Pantelimon-KH: Staatsanwälte legen erschütternde Erkenntnisse vor

Ärzteschaft stellt sich hinter Angeklagte / Rafila verhindert Streik

Gesundheitsminister Alexandru Rafila hat im Zusammenhang mit dem Skandal über die mutmaßlichen vorsätzlichen Morde an Intensivpatienten des Bukarester Krankenhauses St. Pantelimon durch zwei Ärztinnen erklärt, nicht zurücktreten zu wollen. Hier sei von einer Straftat die Rede, wofür weder die Leitung der Institution, noch das Gesundheitsministerium oder er selbst die Verantwortung übernehmen könnten. „Der Schuldige muss dafür bezahlen“, so Rafila. Foto: Inquam Photos / George Călin

Bukarest (ADZ) – Die Ermittler der verdächtigen Todesfälle auf der Intensivstation des St. Pantelimon-Krankenhauses zeichnen ein erschütterndes Bild. So sollen die beiden Medizinerinnen, die seit Donnerstag in Untersuchungshaft sind, bei mehreren Patienten – festgehalten wird allerdings nur ein Fall – die notwendige Dosis Noradrenalin vorsätzlich herabgesetzt, dies jedoch nicht in den Patientenakten vermerkt haben. In anderen Situationen hätten sie statt Noradrenalin einfach Kochsalzlösung gespritzt. Aus Angst, dass fachkundigen Angehörigen die Niedrigdosierung auffallen könnte, verabreichten sie während der Besuchszeiten wieder die ursprünglich vermerkte Menge.  Pflegefachkräften zufolge, die mehrmals aus eigenen Stücken die Dosis wieder herstellten, seien solche Patienten informell als „zum Sterben freigegeben“ genannt worden. Eine der Angeklagten soll beim Personal als „Sensenfrau“ verrufen gewesen sein. Ihr Motiv könnte laut Ermittlern darin gelegen haben, die Arbeit der Intensivstation „effizienter zu gestalten“.

Während aus der Opposition Rufe nach Konsequenzen für Gesundheitsminister Alexandru Rafila laut werden, schalten Behörden auf Schadensbegrenzung. Die Ärzte am Pantelimon drohten mit der Niederlegung der Notfalldienste und klagten über extremen Druck der Presse und der Öffentlichkeit. Rafila gelang es immerhin, den Spontanstreik noch abzuwenden. Prof. Șerban Bubenek, Präsident des Berufsverbands der Narkose- und Intensivmedizin erklärte, von vorsätzlichem Mord könne nicht die Rede sein. Diese These basiere auf Unwissen: Eine Herabsetzung der Dosis Noradrenalin sei laut Literatur völlig normal und zu empfehlen. Die Gerichtsmediziner hatten in ihrem Befund allerdings erklärt, dass eine zu niedrige Dosis zum Tod führen könne.