Bukarest (ADZ) - Mit einem Großaufgebot von Polizisten, Staatsanwälten und Rettungskräften sind die Behörden am Dienstag zeitgleich in drei Wohnheime in der Bukarester Nachbarstadt Voluntari (Kreis Ilfov) vorgedrungen, in denen ältere Menschen untergebracht waren. Bei der Durchsuchung stießen die Ermittler und Sanitäter auf erschreckende Bilder: bis aufs Skelett abgemagerte Menschen, die in offensichtlich geistiger Verwirrung umherirrten, bettlägerige Patienten im eigenen Kot und Urin, Behinderte und Kranke ohne fachgerechte ärztliche Betreuung. Die Senioren wurden nach Erkenntnissen der Ermittler geschlagen und ausgehungert und zur Arbeit gezwungen.
Die Behörden retteten rund 100 Insassen, mehr als die Hälfte davon wurde ins Krankenhaus zur weiteren Behandlung der Verletzungen gebracht.
24 Verdächtige wurden zeitweilig festgenommen, gegen zwei von ihnen beantragten die Staatsanwälte Aufsichtsmaßnahmen.
Laut der auf Bekämpfung der organisierten Kriminalität spezialisierten Staatsanwaltschaft DIICOT seien im November 2020 zwei kriminelle Vereinigungen entstanden, um Senioren durch unbezahlte Arbeit auszubeuten. Zudem sollen die Betreiber der Unterbringungsanstalten für ihre nicht geleistete Betreuung auch noch Geld vom Staat bekommen haben.
Die Ermittlung richtet sich auch gegen mehrere Verwaltungsbehörden, denen die Sachlage schon seit geraumer Zeit bekannt war.
Im Zusammenhang mit den Zuständen in den Heimen wurden auch Personen aus dem Umkreis von Familienministerin Gabriela Firea und ihrem Ehemann und Bürgermeister von Voluntari, Florentin Pandele, genannt. Firea verneinte nach den Durchsuchungen und Festnahmen am Dienstag, etwas von den Geschehnissen gewusst zu haben.