Bukarest (ADZ) - PSD-Chef Liviu Dragnea scheint sich am Abend der EU-Wahl und des Referendums über die Justiz zum Herausforderer von Amtsinhaber Klaus Johannis bei der im Spätherbst anstehenden Präsidentschaftswahl küren zu wollen.
Wie Dragnea am Dienstag in einem Gespräch mit der Tageszeitung „Adevărul“ ankündigte, wird „die PSD am Sonntagabend ihren Kandidaten für die Präsidentschaftswahl bekanntgeben“. Dragnea ließ dabei durchblicken, dass er selbst der Herausforderer sein wird: Der von Johannis „bewirkte Zustand der Nation“ habe in ihm die Einsicht reifen lassen, „dass dieses Amt wichtig ist“; Johannis müsse „gestoppt werden“, da er im Fall einer weiteren Amtszeit „all das bisher bewirkte Gute zerstören wird“, so der vorbestrafte PSD-Chef.
Politikbeobachter sehen eine direkte Verbindung zwischen der in Aussicht gestellten Ankündigung von Sonntag und dem am Montag anstehenden Urteilsspruch der Höchstinstanz in Dragneas Berufungsverfahren: Ein Freispruch werde für Dragnea einen „Superstart“ bedeuten, während er im Fall einer Verurteilung wettern könne, Johannis und der „Parallelstaat“ hätten ihn als Herausforderer ausgeschaltet, sagte der Meinungsbildner Cristian Tudor Popescu.
Dragneas Ankündigung überrumpelte indes die ALDE, deren Chef Călin Popescu Tăriceanu schon seit Monaten bemüht ist, sich als Kandidat der Koalition aufstellen zu lassen: Man werde mit dem Koalitionspartner sprechen, da es gelte, den aussichtsreichsten Kandidaten aufzustellen, sagte Tăriceanu.
Letzterer liegt in den Sonntagsfragen nämlich mit rund 18% deutlich vor Dragnea, der mit Umfragewerten im einstelligen Bereich (8,7%) in allen Erhebungen zu den Schlusslichtern gehört. Spitzenreiter ist nach wie vor Klaus Johannis, der in den Umfragen bei 42,7% liegt.