Walter Kindl, ein hervorragender Musiker

Walter Kindl Foto: Zoltán Pázmány


Unter den Banater Musikern, wahrscheinlich der vielseitigste in seinem Wirken als Pädagoge, Instrumentalist, Sänger, Dirigent und Musikwissenschaftler, hauptsächlich verbunden mit der Orgel und der Kirchenmusik, aber auch mit der Instandhaltung seines Instruments, als Orgelsachverständiger und Orgelbauer, ist Walter Kindl eine wohltuende Ausnahme in der Musikszene der Region.

Er wurde am 24. November 1943 in Lowrin, unweit von Temeswar, geboren, lebte aber in Großkomlosch/Comlo{u Mare, wo er die Allgemeinschule besuchte, um dann weitere drei Jahre in Marienfeld/Teremia Mare zur Schule zu gehen. Das Lyzeum hat er in Lippa/Lipova absolviert, wo die Musik seine Hauptbeschäftigung wurde. Es folgte dann das 1966 abgeschlossene Musikstudium am Konservatorium „Gh. Dima“ in Klausenburg/Cluj-Napoca unter der Obhut bedeutender Persönlichkeiten, die seine Professoren waren: S. Todu]a (Komposition), L. Comes (Kontrapunkt), T. Jarda (Harmonielehre), V. Hermann (Formenlehre), D. Pop (Dirigat), T. Mârza (Folklore), Gh. Meri{escu und R. Ghircoiașu (Musikgeschichte) wie auch C. Miron-Sbârcea (Klavier) und G. Szabo (Orgel). Da er als Hauptfach Musikpädagogik hatte, begann seine Laufbahn als Musikprofessor am Hatzfelder Lyzeum (Liceul din Jimbolia), wo er sich besonders durch seinen Chor und sein Orchester hervortat und u.a. sogar die Oper „Orpheus und Eurydike“ von Ch. W. Gluck aufführte und vielen seiner Schüler die Liebe zur Musik vermittelte. Er hat alle Lehramtsstufen durchlaufen und an Fortbildungskursen in Râmnicu Vâlcea und Bukarest in Rumänien und im Ausland wie Arona (Italien), Göteborg (Schweden) und Tübingen (Deutschland) teilgenommen, was dann auch zur Promotion als Doktor der Musikwissenschaft an der Universität Leipzig (Deutschland) geführt hat.

Die Beschäftigung mit der Orgel lenkte zu einer neuen Lebenslaufbahn. Seine öffentlichen Auftritte als Organist wie auch seine Tätigkeit als Orgelsachverständiger und Orgelbauer führten ihn nach Temeswar, wo er ab 1985 am Römisch-Katholischen Dom Musikalische Vespern dirigierte, ab 1988 als Domkapellmeister und Organist angestellt wurde und im Jahre 2000 zum Direktor des Amtes für Kirchenmusik bestellt wurde. Als Orgelbauer hat er 1967 die Orgel seiner Heimatkirche, die im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt wurde, repariert und 1974 die Orgel in Großsanktnikolaus umgebaut. In den Sommerferien hat er Orgeln repariert, 1978/79 die große Orgel der Temeswarer Millenniumskirche neu disponiert. 1986-1988 hat er an den Arbeiten an der Orgel des Schlosses Peleș in Sinaia teilgenommen. 1989-1991 folgten Umbau der Orgel der Wallfahrtskirche von Szeklerburg-Schomlenberg/Miercurea Ciuc-Șumuleu, wie auch 1994 der Domorgel zu Temeswar, um nur einige zu nennen.

Zum Thema Orgel sind von ihm erschienen: das Buch „Orga în Banat – Repere istorice“ (Zur Geschichte des Orgelbaus im Banat) sowie Beiträge in „Orgelwörterbuch (Verlag CEOS, Belgien) und „Die Orgel“ (Bärenreiter Verlag, Kassel/Deutschland).

Als Dirigent der vokal-sinfonischen Konzerte der Capella Cathedralis Timisoarensis, bestehend aus Musikern der professionellen Institutionen in Temeswar, galt sein Interesse hauptsächlich der Aufführung berühmter Werke der Vergangenheit unter dem Motto Musica Rinata, die oft als Temeswarer Erstaufführungen oder gar als Landeserstaufführungen dem Publikum dargeboten wurden: „Missa Alleluja“ von H.J.F. von Biber, „Dettinger Te Deum“ von G.F. Händel, „Stabat Mater“ von J. Haydn, „Krönungs-Te Deum“ von A. Salieri, „Missa brevis solemnitatis“ von J.J. Fux, „Stabat Mater“ von Fr. Schubert, „Messa in la minore“ von V. Bellini, „Miserere“ von G. Donizetti, „Krönungsmesse“  von Fr. Liszt, „Te Deum“ von H. Berlioz und viele andere.

Seine didaktische Laufbahn erreichte ihren Höhepunkt 1993 mit seiner Berufung an die Musikfakultät der Westuniversität Temeswar als Dozent und kurz darauf als Professor, wo er noch jahrelang nach seiner Pensionierung Musikgeschichte, Formenlehre und Musikalische Stilistik unterrichtete, und wo er zehn Jahre Kanzler, vier Jahre Prodekan und vier Jahre Dekan war. Für seine Studierenden hat er auch Lehrwerke in rumänischer Sprache als Prüfungshelfer verfasst: „Sammlung von vorklassischen Arien und Duetten“, „Polyphone Satzweisen“, „Musik des XX. Jahrhunderts“, „Leitfaden durch die Musikgeschichte“ und „Vade mecum, musica!“, eine illustrierte Geschichte der Musik, die von der Westuniversität herausgegeben wurden.

Die Ehrungen ließen nicht lange auf sich warten: Ehrenbürger der Gemeinde Großkomlosch, Ehrenbürger der Stadt Hatzfeld, der Preis „Pro cultura Timisiensis“ seitens des Kreisrates Temesch, Medaille und Diplom „De Re Dioecesana Bene Merentibus“ von Bischof Martin Roos, „Apostolischer Segen“  von Papst Benedikt XVI., „Ritter des St. Georgsordens“, ein europäischer Orden des Hauses Habsburg-Lothringen.