Bukarest (ADZ) - Die Nordis-Affäre und seine eigene Nähe zu dem in U-Haft sitzenden Nordis-Hauptgesellschafter Vladimir Ciorbă und dessen Ehefrau Laura Vicol, einstiges hocheinflussreiches PSD-Mitglied sowie Ex-Vorsitzende des Rechtsausschusses des Unterhauses, bringen Regierungs- und PSD-Chef Marcel Ciolacu diese Tage arg in Bedrändnis, da sich die Forderungen nach seinem umgehenden Rücktritt mehren. Zwar beeilte sich der Premierminister, den Medien abermals Rechnungen vorzulegen, die unter Beweis stellen sollten, dass er die Kosten seiner Luxusflüge nach Madrid und Nizza an Bord einer von Nordis gecharterten Maschine selbst getragen hat, doch werfen besagte Rechnungen nach wie vor Fragen auf - u.a., weil die Flüge unterpreist sind. Auf die Frage eines Reporters, ob er einen Rücktritt in Betracht ziehe, entgegnete Ciolacu sichtlich entnervt: „Tritt doch du zurück!“
UDMR-Chef Hunor Kelemen stellte in einer ersten Reaktion klar, dass der Nordis-Skandal das Ansehen der gesamten Regierung beeinträchtige. Strafrechtlich habe Ciolacu zwar vorerst kein Problem, da kein Ermittlungsverfahren gegen ihn laufe, moralisch jedoch schon, sagte Kelemen. PNL-Interimschef Ilie Bolojan betonte indes, dass die Affäre die Funktionsfähigkeit der Koalition nicht behindere, auch sei Ciolacus Rücktritt vom Amt in der Koalition „zu keinem Zeitpunkt“ ein Thema gewesen. Seinerseits räumte PSD-Generalsekretär Paul St²nescu ein, dass die Affäre sowohl der Regierung als auch dem nahenden Präsidialwahlkampf schade – es sei ein „großer Fehler“ seiner Partei gewesen, Laura Vicol in das Amt einer Ausschussvorsitzenden zu hieven.
Die Opposition – sowohl die rechtspopulistische als auch die Reformpartei USR – fordert derweil geschlossen Ciolacus sofortigen Abgang.