Zwischen Neutralität und Engagement

Zwei Persönlichkeiten aus Temeswar zu den Wahlen

Temeswar – Die bevorstehenden Präsidentschaftswahlen werfen in Rumänien ihre Schatten voraus – begleitet von politischer Polarisierung und wachsender Unsicherheit. Inmitten dieser aufgeheizten Atmosphäre melden sich zwei bekannte Fernsehpersönlichkeiten mit ganz unterschiedlichen Tönen zu Wort: Dan Negru und Virgil Ianțu. Beide gehören zu den Medienfiguren Rumäniens, doch ihre Aussagen im sozialen Netzwerk „Facebook“ zur aktuellen Lage könnten kaum gegensätzlicher sein. Sie haben jedoch einen gemeinsamen Nenner: Sie kommen beide aus Temeswar/Timișoara, leben jedoch seit Jahrzehnten in der Landeshauptstadt Bukarest. Dan Negru ist für seine kritischen Aussagen über das Temeswarer Geschehen vor allem unter Bürgermeister Dominic Fritz (USR) bekannt, während Virgil Ianțu sich immer auf der anderen Seite der Barrikade positioniert hat.

Dan Negru, ein Showmaster mit jahrzehntelanger Bildschirmpräsenz, versucht in seinen Aussagen neutral zu bleiben. Er betont, nie öffentlich einen Kandidaten oder eine Partei unterstützt zu haben – trotz der großen Reichweite seiner Programme. „Ich habe es nie getan, weil ich wusste: Egal, wer gewinnt – wir müssen nach den Wahlen alle gemeinsam weiterleben“, schreibt er. Doch Negrus Beitrag ist mehr als nur ein Plädoyer für Mäßigung. Es ist eine Warnung – vor der Angst als allgegenwärtigem politischen Werkzeug. „Keine Wahlkampagne verlief je ohne Angst“, erinnert er sich an den Sommer 1992, als ihm in Petroschen/Petroșani die Heckscheibe eingeschlagen wurde – nur wegen des Temesch-Kennzeichens seines Autos, sagt er (Anm.: Er behauptet fälschlicherweise, er sei das Temeswar-Kennzeichen, doch in Rumänien sind es die Verwaltungskreise, die die Kürzel der Autokennzeichen bestimmen). Die Angst, so seine These, sei geblieben – nur subtiler: „Früher war sie offen, heute ist sie Alltag. Sie hat mit der Inflation Schritt gehalten.“ Auch meint der Showman, beide Kandidaten für die Präsidentschaftswahlen beglückwünschen zu müssen. „Aber ich würde beide loben. Wer gut über andere spricht, macht sie besser! Machen wir sie besser, indem wir gut über sie sprechen!“, schreibt Dan Negru, der zugleich keine Zweifel daran lässt, dass er das heutige politische Klima von übertriebenen Sorgen, mediengetriebenen Hysterien und Misstrauen geprägt sieht. Fast resignierend sagt er zum Schluss, ohne eine klare Richtung vorzugeben, zur Enttäuschung vieler, doch eigentlich überhaupt nicht überraschend, wenn man sich seine Temeswar-Kritiken ansieht: „Wir sind krank. Und Angst tötet uns jeden Tag – der Tod selbst wenigstens nur einmal.“

Ganz anders und deutlich entschlossener klingt die Stimme von Virgil Ianțu. Der Moderator und Musiker, bekannt für seine klare Haltung, positioniert sich unmissverständlich – als Mahner und Aufrufer. „Einer der Kandidaten könnte Rumänien um Jahre zurückwerfen“, schreibt er in einem leidenschaftlichen Appell. Dabei erinnert er an dunkle Kapitel der 1990er-Jahre – an Gewalt auf den Straßen, an Isolation und das Fehlen von Demokratie. „Wollen wir dahin zurück?“, fragt er eindringlich.
Virgil Ianțu appelliert an die Vernunft, aber auch an die Verantwortung der Wähler – vor allem jener, die noch zögern. Sein Beitrag ist ein politisches Statement für den europäischen Weg, für Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechte und demokratische Werte. Er ruft zur Wahl auf – nicht im Sinne parteipolitischer Parolen, sondern im Sinne der Zivilgesellschaft: „Jetzt ist nicht die Zeit aufzugeben. Unsere Stimme zählt. Die Zukunft hängt von ihr ab.“ Auch er nennt keine Namen in seinem Facebook-Posting, doch seine Follower haben es sofort erkannt: Während Negru auf Distanz zur politischen Bühne bleibt und das Klima der Angst beklagt, ruft Ianțu zur Wahlentscheidung im Sinne europäischer Grundwerte auf, und diese repräsentiert nur einer der beiden Präsidentschaftskandidaten.

Trotz ihrer unterschiedlichen Perspektiven vereint Dan Negru und Virgil Ianțu ein zentraler Appell: Rumänien steht an einer entscheidenden Weggabelung – und wer schweigt, überlässt anderen die Wahl über die gemeinsame Zukunft.