Wertvolle Lernerfahrungen und neue Perspektiven

Kronstädter Lehrkräfte auf Studienreise in Ungarn

Die Kronstädter Reisegruppe beim „Schwäbischen Eck“ in Pilisvörösvár.

Im Frühling dieses Jahres wurden im Rahmen des BMI-Projektes „Studienreise“ manche deutsche Lehranstalten in Kronstadt (Schulen und Kindergärten) von deutschsprachigen Pädagogen aus Ungarn besucht, um in den deutschsprachigen Unterricht Einblick zu gewinnen. Für die Organisation waren das Demokratische Forum der Deutschen in Rumänien und das Ungarische Pädagogische und Methodische Zentrum aus Ungarn, mit der Unterstützung der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen, zuständig. Während dieses Besuches wurden Hospitationen, Ausflüge, Treffen der Lehrkräfte organisiert; Ideen und Erfahrungen wurden ausgetauscht.

Im Herbst sollte dieser Besuch erwidert werden. Diesmal sollten wir, die deutschsprachigen Pädagogen aus Kronstadt, das ungarische Bildungssystem kennenlernen, Erfahrungen sammeln und Ideen austauschen.

Achtzehn Lehrerinnen, Lehrer und Erzieherinnen der deutschen Schul- und Kindergartenabteilungen aus Kronstadt/ Bra{ov konnten zwischen dem 24. und dem 27. Oktober eine Studienreise in Ungarn unternehmen. Für den Schauplatz der Studienreise wurde  die Region Budapest und ihre Umgebung bestimmt.  Ziel dieser Reise war es, Einblicke in das ungarische Bildungssystem und in den Alltag der ungarndeutschen Gemeinschaft zu gewinnen. Der Aufenthalt in Ungarn umfasste vier intensive Tage mit kulturellen und pädagogischen Aktivitäten, die uns wertvolle Lernerfahrungen und neue Perspektiven ermöglichten.

Hospitationen und ein Vortrag zur Lehrerausbildung
In Pilisvörösvár besuchten wir das Friedrich-Schiller-Gymnasium und das Schülerwohnheim. Nach einer herzlichen Begrüßung konnten wir erste Infos über die Arbeit der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen (LdU) erfahren sowie über die Bildungsstrategie für ungarndeutsche Schüler. Vorgestellt wurde uns auch das Ungarndeutsche Pädagogische und Methodische Zentrum (UMZ), das die Förderung und Entwicklung von Unterrichtsstrategien für die ungarndeutschen Gemeinschaften zum Ziel hat.

Am zweiten Tag unserer Reise hatten wir die Gelegenheit, bei Hospitationen im Friedrich-Schiller-Gymnasium in Unterrichtsfächern wie Deutsch, Mathematik und Geschichte hineinzuschnuppern und verschiedene pädagogische Ansätze kennenzulernen. Aufgefallen ist uns dabei die Einteilung der Klassen in zwei kleinere Arbeitsgruppen, die den Schülern und den Lehrkräften den Lern- und Lehrprozess erleichtert. Wir besuchten auch den Nationalitätenkindergarten. Anschließend stellten unsere Gastgeber das methodische Programm der Nationalitäten-Grundschule vor, das speziell für ungarndeutsche Schüler gedacht ist, was uns auch so manche Anregung für unsere Arbeit brachte.

Am dritten Tag hatten wir die Gelegenheit, in Esztergom die Katholische Universität Pázmány Péter zu besuchen. An der Lehrerausbildungsfakultät hörten wir einen Vortrag von Dr. Márta Juhász, die uns über die Herausforderungen und Entwicklungen in der Lehrerbildung informierte. Der Vortrag war äußerst bereichernd und gab uns neue Einblicke in das ungarische Lehrerbildungssystem.

Die Ungarndeutschen und ihr historisches und kulturelles Erbe
Unsere Gastgeber vermittelten uns auch mehrere Begegnungen mit Vertretern und Institutionen der ungarndeutschen Gemeinschaft, so dass wir einen aufschlussreichen Einblick in deren Leben gewinnen konnten. In Pilisvörösvár konnten wir zum Beispiel beim „Schwäbischen Eck“ vieles über die Geschichte und das Leben der Schwaben aus dieser Region erfahren. Mit dem Allerheiligenstriezel bereiteten uns unsere Gastgeber auch eine leckere Überraschung vor. In Tarján, eine ungarndeutsche Gemeinde mit 2500 Einwohnern, konnten wir von den Mitgliedern des Deutschklubs erfahren, wie wichtig ihnen die deutsche Sprache in der Wahrung ihrer Identität ist. Bei der Schule in derselben Gemeinde waren wir besonders von der Zusammenarbeit der Lehrkräfte beeindruckt sowie von dem Gemeinschaftsgefühl zwischen Schülern und Eltern.

Der letzte Tag unserer Reise führte uns in Budapest zum Haus der Ungarndeutschen, wo uns der Chefredakteur des Ungarischen Wochenblattes, Johann Schuth, und die Leiterin des Ungarndeutschen Kultur- und Informationszentrums, Frau Angelika Erdélyi-Pfiszterer, ihre Arbeit vorstellten. So konnten wir einen umfassenden Einblick in die Medienlandschaft und die kulturellen Aktivitäten der ungarndeutschen Gemeinschaft gewinnen.
Nicht unerwähnt sollen die schönen Stadtführungen in Esztergom und Budapest bleiben. In Esztergom, wo wir in einem Hotel untergebracht waren, konnten wir die beeindruckende Kathedrale besichtigen, sowie die wichtigsten kulturellen und historischen Sehenswürdigkeiten der Stadt bewundern.

In Budapest, am letzten Tag unserer Reise, nahmen wir an einer Stadtrundfahrt teil und erfreuten uns, bei schönem, mildem Herbstwetter, einer wunderbaren Do-nauschifffahrt.

Was hat uns diese Reise ermöglicht?
Die Studienreise nach Ungarn war eine wertvolle Erfahrung, die uns zahlreiche Einblicke und Erkenntnisse ermöglichte. Ein ganz besonderer Dank geht an Erzsébet Kreisz, Referentin des Ungarndeutschen Pädagogischen und Methodischen Zentrums, die uns mit Leib und Seele in dieser Reise begleitet hat

Hier einige der wichtigsten  Aspekte, die  wir aus dieser Reise mitnehmen konnten:
1. Vertiefung der interkulturellen Kompetenzen: Der Austausch mit der ungarndeutschen Gemeinschaft und das Kennenlernen ihrer Kultur hat unser Verständnis für kulturelle Vielfalt gestärkt. Besonders beeindruckend war der Einsatz der Lehrer und der kulturellen Einrichtungen, um das ungarndeutsche Erbe zu bewahren.
2. Erfahrungsaustausch im Bildungsbereich: Der Besuch der ungarischen Schulen und die Hospitationen boten uns wertvolle Einblicke in andere Unterrichtsmethoden und pädagogische Ansätze, die uns für unseren eigenen Unterricht inspirieren können.
3. Stärkung der Zusammenarbeit: Der Besuch bei verschiedenen ungarndeutschen Institutionen hat uns die Möglichkeit gegeben, internationale Partnerschaften aufzubauen und Ideen für zukünftige Projekte zu entwickeln.
4. Bereicherung durch kulturelle Erlebnisse: Die Besuche von Esztergom und Budapest, einschließlich der Kathedrale und der historischen Stätten, haben uns die reiche Geschichte und die kulturelle Vielfalt Ungarns nähergebracht.
5. Persönliche und berufliche Weiterentwicklung: Der Austausch mit Kollegen und die vielfältigen Programmpunkte haben uns ermutigt, über neue Ansätze im eigenen Unterricht nachzudenken und die eigenen Fähigkeiten und Perspektiven zu erweitern.
Abschließend lässt sich sagen, dass diese Studienreise nicht nur beruflich bereichernd war, sondern auch dazu beigetragen hat, persönliche Beziehungen zu stärken und die europäische Gemeinschaft zu fördern.

Sînziana Iordachi, Deutschlehrerin und Manuela Petrescu, stellvertretende Direktorin, Allgemeinschule Nr.12, Kronstadt
Jozsa Eniko, stellvertretende Direktorin und Radu Chivărean, Direktor Nationalkolleg Johannes Honterus, Kronstadt, Organisator und Gruppenleiter