Etwa 1,6 Millionen ausländische Gäste beherbergten Rumäniens Hotels zwischen Januar und August dieses Jahres, das waren um zehn Prozent mehr als in derselben Zeitspanne des Vorjahres. Dies geht aus den jüngsten Daten des Nationalen Instituts für Statistik in Bukarest hervor, die der BZ vorliegen. Umgerechnet 1 Milliarde Euro ließen sich die Touristen aus dem Ausland ihren Rumänien-Aufenthalt in den ersten acht Monaten des Jahres kosten, rumänische Touristen gaben währenddessen 1,2 Milliarden Euro im Ausland aus, so von der Bukarester Wirtschaftszeitung Ziarul Financiar veröffentlichte Berechnungen der Nationalbank Rumäniens. Das heißt, dass der Tourismus einen negativen Beitrag von etwa 200 Millionen Euro zur Leistungsbilanz verzeichnet, trotz des zehnprozentigen Zuwachses des internationalen Touristenstroms.
Interessant ist die territoriale Aufteilung des Fremdenverkehrs, die das Statistikinstitut ebenfalls vor kurzem veröffentlichte. Knapp 700.000 der 1,6 Millionen Touristen aus dem Ausland gingen nach Bukarest, die Hauptstadt belegt den Spitzenplatz in der Statistik. Selbstverständlich geht es hier um Geschäftstourismus, aber dank der zahlreichen neuen Airports, von denen europäische Fluggesellschaften nun Bukarest anfliegen, wird selbstverständlich auch von einem satten Plus der City-Break-Gäste ausgegangen, obwohl die Statistik dazu keine eindeutigen Zahlen liefert. Mit 87.513 ausländischen Touristen folgt der Kreis Kronstadt/Braşov, an dritter Stelle liegt Hermannstadt/Sibiu mit knapp 74.000 Gästen aus dem Ausland zwischen Januar und August dieses Jahres. Den vierten Platz belegt der Kreis Temesch, 56.334 ausländische Touristen wurden hier gemeldet. Es folgen die Kreise Klausenburg/Cluj (50.805), Prahova (45.696), Bihor (43.314), Konstanza (42.877), Mureş (37.941), Ilfov (37.276), Suceava (30.423), Jassy/Iași (30.359) und Arad (29.533). Alle anderen Kreise verzeichnen unter 25.000 ausländische Touristen, unerwartet wenige sind es im Kreis Maramureș (16.897), Harghita (15.982), Bistritz-Nassod (11.211), Alba (11.069) oder Hunedoara (6.901). Mit 3.661 gemeldeten ausländischen Touristen belegt das Banater Bergland einen beschämenden 30. Platz. Weniger als 1.000 Touristen aus dem Ausland verzeichneten die Kreise Vrancea (919), Giurgiu (896) und Teleorman (750).
Eindeutig steht fest, dass mit Ausnahme von Bukarest, alle Landesteile schlecht abschneiden, die geringen Touristenzahlen spiegeln die mangelnde Infrastruktur, die schlechte oder fehlende Vermarktung und das schwache Angebot in den meisten Kreisen. Im mitteleuropäischen Vergleich steht auch die Hauptstadt kaum besser da, sie kann es längst nicht mit Prag, Budapest oder Warschau aufnehmen. Im innerrumänischen Vergleich zählen einige Regionen einfacht nicht und sie werden es in absehbarer Zeit auch nicht tun. So zum Beispiel bringen es die fünf oltenischen Kreise Dolj, Mehedin]i, Vâlcea, Olt und Gorj auf insgesamt 30.134 Touristen aus dem Ausland, wobei sich nur 1.537 in den Kreis Gorj verirrt haben; mittelalterliche Klöster, Höhlen, das Brâncu{i-Ensemble in Târgu Jiu oder Bojarenhöfe warten noch darauf, entdeckt zu werden. Die vier Kreise der Westregion kommen dagegen auf 96.429 ausländische Gäste, 58,42 Prozent davon verzeichnete der Kreis Temesch.
Festzuhalten ist auch, dass traditionell vermarktete Regionen, wie die Schwarzmeerküste und das Donaudelta (insgesamt 53.516 ausländische Touristen in den Kreisen Konstanza und Tulcea), die Regionen Bukowina und Maramureş (insgesamt 47.320 ausländische Touristen in den Kreisen Suceava und Maramureş) oder das Szeklerland (19.459 Touristen aus dem Ausland melden Harghita und Covasna) unterdurchschnittlich abschneiden, ihr Potenzial ist längst nicht ausgeschöpft.
Mehr Interesse wecken die südsiebenbürgischen Kreise Kronstadt und Hermannstadt, in Temesch und Klausenburg beschränkt sich der Fremdverkehr zweifelsohne auf die Kreisstädte Temeswar und Klausenburg/Cluj-Napoca. Der Geschäftstourismus dürfte auch hier die wichtigere Rolle einnehmen. Mit weniger als 100.000 ausländischen Touristen pro Jahr sind sowohl Temeswar, als gekürte europäische Kulturhauptstadt des Jahres 2021, als auch die siebenbürgische Metropole Klausenburg weit davon entfernt, als etablierte Reiseziele auf dem heiß umkämpften europäischen Markt anerkannt zu werden. Wenigstens an der Bega müsste Alarmstufe Rot gelten, bis 2021 könnten und sollten sich die heuer gemeldeten Zahlen mindestens verdreifachen.