Drei in Rumänien geborene Frauen erleben in ihren jungen Jahren das Ende des Zweiten Weltkrieges an äußerst unterschiedlichen Orten und bringen ihre Erlebnisse zu Papier. Ihre außergewöhnlichen Texte bilden die Grundlage der Theateraufführung „Ballade der Mädchen vergangener Zeit”. Für die Bühnenfassung der Texte zeichnet der gebürtige Kronstädter Ioan C. Toma, der auch Regie führt, für das Kostümbild die in Schäßburg/Sighişoara geborene Bonnie Tillemann. Die Uraufführung findet am 13. und 14. März in der Reithalle München statt, das Stück wird am 28. und 29. März in der Lukaskirche in München und am 4. April im Rumänischen Kulturinstitut in Berlin wiederholt.
Die gewohnte Umwelt der Mädchen wird gewaltsam und radikal verändert: die Hitze der Krematorien, die siegessicheren Soldaten im Stechschritt, die eiskalte Tundra. Dennoch lachen und weinen sie, jubeln und singen und träumen davon, zu überleben. Ana Novac, als ungarische Jüdin 1929 in Siebenbürgen geboren (2010 gestorben), führte als Fünfzehnjährige in Auschwitz und anderen Konzentrationslagern heimlich Tagebuch. Unter dem Titel „Die schönen Tage meiner Jugend“ wurde das Buch auf Deutsch veröffentlicht. Bettina Schuller, als Deutsche 1929 in Siebenbürgen geboren, beschreibt in „Führerkinder“, wie die Begeisterung für Deutschland ihren Geburtsort Kronstadt/Braşov erfasste (Schiller Verlag, Hermannstadt, 2012). Die 1904 in der Bukowina geborene rumänische Bäuerin Aniţa Nandriş-Cudla (1986 gestorben) wurde als junge Frau 1941 von den Sowjets deportiert und hinterließ „Lebenserinnerungen – 20 Jahre in Sibirien“ (Bukowina-Institut Augsburg und Humanitas Verlag Bukarest, 2010). „Ihr“ Sibirien bildet den Rahmen der Vorstellung.
Zwei Schauspielerinnen (Susanna Kratsch, Ileana Tautu) und eine Akkordeonistin (Jolanta Szczelkun) lassen die Lebensgeschichten ineinandergreifen. Die Vorstellung bewegt sich zwischen Passagen der Erinnerung bis zu gespielten Szenen, wobei die Darstellerinnen in fliegenden Wechseln die Stimmungslage in einem KZ, in dem kriegsbegeisterten Kronstadt oder in Sibirien aufleben lassen. Dabei spielt das Akkordeon atmosphärisch eine wichtige Rolle. Ioan C. Toma, der in Bukarest Theaterregie studiert und an Bühnen u.a. in Bern, Essen, St. Gallen, Linz, München und Wien inszeniert hat, arbeite zum ersten Mal mit Texten seiner Mutter Bettina Schuller. Er will die Geschichten der drei „Mädchen” voller Poesie, Ekstase, Galgenhumor und Musik als lebendiges Theater gegen das Vergessen auf die Bühne bringen.