Sie haben nur eine Nacht: Liv und Jonah. Die letzte Nacht eines großen Musik-Festivals am Rande einer kleinen englischen Stadt.
Liv: Sie ist aus Hamburg hergekommen, um ihrer englischen Tante zu helfen, die dort einen Food-Truck betreibt. Tag und Nacht stehen Mafalda und Liv am Tresen und verkaufen Falafel, die Schlange der Esslustigen kennt kein Ende. Ausgerechnet am letzten Wochenende muss Livs Freund Laurent auftauchen... für den sie kaum Zeit hat. Konflikte sind vorprogrammiert.
Jonah: Eigentlich hatte er gar keine Lust auf das Festival, sein bester Freund hat ihn überredet. Was er sich hätte denken können: dass auch Annika mit von der Partie sein würde, seine Ex und beste Freundin einer der anderen Mitreisenden...
Liv: Es kommt, wie es kommen muss. Spannungen mit Laurent. Vor seiner Abreise ein stressiges Gespräch vor dem Foodtruck. Hat er jetzt wirklich mit ihr Schluss gemacht?
Jonah: Steht in der Schlange. Wird Zeuge aus der Ferne. Das Mädchen wirkt sympathisch. Er kann sich denken, was da passiert. Sie tut ihm leid! Und er wundert sich ob seines Mitgefühls. Das Mädchen kann ihm doch egal sein. Nach letzter Nacht schämt er sich wegen eines belanglosen One-Night-Stands, auf Wiederholung eines Aufrisses hat er keine Lust. Als er endlich sein Essen bestellt und beide bemerken, dass sie dieselbe Sprache sprechen, denkt Jonah: Hoffentlich laufen wir uns bloß nicht zufällig auf dem Festival über den Weg. Denn dann müssten wir ja höflich Konversation machen.
Der Zufall ist ein Eichhörnchen: Liv soll Papiertüten von einem anderen Stand holen, der riesige Stapel rutscht ihr runter, Jonah fängt ihn auf. Am Truck angekommen schmunzelt Mafalda: Liv hätte ja noch gar nichts vom Festival mitbekommen. Sie wirft sie förmlich raus: Genieß ein paar schöne Stunden! Da steht sie nun neben Jonah und wundert sich. Für Laurent hatte sie keine Zeit gehabt.
So sieht Jonah Liv: Geblümte Gummistiefel, ein viel zu großer Pullover, ein dicker blonder Zopf und ein süßes Lächeln. Bestimmt hat sie nach dem Aus mit ihrem Lover nun keine Romanze im Sinn. Warum also nicht zusammen losziehen?
So sieht Liv sich selbst: Gerade 20 Kilo abgenommen, im Kopf immer noch „eine Dicke“. Sie meidet Essen. Und Jungs. Vor allem solche wie Jonah: zu gutaussehend, zu charmant, eindeutig eine Klasse über ihr. Der ist sicher keine Gefahr, denkt sie!
Das letzte, das beide wollen, ist, sich zu verlieben. Die Fronten sind klar.
Also: Rumlaufen, quasseln, lachen, still den Sonnenuntergang genießen. Sie fühlen sich wohl miteinan-der. Frei von dem Ballast der letzten Tage: Lorant! Annika! Die fremde Wasserstoffblonde in Jonahs Zelt! In wenigen Stunden werden sie sich trennen - und nie wieder sehen. Kein Austausch von Telefonnummern für banale, bald seltener werdende Gespräche. Kein Facebook - sowas hat Liv gar nicht. Hand in Hand taumeln sie von Event zu Event. Unverbindlich fühlt sich gut an! Dem Fremden, dem man nie wieder begegnen wird, kann man bis zum Morgengrauen nach und nach intime Gedanken und Geheimnisse anvertrauen. Seelenschmerzen, verdrängte Gefühle, Unsicherheiten, Lebenslügen. Dinge, die man nichtmal den besten Freunden offenbaren wollte. Ihre Seelen haben sich längst berührt, bevor es irgendwann auch ihre Körper tun. Zögernd. Wie zufällig. Immer öfter. Diese Nacht wird für beide alles verändern. Ihren Blick auf die Liebe. Und vor allem auf sich selbst.
Die monatliche ADZ-Reihe „Wertvolle Jugendbücher“ möchte Kinder und Jugendliche zum Lesen in deutscher Sprache anregen. Die Bücher sind in den deutschsprachigen Bibliotheken des Goethe-Instituts auszuleihen.