„Den Optimismus aufrecht erhalten“

Empfehlungen von Homöopathin Andrea Hampel-Binder

Homöopathin Andrea Hampel-Binder Foto: privat

Andrea Hampel-Binder ist Ärztin und behandelt ihre Patienten, zum Großteil Kinder, seit mehr als zehn Jahren mit der alternativmedizinischen Behandlungsmethode Homöopathie. Die über 200 Jahre natürliche Heilmethode basiert auf die Ähnlichkeitsregel, die besagt dass „Ähnliches durch Ähnliches geheilt werden kann“, beziehungsweise dass ein Arzneistoff, der beim gesunden Menschen gewisse Störungen hervorruft, ähnliche Störungen bei kranken Menschen beseitigen kann. Die Grundstoffe homöopathischer Arzneimittel stammen aus der Natur, von Pflanzen, Tieren oder Mineralien. Arzneimittel, die ausschließlich aus Knospen, Triebspitzen oder jungen Schösslingen hergestellt und als Regenerations- und Heilkraft für den Menschen nutzbar gemacht werden, die sogenannten Gemmotherapeutika, verschreibt Hampel-Binder in ihren Behandlungen auch. Im Kontext der Coronavirus-Pandemie gibt die Homöopathin einige Tipps, um diese Zeit besser zu überstehen.

Mit Andrea Hampel-Binder sprach KR-Redakteurin Laura Căpăţână-Juller.

 

Frau Hampel-Binder, werden Sie auch in dieser Zeitspanne der Coronakrise aufgesucht? Hat Sie jemand, der mit Covid-19 angesteckt ist, aufgesucht?

In dieser Zeit behandle ich meine Patienten telefonisch, es geht meist um die üblichen Beschwerden wie Erkältung, Hautausschläge, Magenverstimmung. Es hat mich niemand angerufen der Coronavirus hat, aber auch das kann man zusätzlich zur Allopathie, mit Homöopathie behandeln. Es rufen mich viele Erwachsene an, die Behandlung suchen für ihre Eltern. Es gibt viele Leute, die in diesen Zeiten besonders aufgeregt sind, die nicht schlafen können wegen dem, was sie in den Medien hören und sehen.

Was raten Sie diesen Personen?

Am wichtigsten ist es, in dieser Zeit ruhig zu bleiben und nicht in Panik zu geraten. Die Angst schwächt das Immunsystem und löst kein einziges Problem! Deshalb empfehle ich nur sehr kurz Nachrichten zu schauen, um sich zu informieren, dafür aber Dokumentarfilme über Natur, und noch besser, Komödien, oder Zeichentrickfilme anzusehen.
Auch Bücher oder Gedichte lesen, Musik hören, tanzen, das zu tun, was einem gefällt, helfen, um sich am Leben zu freuen. Dieses hilft dem Immunsystem, im Gleichgewicht zu bleiben und gut zu funktionieren. Das heißt nicht, dass wir uns über die jetzige Situation freuen, dass wir sie nicht ernst nehmen, aber wir müssen für unsere Psyche sorgen. Wir halten die Quarantäne-Maßnahmen ein, aber wir tun etwas, damit wir im Gleichgewicht bleiben, sowohl körperlich, als auch energetisch, und psychisch.

Gibt es auch andere Methoden, das zu erreichen?

Sehr wichtig ist auch die Bewegung. Da wir eher zu Hause bleiben sollten, wäre es gut zu turnen. Anfangs einfache Übungen, die nicht anstrengen, wenn man sich sonst kaum bewegt hat, danach schwierigere. Und man soll, wenn möglich, an die frische Luft gehen. Der Frühling ist eine Zeit für Bewegung. Die Natur, die Energien wachen auf, laden zum Herausgehen ein. Wer einen Garten hat, ist glücklich, aber auch um den Wohnblock herum spazieren oder auf dem Balkon in der Sonne sitzen hilft auch - anfangs kürzere Zeit, zehn-fünfzehn Minuten, aber dann auch eine halbe bis zu einer Stunde. Die älteren Leute sollten die Zeit zwischen 11-13 Uhr nutzen, um hinauszugehen.

Wie kann man das Immunsystem stärken?

Um das Immunsystem zu stärken sollte man sich erstens einmal gesund ernähren. Das heißt, dass man mehr Rohes, beziehungsweise frische Salate, Obst, grüne Gewürze wie Petersilie, Dill, Ruccola essen sollte. In dieser Zeitspanne, in der wir uns wenig bewegen, sollten wir weniger Süßigkeiten, Brot, Teigwaren, aber auch weniger Fleisch essen als sonst, weil sich all dieses als Fett in uns absetzt!
Wichtig ist ebenfalls, genug Flüssigkeiten zu trinken. Dazu zählen nicht auch Suppe oder Milch, da man diese verdauen muss, sondern Wasser und Tee. Wenn möglich sollte man Kräutertees wie Melisse, Schafgarbe, Schöllkraut, Pfefferminze trinken.
Wenn man Lungenprobleme hat, dann sollte man Tee aus Lungenkraut, Thymian und Spitzwegerich trinken.

Welche natürliche Mittel können Sie für diese Zeitspanne empfehlen?

Als natürliche Behandlung, die jedem gut tut, sollten wir Vitamin C 500-1000 mg einnehmen, ein-zwei Mal am Tag, sowie Vitamin D3, 2000 UI pro Tag, Selenium und Zink zwei Mal täglich. Dann gibt es auch die Gemmotherapeutika, das heißt Extrakte aus Knospen, jungen Trieben und Schösslingen die viele Vitamine, Enzyme, Mineralien enthalten. Für Kinder und Erwachsene bis 40-50 Jahre empfehle ich Extrakt aus den Knospen der Edeltanne (extract de muguri de brad), zwei mal zwei Milliliter pro Tag, ein bis zwei Monate lang. Wer auch Kalziummangel hat, sollte zusätzlich Extrakt aus Birkenknospen (extract de muguri de mesteacăn) einnehmen, ebenfalls zwei mal zwei Milliliter pro Tag. Das eine Mittel eine halbe Stunde vor dem Essen, das andere eine halbe Stunde oder eine Stunde nach dem Essen. Personen über 50 Jahre nehmen anstatt dem Edeltannanknospenektrakt Extrakt aus Brombeersprösslingen.
Wer nervös, unruhig ist wegen der vielen Nachrichten der letzten Tage, kann Extrakt aus Feigenknospen , morgens und mittags je zwei Milliliter einnehmen und abends vor dem Schlafengehen 30 Tropfen vom Extrakt aus den Knospen der Silberlinde. Diese Tropfen sollten in mindestens einem halben Glas Wasser eingenommen werden.

Diese Mittel helfen auch der Psyche.

Sicher. Ich will hinzufügen, dass es wichtig ist, uns bewusst zu werden, dass wir nicht nur Negatives haben. Viele Leute denken jetzt daran, dass sie eingesperrt sind und ihre Bewegungsfreiheit eingeschränkt ist, aber diese Zeitspanne ist sicher nicht umsonst. Alle von uns haben daraus etwas zu lernen. Sie ist auch deshalb da, dass wir uns ein bisschen nach innen wenden. Wir leben sonst immer in Geschwindigkeit, mit der Aufmerksamkeit nach außen gerichtet, sind mit den anderen Familienmitgliedern, der Arbeit, dem Fernseher und Telefon, mit Einkäufen, Haushalt beschäftigt, vor allem mit unwichtigen Dingen und haben uns selber vernachlässigt. Jetzt müssen wir diese Aufmerksamkeit nach innen wenden.

Wie könnte man das machen? Viele Menschen müssen ihre Aufmerksamkeit weiterhin aufteilen, auch wenn sie zuhause sind.

Man sollte sich jeden Tag mit sich selbst beschäftigen. Nachdem man die Arbeit beendet hat, nachdem man mit den Kindern gespielt hat, müsste man in ein ruhiges Zimmer gehen und die Aufmerksamkeit aus dem Kopf hinunter ins Herz führen.

Gibt es dazu einige Tipps oder Tricks?

Yoga könnte eine Methode sein, sich ins Gleichgewicht zu bringen, sowohl physisch, als auch energetisch und mental. Wer keine Übung hat, könnte damit anfangen, es gibt auch Yoga-Onlinekurse. Dasselbe gilt für Atemübungen, die auch sehr wirksam für die Psyche sind. Was ich noch sehr empfehle in dieser Zeit ist mehr zu beten. Das stärkt unsere Verbindung zu Gott und beruhigt die Seele. Gott ist immer mit uns, wir sollten auch mehr mit Ihm sein.

Vielleicht fällt es nicht jedem leicht, sich eine neue, gesunde Routine zuzulegen.

Man braucht einen starken Willen. Ein Programm für den nächsten Tag aufzustellen und versuchen, es einzuhalten ist auch sehr hilfreich. So weiß man, dass man ständig etwas zu tun hat, es bleibt keine Zeit für negative Gedanken. Sonst kommen Angst, Frust, Sorgen auf und das ist nicht gut. Es ist sehr wichtig, dass wir uns selber beobachten und wenn wir bemerken, dass sich unsere Gedanken in die negative Richtung wenden, sollen wir sie sofort ändern und etwas tun, was uns erfreut. Jetzt können wir endlich tun, was wir bisher vernachlässigt haben.

Die Situation, die wir alle durchmachen, kann aber bedrückend sein.

Ja, sie ist bedrückend. Und gerade deshalb müssen wir versuchen, uns aufzuheitern. Wir müssen unsere Moral aufrecht erhalten, optimistisch bleiben. Diese Zeitspanne wird vergehen, aber es hängt davon ab, wie wir sie durchmachen. Und das hängt von uns ab. Das möchte ich unterstreichen: unsere körperliche und psychische Gesundheit ist unsere Verantwortung, denn wir entscheiden für uns selber ob wir ständig Nachrichten schauen und uns kaputtmachen lassen, in Panik geraten und dann krank werden, oder nicht. Besonders in diesen Tagen sollten wir uns an jedem Blümchen, am Vogelgezwitscher, an jedem Grashalm erfreuen und darüber, dass wir zu essen und etwas zum Anziehen haben, dass wir eine Wohnung haben und dass es uns gut geht. Wir wissen gar nicht, wie gut es uns geht.
Und nicht zuletzt sollten wir mal ernst daran denken, warum die Menschheit in die jetzige Situation geraten ist, was haben wir wohl falsch gemacht? Jeder von uns, der diese Zeiten mitmacht, hat etwas aus ihr zu lernen. Vor allem sollten wir uns bewusst werden, dass die Natur und unser Planet ohne uns leben können, wir aber können nicht ohne sie! Deshalb wäre es wichtig von nun an mehr auf unsere Mitmenschen und unsere Umgebung zu achten und verantwortlich mit ihnen umzugehen!

Frau Hampel-Binder, herzlichen Dank für das Gespräch!