Kulturpark an der Graft

Ehrgeiziges Projekt des Amural-Vereins soll Leben in die Stadt bringen

Die Gegend an der Graft sieht seit einigen Jahren viel freundlicher und bunter aus, dank der Werke zeitgenössicher Künstler.

In den schweren Zeiten der Isolation sehnen viele den Tag herbei, an dem das normale Leben wieder einkehren wird. Er scheint noch weit entfernt- aber Pläne können trotzdem geschmiedet werden. Eine der interessantesten Initiativen wurde in dieser Hinsicht vom Amural-Kulturverein ergriffen. Vorläufig gibt es sie nur auf dem Papier, aber die Kronstädter können dazu beitragen, dass sie bald zur Wirklichkeit wird. Es gibt kaum einen Kronstädter, der nicht von Amural gehört hat. Jedes Jahr Anfang September wird beim ersten Festival für zeitgenössische bildende Kunst, das in Rumänien organisiert wird, mit Hilfe von Video-Mapping die Architektur der Stadt zum Leben erweckt. Auch wenn das Stattfinden des beliebten Festivals in diesem Jahr eher unwahrscheinlich ist, konzentrieren sich deren Gründer und Organisatoren auf andere langfristige Projekte. An der Graft könnte in Zukunft ein Kulturpark ins Leben gerufen werden.


Kunst im öffentlichen Raum
Kunst findet unter normalen Umständen  nicht nur zwischen vier Wänden, in Galerien, Museen oder Theatern statt. Um an den modernen Menschen zu gelangen, muss Kunst auch im öffentlichen Raum stattfinden. Das haben die Gründer des Amural-Vereins schon seit einigen Jahren eingesehen. Nach sechs Jahren Aktivität stellen sie nun den Kronstädtern ein Projekt vor, dass sich vornimmt, die Gegend „an der Graft“ in ein alternatives  Kulturzentrum zu verwandeln.
„Als wir unseren Verein ins Leben gerufen haben, war das Popular-Kino eine gefährliche Ruine. Wir wollten diese Ruine mit eigenen Kräften renovieren. So kam die Idee des Festivals AMURAL. Heute gehen die Sanierungsarbeiten am Kino voran und wir warten ungeduldig darauf, dass der erste Film über die Leinwand läuft. Die Wärmezentralen an der Graft waren verwüstet, heute sind sie eine Open-Air-Galerie. Der Schwarze und der Weiße Turm waren komplett gesperrt und für das Publikum nicht zugänglich, die Treppen befanden sich in einem sehr schlimmen Zustand. Heute stehen sie vier Tage pro Jahr offen, während des Festivals, ansonsten kann man sie von außen bewundern. Wir würden aber gerne mehr tun. Die Katakomben waren Zufluchtsort für Obdachlose und zugleich ein Infektionsherd. Heute sind sie sauber und könnten eine Kunstgalerie beherbergen. Wir wissen, wie das geht und wir wollen es tun. Die Beleuchtung funktionierte nicht auf den Alleen, die Wände waren voll mit Kritzeleien und es lag überall Müll. Heute ist diese Gegend wenigstens sauber und für Spaziergänger nicht mehr gefährlich. All das ist passiert, weil wir uns darum gekümmert haben. Wir- Kronstädter und Touristen, Organisatoren und Künstler- lieben diesen Wald, die Türme und die Basteien. Aber es ist Zeit geworden, wirklich etwas zu tun“, meinen die Initiatoren des Projekts „Kulturpark an der Graft“. Auf der Webseite dupaziduri.ro kann man den aktuellen Verlauf des Projektes verfolgen und herausfinden, wo man helfen kann, damit das Projekt verwirklicht wird. Dabei geht es nicht nur um zeitgenössische Kunst, sondern auch um Erziehung, Geschichte, Medien, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. In unmittelbarer Nähe befinden sich 13 Institutionen, da-runter Schulen und Bibliotheken. Das Projekt nimmt sich vor, mehrere Ziele zu verwirklichen, darunter eine Freilichtbühne hinter dem Kino „Popular“, die Galerie für moderne Wandkunst oder die Verwandlung der beiden Türme in kulturelle Räume.


Freilichtbühne beim „Popular-Kino“
Seit fast 20 Jahren ist im Kino „Popular“ auf der Klostergasse kein Filme mehr über die Leinwand gelaufen. Im Gebäude  spielte man eine Zeitlang Billard und Bingo, dann stand es leer und seine Sanierung wurde ständig aufgeschoben. Im Laufe der Jahre ist es fast zu einer Ruine verfallen, die einzustürzen drohte. Vor ein paar Jahren hatten Vertreter der Theater-und Filmuniversität „Ion Luca Caragiale“ in Bukarest den Plan, eine Studienabteilung für Film in Kronstadt zu gründen. Sie hatten vor, den Saal des Kinos „Popular“ zu renovieren und für die studentischen Aktivitäten zu nutzen. Das Projekt wurde aber aus unbekannten Gründen aufgegeben. Erst nach jahrelangen Bemühungen verschiedener Kulturvereine hat das Bürgermeisteramt beschlossen, das Kino zu sanieren. Zurzeit wird ein Saal mit 175 Plätzen gebaut. Das Kino wird auch über zwei Bars und eine Terrasse verfügen, wo Filmliebhaber vor oder nach der Vorstellung eine angenehme Zeit verbringen können. Die Terrasse wird sich am hinteren Ausgang, auf der Promenade entlang der Graft, befinden. Laut den Vertretern von Amural könnte die Terrasse im Sommer auch als Freilichtbühne für kleine und mittelgroße Kulturevents genutzt werden.
 

Galerie und Museum für digitale Kunst
Anlässlich der bisher stattgefundenen fünf Auflagen des Amural-Festivals wurden die Wände und Mauern an der Graft von verschiedenen Künstlern bemalt und heute ist die Gegend eine Open-Air-Galerie für moderne Wandkunst. Laut dem Projekt von Amural sollte der Asphalt an der Graft mit Kubikstein ersetzt werden und der künstlich angelegte Bach sollte gesäubert werden. Nachweislich leiten etwa 150 Haushalte aus der Oberen Vorstadt einen Teil ihrer Abwässer direkt in diesen Bach, was zu einem schlechten Geruch in der Gegend führt, aber auch ein Infektionspotenzial darstellt. In den Katakomben, die in den letzten Jahren gründlich gesäubert wurden, könnte ein Museum für digitale Kunst eröffnet werden. Hier könnten in Zukunft Kronstädter und Touristen Video-mapping-, Light Art-, AR-, Print Art und interaktive Kunstwerke besichtigen. Auch in den beiden Türmen könnten öfter Kulturevents stattfinden.
Das Projekt des Vereins Amural steht der Debatte offen, wobei die Initiatoren auf Feedback und Verbesserungs-Ideen von den Kronstädtern warten. Jeder, der eine gute Idee dazu hat, wie man die Gegend an der Graft künstlerisch gestalten könnte, kann eine Mail an contact@amural.ro senden. Ebenfalls können diejenigen, die das Projekt unterstützen wollen, eine Petition auf der Webseite dupaziduri.ro/ unterzeichnen.  Mehr Informationen zum aktuellen Stand des Projektes gibt es auch auf der Facebook-Seite “Parc cultural dupa ziduri”.