Bukarest (ADZ) - Mehr als 30.000 Bukarester sind am Dienstagabend auf die Straße gegangen, um nach der verheerenden Brandkatastrophe vom Wochenende den Rücktritt von Premier Victor Ponta, Innenminister Gabriel Oprea und des Bezirksbürgermeisters Cristian Popescu Piedone zu fordern. Man werde nicht zulassen, dass bloß die Inhaber des Unglücksclubs ihrer gerechten Strafe zugeführt würden und die korrupten Behörden, die die Tragödie mitzuverantworten hätten, ungeschoren davonkämen, so der Tenor.
In Endlos-Kolonnen marschierten die Protestler mehr als sechs Stunden lang zum Regierungssitz, zum Sitz des Innenministeriums, zum Parlament und abschließend vor das Ratshaus des vierten Bezirks; in Sprechchören wurde gerufen: „Ponta, Oprea, Piedone – Rücktritt“, „Strafrechtlich verfolgter Premier – ab mit dir vors Gericht“, „Mörder“, „Korruption tötet“, „Gestern in Trauer geeint, heute empört. Mit ihren Parolen warnten die Demonstranten den seit seinem Korruptionsverfahren angezählten Premier und seinen seit dem Tod seiner Polizeieskorte schwer in die Bredouille geratenen Vizepremier, dass „dies bloß der Anfang“ sei und „wir nicht gehen, bis ihr nicht geht“. Die Empörung gegen Bezirksbürgermeister Piedone war zeitweilig umso größer, da dieser zu Beginn des Straßenprotests die Volkswut völlig uninspiriert per Pressemitteilung zu beschwichtigen versuchte, indem er ein Denkmal für die Opfer der Brandkatastrophe in Aussicht stellte.
Aus Solidarität mit den Bukarestern gingen zeitgleich in Jassy, Kronstadt, Hermannstadt, Ploieşti, Klausenburg und zahlreichen anderen Städten Tausende Menschen auf die Straße.
Staatschef Klaus Johannis, der nach der Tragödie im Nachtclub „Colectiv“ die „Inkompetenz der Behörden“ gebrandmarkt und ein Ende der sich ausweitenden Korruption gefordert hatte, zeigte sich in einem Facebook-Eintrag „beeindruckt“ von der Groß-Demo – eine derartige Empörungswelle dürfe von den Politikern nicht ignoriert werden, so das Staatsoberhaupt. Die Menschen hätten recht, dass „jemand die politische Verantwortung übernehmen“ müsse, der nächste Schritt liege nun bei den Politikern, schrieb Johannis.