Bukarest (ADZ) - Zehn Tage nach der Polizeigewalt gegen Antiregierungsprotestler hat sich PSD-Chef Liviu Dragnea am Dienstagabend erstmals zu Wort gemeldet. Wie schon Ministerpräsidentin Viorica Dăncilă fand auch ihr Parteichef kein Wort des Bedauerns für die mehr als 450 Verletzten – im Gegenteil. Das gewaltsame Einsatzverhalten der Gendarmerie bezeichnete Dragnea als absolut „verhältnismäßig“ angesichts des „paramilitärisch organisierten Umsturzversuchs“.
Wie Dăncilă behauptete auch Dragnea, Staatschef Klaus Johannis habe die Protestler aufgehetzt, sodass letztere gewaltbereit gewesen seien. Er spreche sich daher für ein Amtsenthebungsverfahren gegen das Staatsoberhaupt aus, müsse allerdings erst eruieren, ob ALDE-Chef Călin Popescu Tăriceanu diesbezüglich inzwischen umgedacht habe. Der PSD-Chef teilte zudem mit, dass seine Partei ernsthaft überlege, umgehend zu Protesten vor dem Präsidentschaftssitz aufzurufen.
Dragnea schoss sich erneut auf die Nachrichtendienste und die hierzulande tätigen multinationalen Konzerne ein, von denen er behauptete, sie würden die #Rezist-Bewegung finanzieren. Mit Dăncilă erklärte sich der 55-Jährige hochzufrieden: Sie sei ein „sehr guter Regierungschef“ und werde „kategorisch“ bis 2020 im Amt bleiben, er stehe „nicht nur politisch, sondern auch moralisch“ voll und ganz hinter ihr.
Als krönenden Höhepunkt seines Gesprächs mit dem TV-Sender Antena 3 eröffnete Dragnea, letzten April angeblich Ziel eines Mordanschlags gewesen zu sein: Eine der „bekanntesten Personen der Welt“ habe vier Attentäter nach Bukarest beordert, glücklicherweise sei er jedoch „davongekommen“. Auf die Frage der Moderatorin, ob er etwa auf den US-Milliardär George Soros anspiele, entgegnete Dragnea: „Ich denke nicht an ihn, er denkt an mich“.