Etwas schüchterne Kinder und ein wenig besorgte Eltern versammelten sich am Montag, dem 23. Juni, am Parkplatz unter dem Thalia-Saal in Hermannstadt/Sibiu. Die Kleinen sollten zum Kindersprachferienlager, das von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Jugendorganisationen in Rumänien organisiert wurde, aufbrechen. Die meisten Teilnehmer kannten einander nicht und waren deswegen ungewohnt still. Die Eltern freuten sich einerseits, dass ihre Sprösslinge zumindest eine Woche in den Ferien Deutsch sprechen können, wollten sich andererseits nicht so recht von den Kindern trennen. Immerhin ging es bis nach Căsoaia im Verwaltungskreis Arad.
Căsoaia ist ein kleiner, ruhiger Ferienort mit knapp zwei Dutzend „Sommerresidenzen“ und einem großen Campingplatz, auf dem sich auch die Holzhäuschen befinden, in denen die Teilnehmer der Freizeit untergebracht waren. Am Fuße des Karpatenvorgebirges Zarand gelegen, von einem dichten Wald umgeben, stellt der Ort einen perfekten Platz für die Ferien dar. Das einzige Problem, wie in vielen abgelegenen Gegenden von Rumänien, ist der schwache bis gar kein Handyempfang. Da sich die Kinder bei ihren Eltern nach der Ankunft nicht gemeldet haben, landeten Dutzende von Kurznachrichten oder Mitteilungen über „Anrufe in Abwesenheit“ auf den Handys der Betreuer, wenn diese irgendwo das „Netz“ erwischten. Die Teilnehmer selbst mussten bereits am zweiten Tag davon überzeugt werden, ihre Eltern anzurufen.
Das umfangreiche Programm enthielt viele Aktivitäten im Freien. Jedoch schien die zuständige Abteilung in der Himmelskanzlei das Gesuch fürs schöne Wetter mit Verspätung erhalten zu haben. In den ersten drei Tagen mussten die Organisatoren das ganze Programm umwerfen: Der immer wieder ansetzende Regen, der am Mittwoch sintflutartig wurde, bedrohte die ganze Veranstaltung. Die Betreuer nutzten diese Zeit für Gruppen- und Kennenlernspiele, Teambuildingaktivitäten und nicht zuletzt, um den Teilnehmern etwas über die deutschen Minderheiten in Rumänien zu erzählen. Einer der Schwerpunkte in diesem Jahr stellte die Geschichte der Banater Schwaben dar. Der Tanzworkshop musste abwechselnd im Freien und unter dem Dach durchgeführt werden. Erstaunlicherweise fanden die Kleinen großen Gefallen am Bingo-Spielen, bei dem es kleine, aber süße Preise zu gewinnen gab.
Ab Donnerstag erbarmte sich das Wetter, sodass die Sportolympiade sowie ein Orientierungs- und Seifenkistenbastel-Wettbewerb mit dem anschließenden Rennen durchgeführt werden konnten.
Letzteres stellte eine besondere Herausforderung für zehn- bis 14-jährige Teilnehmer dar: Sie mussten ohne Hilfe der Betreuer nicht nur ein robustes und fahrbares, sondern auch ein schönes Fahrzeug basteln, das den Strapazen eines bemannten Rennens standhielt. Die Teilnehmer wurden bereits am Anfang in kleinere Gruppen unterteilt, die während der gesamten Freizeit untereinander um die Punkte und den Sieg im Gesamtwettbewerb wetteiferten. Die Organisatoren legten besonderen Wert darauf, dass die Gruppen aus Teilnehmern aus verschiedenen Ortschaften bestehen, damit Kinder aus Arad, Hermannstadt, Blasendorf/Blaj und Temeswar/Timişoara einander besser kennenlernen und Freundschaften schließen können.
Der Freitagmorgen versprach einen heißen, sonnigen Tag. Dieser war den Wasserspielen gewidmet: Es ist gar nicht so einfach, auf einer rutschigen Plastikfolie, die zur Schwierigkeitssteigerung mit flüssiger Seife beschmiert wurde, Stafette zu laufen. Danach stellte sie aber eine perfekte Rutsche dar. Auch das Bierkistenklettern erfreute sich großer Beliebtheit bei den Teilnehmern. Sicher in einem Klettergurt befestigt und von einem Kletterseil abgesichert stapelten die Kinder Bierkisten unter sich und gelangen so in eine luftige und nicht unbedingt stabile Höhe. Der Rekord der Freizeit lag bei 16 Kisten, der sowohl von einem Mädchen als auch von einem Jungen erreicht wurde.
Der Karaoke-Wettbewerb und ein gemütliches Beisammensein mit Liedern beim Lagerfeuer rundeten diese Ferienwoche ab. Wie bereits in den Jahren zuvor, blieben am Tag der Abfahrt nur wenige Augen trocken: Handynummer und Facebook-Accounts wurden ausgetauscht und feste Gelöbnisse, „sich im nächsten Jahr wieder zu treffen“, feierlich abgelegt. Besonders schwer fiel der Abschied jedoch den 14-Jährigen, die im nächsten Jahr für die Teilnahme zu alt sein werden. Das Kindersprachferienlager wurde auch in diesem Jahr vom Bundesministerium des Inneren der Bundesrepublik Deutschland durch die Stiftung „Baden-Württemberg International“ sowie von der Regierung Rumäniens durch das Departement für Interethnische Beziehungen und das Demokratische Forum der Deutschen in Rumänien finanziert.