Jede siebte Person auf der Erde stirbt heutzutage an Krebs. Das belegt eine Studie in der Oktoberausgabe 2016 der Medizinfachzeitschrift „The Lancet Oncology“, die Krebs mit einer weltweiten Epidemie vergleicht. Die veröffentlichte Studie zeigt auch die großen Unterschiede zwischen den EU-Staaten im Bereich der Kosten für die Behandlung von Krebs pro Patient. Wenn Luxemburg 184 Euro pro Patient (medizinische Betreuung und onkologische Arzneimitteltherapie) ausgibt, Deutschland 182 Euro und Finnland 151 Euro, so geben Länder wie Rumänien, Litauen und Bulgarien allein 20, 18 bzw. 16 Euro pro Patient aus. In dieser Hinsicht nimmt sich OncoGen vor, das modernste Forschungsinstitut im Bereich der Onkologie in Rumänien und Osteuropa zu gründen, Forschungsschwerpunkte in die Wege zu leiten, um genau diese Unterschiede zu mindern.
Dieses Thema wurde zum Anlass der ersten internationalen Forschungskonferenz in Temeswar angesprochen. Die Konferenz markierte zugleich auch ein Jahr seit der Einweihung des Forschungsinstituts auf dem Gelände des Temescher Kreiskrankenhauses. Auch die ersten zwei Forschungsprojekte in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern von Universitäten in Deutschland und Österreich, die über eine EU-Finanzierung verfügen, wurden Mitte vergangener Woche in Temeswar präsentiert. „Dies war die wertvollste Forschungskonferenz, an der ich in den letzten 15 Jahren in Rumänien teilgenommen habe. Ich bedauere bloß, dass sich dabei nicht mehrere Fachleute aus dem Bereich der Krebsforschung beteiligen konnten“, sagte Prof. Dr. Virgil Păunescu, Leiter des OncoGen-Instituts in Temeswar, im Ausklang der internationalen Konferenz in Temeswar. „Leider ist nicht die fehlende Forschung das größte Problem in Rumänien, sondern der Mangel an Kommunikation und Zusammenarbeit unter den rumänischen Forschern“, fügte Professor P²unescu hinzu.
Während den zwei Konferenztagen in Temeswar kamen wichtige Gäste aus Österreich, Deutschland und Rumänien zu Wort. Sie stellten Innovationen vor und sprachen Fortschritte im Bereich der medizinischen Technologien für die Bekämpfung des Krebses und der allergischen Erkrankungen an. „Die heutigen Gespräche bilden die Basis für die künftige Entwicklung einer Reihe von Projekten“, sagte Virgil Păunescu bei der Konferenz, die wichtige Fachleute aus dem Medizinbereich in Temeswar zusammenbrachte, darunter Prof. Dr. Torsten Tonn, Ehrendoktor der Temeswarer „Victor Babeş“-Medizinuniversität und Professor für Transfusionsmedizin an der Medizinfakultät „Carl Gustav Carus“ der TU Dresden, Prof. Rudolf Valenta, Fachmann im Bereich der Allergologie und Immuntherapie, Leiter der Abteilung für Immunpathologie an der Medizinuniversität Wien, und Prof. Erhard Busek, ehemaliger Vizekanzler Österreichs zwischen 1991-1995, Forschungsminister (1989-1994) und Bildungsminister (1994-1995), aktueller Leiter des Instituts für den Donauraum und Mitteleuropa (IDM).
Hauptziel des Forschungszentrums in Temeswar ist, den Übergang zu neuen Methoden der Diagnose und zweckorientierter Genbehandlung zu schaffen. Die Infrastruktur soll auch dazu beitragen, dass einschließlich Zelltherapien entdeckt und weiterentwickelt werden und sie die traditionellen Strahlen-/Chemo-Methoden der Anti-Tumor-Behandlung ersetzen. Eigentlich sollen die neuen Lösungen als Alternative zur Standardbehandlung ausgearbeitet werden. In dieser Hinsicht konnte die Leitung des rumänischen Instituts zum Anlass der einjährigen Feier auch zwei Forschungsprojekte lancieren. Mit Partnern aus Deutschland und Österreich soll durch eine EU-Finanzierung im OncoGen-Institut für die kommenden Jahre geforscht werden. Das Projekt „CAR-NK“ wird in Partnerschaft mit Prof. Dr. Torsten Tonn von der Technischen Universität Dresden entwickelt und hat als Ziel die Entwicklung von fortgeschrittenen Technologien im Bereich der Krebs-Immuntherapie. Der Gesamtwert des Projekts beträgt 8,9 Millionen Lei. Daran wird man vor Ort in den kommenden 48 Monaten arbeiten.
Das zweite Projekt in der Temeswarer Forschungseinrichtung, das ebenfalls von einer knapp über 8,9-Millionen-Lei-Finanzierung seitens der EU verfügt, ist „INSPIRED“. Dieses wird in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Rudolf Valenta von der Medizinuniversität in Wien in den nächsten 36 Monaten entwickelt. Dabei geht es um innovative Diagnostik-Kits, die auf rekombinante Allergene basieren.
Ein Erfahrungsaustausch ist immer wieder willkommen – das sprach nicht nur die rumänische Seite im Projekt an, sondern auch die Partner aus dem Ausland. „Anders funktioniert das in Wirklichkeit nicht. Wir sind interessiert, Erfahrungen von außen zu gewinnen oder auch selbst welche weiterzugeben. Nur durch eine solche systematische internationale Kooperation können wir auf Qualität als eine der wichtigsten Voraussetzungen in all unseren Projekten bauen“, sagte Prof. Erhard Busek, der zugleich auch Mitglied im Vorstand der Medizinuniversität Wien ist.
Neben den Forscher aus dem In- und Ausland, beteiligten sich an der Konferenz auch lokale Gäste, Vertreter verschiedener Institutionen und des rumänischen Gesundheits- und Bildungswesens, u.a. auch der ehemalige Bildungsminister Adrian Curaj, der Temeswarer Bürgermeister Nicolae Robu und der Konsul der Bundesrepublik Deutschland in Temeswar, Rolf Maruhn.