fahrer verkehren, mit den Seelen der Verstorbenen an Bord.

Der Hexen-Teich...

...liegt nur wenige Kilometer weit weg von Bukarest, in einem Wald im Bereich Voluntari, in dem der Legende nach Vlad der Pfähler getötet wurde. Einheimiche sprechen über außerirdische Mächte, die den Bereich beschützen, die Grund für unerklärbare Phänomene seien. Angeblich soll der Teich unendlich tief sein: vor Jahrzehnten ließen Einheimische einen schweren Stein ins Wasser hinab, der auf keinen Grund stieß. Tiere würde kein Wasser aus dem Teich trinken und im Sommer würde es hier manchmal schneien, bezeugen Anrainer. Der kommunistische Diktator Ceaușescu hatte den Teich entwässern wollen und mehrere LKWs mit dem Schrott des 1977er Erbebens versenkt, welcher in den Tiefen verschwunden sei.

Wichtiger sei aber das Hexen-Treffen am Tag des Heiligen Georg oder des Heiligen Andreas, an dem hier die Tore zu anderen Welten offen stehen sollen.

Das Kloster Chiajna

Berühmt für paranormale Erscheinungen ist auch das Chiajna-Kloster, erbaut im 17. Jahrhundert während der Herrschaft von Alexandru Ipsilanti. Nach unterschiedlichen Belagerungen und Seuchen wurde das Kloster verlassen und die Glocken in den Dâmbovița-Fluss geworfen, nachdem die Bewohner das Kloster verdammt haben. Bei Vollmond sollen die Glocken auch heute noch klingen, meinen manche der Einheimischen. Der eigentliche Grund sei, dass das Kloster und dessen Grundstück ursprünglich nicht gesegnet wurden. Im Volksmund spricht sich aber auch eine Legende herum, dass die Verdammnis auf Prinzessin Ancuța zurückgehe, die Tochter von Petru Rareș und die Enkelin von Ștefan dem Großen, die auf Befehl ihrer Mutter getötet wurde, weil sie ungehorsam war und mit ihrem Liebhaber aus dem königlichen Palast geflüchtet war.


Diese und weitere Spukgeschichten finden Sie auf den Facebook-Seiten „Vânatorii de fantome“ und „Departamentul de Investigatii a Fenomenelor Paranormale din România“, YouTube „Statia Dezorientarii“ sowie in verschiedenen Medien: Historia.ro, Adevarul.ro, Libertatea.ro und Digi24.ro