Bukarest (ADZ) - Am Dienstag wies der Senat mit den Stimmen von PNL, PSD, UDMR und AUR den Antrag von Präsident Klaus Johannis auf Überprüfung des Gesetzesentwurfes vom Juni 2020 zurück, der Sexualaufklärung an Schulen durch „Hygieneerziehung“ ersetzt.
Gleichzeitig kündigte Bildungsminister Sorin Cîmpeanu an, die Sexualaufklärung in ein neues Fach „Bildung fürs Leben“ zu integrieren, in dem auch juristisches oder finanzielles Wissen vermittelt werden solle. Premier Florin Cîțu erklärte, dass nur eine schriftliche Einverständniserklärung der Eltern die Teilnahme ermöglichen solle, wie es auch momentan der Fall ist.
Johannis kritisiert, dass dies das Recht auf Bildung einschränke und die Verwirklichung des Kindeswohls verhindere, zu dem sich Rumänien in internationalen Abkommen verpflichtet hat – etwa die „Standards für die Sexualaufklärung in Europa“ der WHO und der deutschen Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung . Demnach trägt Aufklärung zum Schutz vor sexualisierter Gewalt, ungeplanten Schwangerschaften und sexuell übertragbaren Krankheiten bei. Die Zahlen in Rumänien bestätigen dies: Die Abtreibungsrate ist laut Statista mit 9,4 je 1000 Frauen im Jahr 2018 eine der höchsten in der EU, und laut „Salvați Copii“ wurden 2019 17.971 Minderjährige geschwängert, bei 674 unter 15-Jährigen führte Missbrauch zu Mutterschaft. Die Orthodoxe Kirche Rumäniens bezeichnet den Zusammenhang zwischen Aufklärung und minderjährigen Müttern als „Lüge“.
Dagegen sieht die Medizinerin Cornelia Scărlătescu von „World Vision Romania“ die grassierende Armut als wichtigen Grund: Neben dem mangelnden Zugang zu Verhütungsmitteln versuchen laut ihr viele Mädchen durch Gründung einer eigenen Familie den oft armen und gewaltsamen Verhältnissen im Elternhaus zu entfliehen.