Bukarest (ADZ) - Die heimische Politszene hat konsterniert auf die jüngste Rede des rechtspopulistischen ungarischen Regierungschefs Viktor Orbán reagiert, nachdem dieser sich in Tuschnad zum Amüsement des ungarischstämmigen Publikums über die rumänischen Behörden mokiert hatte. Insbesondere für Marcel Ciolacu stellt der Vorfall eine Blamage sondergleichen dar, da er als erster rumänischer Premier Orbán bloß wenige Tage davor empfangen hatte – wenn auch in privatem Rahmen.
Außenamt und Regierung schwiegen sich bis dato zum Eklat aus, dafür reagierte der Sprecher der mitregierenden Liberalen, Ionuț Stroe, scharf: Orbán habe den „rumänischen Staat persifliert“ und sich „wie ein Extremistenführer, nicht wie ein Staatenlenker“ aufgeführt. Rumänien wünsche sich gutnachbarschaftliche Beziehungen zu Ungarn, jedoch „keinen Scharfmacher, der alljährlich in Bad Tuschnad seine krausen Ideen zum Besten gibt“, so der PNL-Sprecher. Seinerseits beglückwünschte PNL-Vize Rareș Bogdan Außenministerin Lumini]a Odobescu (parteifrei) – sie habe Orbán in puncto Themenwahl in die Schranken gewiesen und damit „mehr Mumm als zehn Männer“ unter Beweis gestellt. Zudem empfahl Bogdan Premier Ciolacu, sich „schleunigst drei-vier außenpolitische Berater“ zuzulegen – sein privates Treffen mit Orbán sei nämlich das „falsche Zeichen“ gewesen. Auch die Ko-Vorsitzende der Reformpartei REPER, Ramona Strugariu, forderte Ciolacu auf, seine „wunderbare Freundschaft“ mit Orbán gefälligst zu erklären, über die letzterer nach dem gemeinsamen Mittagessen getwittert hatte.
Seitens der PSD stellte der Europaabgeordnete Victor Negrescu klar, dass Ungarns „wirtschaftliche, politische und kulturelle Ghettoisierung“ eine direkte Folge von Orbáns Illiberalismus sei.