Bukarest (ADZ) – Nach der Ermordung einer 23-jährigen Frau im Wohnkomplex Cosmopolis nahe der Hauptstadt haben am Dienstagabend rund 3000 Menschen vor dem Regierungsgebäude gegen das unentschlossene Vorgehen der Behörden zum Schutz von Frauen vor geschlechtsspezifischer Gewalt demonstriert. Teodora Marcu war am Samstagabend auf offener Straße erschossen worden – vor den Augen ihrer dreijährigen Tochter. Der Täter, Robert Lupu, erschoss sich später mit der Tatwaffe im eigenen Fahrzeug, als die Polizei ihn stellen wollte. Die Pistole sei in Italien gestohlen worden, hieß es später.
Die Demonstrantinnen und Demonstranten beklagten, dass Gewalt gegen Frauen in Rumänien noch immer verharmlost und unzureichend verfolgt werde. Der Femizid an Teodora Marcu sei kein Einzelfall. Sie hatte in der Vergangenheit mehrfach Anzeige gegen Lupu wegen Bedrohung und Belästigung erstattet, doch die Ermittlungen verliefen im Sande. Ein früher erwirktes Kontaktverbot blieb wirkungslos. Außerdem reicht das Missbrauchsverhältnis fast ein Jahrzehnt zurück, als Marcu 14 Jahre und der Täter 40 Jahre alt waren.
In einem auf sozialen Netzwerken veröffentlichten Manifest forderte die NGO Centrul Filia unter anderem die Einführung eines eigenständigen Straftatbestands „Femizid“, verpflichtende Risikoanalysen bei Fällen häuslicher Gewalt sowie eine umfassende und verpflichtende Schulung von Polizei, Justiz und Sozialdiensten im Umgang mit Gewalt gegen Frauen. Auch Bildungsmaßnahmen an Schulen zu Gleichberechtigung und Gewaltprävention wurden gefordert. Die Demonstrantinnen kritisierten insbesondere die Tendenz, den Opfern die Schuld zuzuschieben, wenn sie aus armen Verhältnissen stammen oder nicht dem gesellschaftlichen Idealbild entsprächen.