Klausenburg – Auch Caligula hatte sein Pferd zum Konsul (eines der höchsten Regierungsämter im alten Rom) erhoben, soll er gesagt haben, als Elena Ceauşescu von ihrem Ehemann in das zweitwichtigste Amt im Staat ernannt worden war. Diese ironische Äußerung ist unmissverständlich, manchmal soll seine Ironie jedoch so fein gewesen sein, dass manche sie gar nicht verstanden. Er war ein herausragender Intellektueller, hat Generationen von Archäologen und Historikern geprägt und für seine Forschungen in Europa Anerkennung erhalten: der siebenbürgische Prähistoriker Prof. Dr. Kurt Horedt. Am Freitag, dem 4. April, würdigten ihn die Babeş-Bolyai-Universität und das Klausenburger Institut für Archäologie und Kunstgeschichte der Rumänischen Akademie in einer vom Deutschen Forum Klausenburg/Cluj initiierten Feier anlässlich seines 100. Geburtstages.
Die eingangs zitierte Charakterisierung Horedts gab Prof. Dr. Wilfried Schreiber, der Vorsitzende des Klausenburger Deutschen Forums, in seiner Ansprache wieder. Er ging auf die Persönlichkeit des zu den bedeutendsten siebenbürgisch-sächsischen Historikern gehörenden Forschers ein und bezeichnete ihn als markanten Intellektuellen. Bei Horedt studiert und promoviert hat Prof. Dr. Valentin Vasiliev, der über seinen ehemaligen Professor sprach. Er habe die Vorlesungen so attraktiv gestaltet, dass der Hörsaal stetig vollbesetzt war, ohne dass er je die Anwesenheit abfragen musste. Den Studenten stellte er die neueste Fachliteratur aus der eigenen Bibliothek zur Verfügung, Bücher, die er dank seiner Kontakte zum deutschsprachigen Ausland erhielt. Ein weiterer ehemaliger Student und heute der stellvertretende Leiter des Archäologie-Institutes, Dr. habil Coriolan Opreanu, ging im Festvortrag auf Kurt Horedts Datierung der Sântana de Mureş - Cerneahov-Kultur im Kontext der neueren Forschung ein. Dr. Opreanu stellte desgleichen die Festschrift vor, die das Archäologie-Institut zum 100. Geburtstag von Horedt veröffentlicht hat und in der neuere bzw. bisher unveröffentlichte Forschungsergebnisse von Archäologen aus dem ganzen Land abgedruckt sind.
Zwei der Beiträge sind dem Donarium von Birthälm/Biertan gewidmet, das Horedt quasi zum zweiten Mal im Fundus des Brukenthalmuseums entdeckte. Über das Donarium referierte im Rahmen der wissenschaftlichen Tagung am Nachmittag Prof. Dr. Alexander Rubel aus Jassy/Iaşi. Zu den weiteren Referenten gehörten die Professoren Zeno K. Pinter (Hermannstadt/Sibiu), Attila László (Jassy), Mircea Babeş (Bukarest), Radu Ardevan und Sorin Cociş (Klausenburg). Die Festveranstaltung, in deren Rahmen das Leben und Werk des am 30. März 1914 in Hermannstadt geborenen Prähistorikers gewürdigt wurden, hatte in der Aula Magna der Universität Prorektor Dr. Rudolf Gräf eröffnet. Zum Gedenken an den 1991 Verstorbenen, der in Klausenburg studiert und bis zu seiner Ausreise nach Deutschland 1981 gelebt und gewirkt hat, wurde im Hof des Instituts für Deutschsprachige Lehre und Forschung eine Büste enthüllt, die seine drei Kinder haben herstellen lassen.
Zu der Würdigungsfeier angereist waren Sohn Herberth und Tochter Brigitte (verh. Bruckner) sowie die Enkel Edda Maria und Thomas Horedt. Bei der kleinen Feier wurde die Persönlichkeit Horedts ein weiteres Mal von Prof. Gräf und Prof. Schreiber gewürdigt. Er habe, so wie damals Usus, nach dem Staatsexamen in Deutschland weiterstudiert und die dort gesammelte Erfahrung nach Siebenbürgen mitgebracht, sagte Dr. Gräf. Promoviert hat Horedt in Bonn über die Wietenberg-Kultur, der sein Großvater Carl Seraphin den Namen verliehen hatte. In den Jahren der kommunistischen Ideologie und Propaganda musste er dann jedoch Kompromisse in der Auswahl der Forschungsthematik machen.