Schon zur Tradition geworden, findet der Kongress der Germanisten Rumäniens alle drei Jahre statt und erfreut sich immer größerer Beachtung in nationalen und internationalen Wissenschaftlerkreisen. Ausgewählt zum Austragungsort wurde heuer die Hauptstadt. Der Kongress tagte vom 4. bis zum 7. Juni in den Räumlichkeiten der Rechtsfakultät, wo die Forschungsergebnisse von mehr als 200 Germanisten aus verschiedenen Ländern vorgestellt wurden.
Veranstalter waren wie bisher die Gesellschaft der Germanisten Rumäniens und das Exzellenzzentrum „Paul Celan“ der Universität Bukarest zusammen mit dem Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südeuropas an der Ludwig-Maximilians-Universität München (IKGS) sowie mit anderen in- und ausländischen Institutionen.
Im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung wurden Grußworte an die Teilnehmer des Kongresses von Prof. Dr. George Guţu, Präsident der Gesellschaft der Germanisten Rumäniens, Prof. Dr. Mircea Dumitru, Rektor der Universität Bukarest, Andreas von Mettenheim, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Rumänien, und Prof. h. c. Dr. Stefan Sienerth, Direktor des IKGS, gerichtet. An der niveauvollen wissenschaftlichen Tagung haben Germanisten aus ungefähr 20 Ländern teilgenommen, darunter Dr. Jochen Golz, Präsident der Goethe-Gesellschaft in Weimar, mit einem Vortrag über Goethe und Politik und Prof. Dr. Ludwig M. Eichinger, Direktor des Mannheimer Instituts für Deutsche Sprache.
Die vielfältigen Themen wurden in sieben Sektionen aufgeteilt: theoretische und angewandte Linguistik, Literaturwissenschaft, deutschsprachige Literatur in und aus Ostmittel- und Südosteuropa, Didaktik des Deutschunterrichts, literarische Interferenzen (in rumänischer Sprache) und Translationswissenschaft. Auch dieses Mal wurde ein Nachwuchsforum für die jungen Germanisten eingerichtet. Es wurden interessante Aspekte über die deutsche Sprache in Rumänien und die kontrastive Grammatik behandelt. Was die Literaturwissenschaft anbelangt, hat man sich thematisch auf bedeutende Autoren und Werke der deutschen Literatur – vom Nibelungenlied bis zu Paul Celan – ausgerichtet.
Schon seit 1994 gibt es beim Germanistenkongress eine Abteilung, die vom IKGS betreut wird. Sektion 3 wurde von Dr. René Kegelmann und Prof. h. c. Dr. Peter Motzan geleitet. Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand die rumäniendeutsche Literatur: „Differenzen und Überschneidungen. Deutschsprachige Literatur in und aus Ostmittel- und Südosteuropa und kulturelle Differenz” wurde die Abteilung betitelt. Referiert hat auch der Leiter der Münchner wissenschaftlichen Einrichtung, Prof. h. c. Dr. Stefan Sienerth, über die literarische Gruppierung um Oskar Pastior in den 60er Jahren. In seinem Vortrag ging er der Frage nach, inwiefern man um das Jahr 1960 in Bukarest von einer literarisch-künstlerischen Gruppierung um den Lyriker sprechen kann.
Das Programm des Kongresses wurde von Prof. Dr. George Gu]u sorgfältig konzipiert, mitgewirkt haben auch andere Professoren des Instituts für Germanistik. Zu dem Kongress gehörten auch zusätzliche Veranstaltungen wie Lesungen und Ausstellungen.
Zunächst hat Mircea Cărtărescu, der gerade mit dem Internationalen Literaturpreis des Berliner Hauses der Kulturen der Welt geehrt wurde, aus dem Roman „Der Körper“ gelesen. In aller Bescheidenheit nennt er sich selbst einen „unbedeutenden Schriftsteller aus einem unbedeutenden Land“. Er sagte, dass im deutschsprachigen Raum Kunst und Literatur geschätzt werden. Seiner Lesung folgte der deutsche Schriftsteller Mathias Buth. Jan Koneffke las komische und poetische Fragmente aus dem Roman „Die sieben Leben des Felix Kannmacher“. Peter K. Wehrli hat anschließend eine Auslese aus seinem „Katalog von Allem“ gebracht.
Zum Abschluss konnte Prof. Dr. George Guţu eine positive Bilanz ziehen. Sein Dank galt allen Mitwirkenden. Hervorgehoben wurde das hohe wissenschaftliche Niveau der präsentierten Referate, die ein Ausdruck des wachsenden Ansehens der Germanistik in Rumänien sind.