Bukarest (ADZ) – Über 160 Vertreter der Zivilgesellschaft stellen sich in einer breiten Solidaritätsaktion hinter die Journalistin Emilia Șercan. Unmittelbar nach dem Artikel über die mutmaßlich plagiierte Dissertation von Premierminister Nicolae Ciucă sei sie eigenen Angaben nach mehrfach schwer bedrängt worden. Unbekannte schickten ihr Privatfotos aus ihrer Vergangenheit zu und posteten sie auf Sexseiten, um sie einzuschüchtern und zu kompromittieren. Nachdem sie bei der Polizei einen Screenshot hinterlegte, wurde dieser ebenfalls von Internetpublikationen übernommen, schrieb Șercan bei Press One – wahrscheinlich von den Behörden geleakt, vermutet sie und wirft den Behörden vor, trotz mehrfacher Strafanzeigen die Vorfälle um die Kompromat-Aktion vertuschen zu wollen.
Auch die Behörden melden sich zu Wort: Herrin über Strafverfahren sei die Staatsanwaltschaft, erklärte Innenminister Lucian Bode. Nur Staatsanwälte könnten im Zuge der Ermittlung Maßnahmen verfügen, nicht Polizisten, so Bode. Die Generalstaatsanwältin habe die ermittelnde Dienststelle angewiesen, schneller zu arbeiten und Șercan über den Stand der Ermittlungen zu informieren.
Premierminister Ciucă verlangte eine Aufklärung der Einschüchterungsversuche. Die Prüfung seiner Dissertation durch die einzig zuständige akademische Stelle CNATDCU ruht inzwischen, nachdem die Staatsanwaltschaft wegen Verdachts auf Verletzung des Urheberrechts ermittelt.
Emilia Șercan war auch früher zum Ziel massiver Drohungen geworden, nachdem sie unter anderen über Plagiate bei der Polizeiakademie berichtete. Der Rektor der Akademie und sein Stellvertreter verloren daraufhin ihre Stellen und wurden erstinstanzlich zu Bewährungsstrafen verurteilt.