Makabrer Betrugsfall erschüttert rumänisches Gesundheitswesen

Herzschrittmacher, ICD und Stents Verstorbener wiederverwendet

Symbolbild: pexels.com

Bukarest/Jassy/Kronstadt (ADZ) - Die Generalstaatsanwaltschaft ermittelt zurzeit wegen eines makabren Betrugsfalls im Gesundheitssystem: Mehrere Ärzte des Jassyer Notkrankenhauses „Sfantul Spiridon“ sowie des Kronstädter Militärklinikums stehen laut ermittelnden Staatsanwälten im dringenden Verdacht, zwischen 2017 und 2022 ihren Patienten Herzschrittmacher, implantierbare Defibrillatoren (ICD) oder Stents eingesetzt zu haben, die davor Leichen entnommen worden waren. Ein großer Teil der chirurgischen Eingriffe sei dabei medizinisch unbegründet bzw. eine Folge fiktiver Diagnosen gewesen. Die „wiederverwerteten“ Implantate wurden anschließend der staatlichen Krankenkasse durch Eingabe falscher Codes in das DRG-System – das Klassifikationssystem für ein pauschaliertes Abrechnungsverfahren – in Rechnung gestellt. Opfer der makabren Betrugsmasche waren offenbar zumeist ältere Patienten aus ärmlicheren Verhältnissen. Laut hierzulande geltendem Recht sind Herzschrittmacher, ICD oder Stents jedoch medizinische Einweg-Implantate – deren Wiederverwendung ist folglich rechtswidrig.

Nach in Jassy, Kronstadt und Neamț gestiegenen Durchsuchungen der Wohnsitze der Verdächtigen, bei denen die Sachdezernenten neben hohen Geldsummen u. a. auch wertvolle Gemälde fanden, wurde der bekannte Jassyer Kardiologe Dan Tesloianu am Wochenende festgenommen – er steht laut Generalstaatsanwaltschaft im dringenden Verdacht, knapp 240 Patienten Implantate „unbekannter Herkunft“ eingesetzt zu haben. Tesloianu sitzt zurzeit bereits in U-Haft und ist nach Angaben seines Anwalts geständig, will seine Straftaten allerdings begangen haben, um „Leben zu retten“ – es gebe hierzulande viel zu wenige Implantate, ohne die seine Patienten jedoch gestorben wären.