Mühlbach - Am vergangenen Sonntag wurde die Mühlbacher Stadtpfarrkirche vom Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien, Reinhart Guib, Pfarrer Gerhard Wagner aus Karlsburg/Alba Iulia und Pfarrer Alfred Dahinten, Mühlbach/Sebeş, wieder eingeweiht, nachdem umfangreiche Renovierungsarbeiten im Rahmen des 18-Kirchenburgen-Projekts an ihr durchgeführt wurden.
Bei den Renovierungsarbeiten ging es hauptsächlich darum, die Nässe und Feuchtigkeit von den Kirchenmauern fernzuhalten. Zu diesem Zweck wurde das Kirchendach vollständig neu gedeckt, es wurden Dachrinnen angebracht und ein neues Abfluss-System für das Regenwasser konzipiert. Das feuchte Mauerwerk im Inneren und Äußeren der Kirche wurde mit einem Spezialputz ersetzt, welcher der Feuchtigkeit die Möglichkeit gibt, zu entweichen. Von den Außenmauern der Kirche wurde zudem noch der Staub abgewaschen, der sich dort über einen langen Zeitraum abgelagert und in das Mauerwerk eingezogen hatte. Die Feuchtigkeit bekämpft wurde auch in der Jakobs-Kapelle, die Stiftung eines reichen Mühlbachers aus dem Zeitalter der Spätgotik. Auch das Dach des Küsterhauses, ein Bauwerk aus dem 18. Jahrhundert, wurde neu gedeckt.
Die Bedeutung und Besonderheit der Mühlbacher Kirche besteht nicht nur in ihrem Alter – über 800 Jahre –, sondern vor allem auch darin, dass sich an ihrer Konstruktionsweise sehr gut die Geschichte der Stadt Mühlbach nacherzählen lässt. Dies erkannte und beschrieb schon der Begründer der modernen siebenbürgischen Kunstgeschichte und ehemalige Mühlbacher Stadtpfarrer, Dr. Viktor Roth. In den Mauern der Kirche sei der stählerne Wille der ersten Kolonisten eingemauert worden, schrieb er, in den schlank sich emporragenden Säulen ihr Idealismus. Der lichtdurchflutete Chor widerspiegele den unwandelbaren Glauben unserer Vorfahren, so Viktor Roth. Außerdem haben die wichtigsten geschichtlichen Ereignisse der Stadt ihre Spuren sichtbar in der Bauweise der Kirche hinterlassen. So hat sich die Blütezeit Mühlbachs im Jahr 1380 durch das Entstehen eines der damals größten Chorräume Siebenbürgens materialisiert und die Tatsache, dass die Kirche nicht weiter vergrößert wurde, erinnert an jenen verheerenden Türkenangriff von 1438, als Mühlbach fast ganz zerstört wurde.
Der große, wertvolle Altar weist darauf hin, dass die Mühlbacher gerade in schweren Zeiten ihren Glauben hochgehalten haben und der abgetragene Lettner konkretisiert die Veränderungen im Zeitalter der Reformation. Eine Gedenktafel an der Nordwand des Chores erinnert daran, dass der Pfarrer Michael Wellmann in dem Sturmjahr 1848/49 durch sein persönliches mutiges Eintreten die Kirche vor dem Beschuss durch General Bem bewahren konnte, andere Gedenktafeln erinnern an die Opfer der Weltkriege. Und die Liste könnte noch weitergeführt werden durch mehr als 800 Jahre Stadtgeschichte. Nachdem die Kirche nun aber wieder restauriert wurde, wird sie die Geschichte Mühlbachs auch weit hinein in die Zukunft tragen, vielleicht viel weiter als wir es zu denken wagen.