Hermannstadt – Auf Einladung des Radu-Stanca-Theaters trafen sich am vergangenen Freitagnachmittag Kulturmittler- und Presseinstitutionen im Spiegelsaal des Hermannstädter Forums.
Anknüpfend an ein erstes Treffen mit Vertretern aus Wirtschaft und Kultur im letzten Frühjahr war es Ziel des durch Theaterdirektor Constantin Chiriac geleiteten Treffens, Partnerschaften und Kooperationen zwischen den Institutionen zu fördern und gemeinsame Anknüpfungspunkte für neue Projekte im Jahr 2023 zu finden.
Das Treffen fand während der sogenannten „Minispielzeit“ der deutschen Abteilung des Theaters statt, in deren Rahmen im Februar mehrere Inszenierungen gezeigt und Treffen und Diskussionen veranstaltet wurden. Bei der Veranstaltung waren unter zahlreichen weiteren Institutionen das Konsulat der Bundesrepublik Deutschland in Hermannstadt, das Goethe-In-stitut Bukarest sowie das Departement für interethnische Beziehungen (DRI) im Generalsekretariat der Regierung Rumäniens und das Landesforum vertreten.
Im Zentrum der Begegnung stand das Internationale Theaterfestival von Hermannstadt/„Festivalul Interna]ional de Teatru de la Sibiu“ FITS, das vom 23. Juni bis 2. Juli 2023 stattfinden wird und dessen dreißigjähriges Jubiläum in diesem Jahr gefeiert wird. Eröffnet wird das renommierte Festival in diesem Festjahr in der Evangelischen Stadtpfarrkirche Hermannstadt mit einem Orgelkonzert, bei dem alle fünf Orgeln der Stadtpfarrkirche zum Einsatz kommen sollen.
Die deutsche Abteilung führt im Rahmen des Internationalen Theaterfestivals die Stücke „Die Zofen“, „Antigone. Ein Requiem“ und die neuen Stücke „Der Rattenfänger von Hameln“ sowie „Eine sächsische Handwerkergeschichte in Siebenbürgen“ auf. Freuen kann man sich zudem auf Stücke des Wiener Burgtheaters, der Schaubühne Berlin oder der Comédie de Genčve und auf Diskussionsformate mit Theaterregisseur Claus Peymann und Peter Handke.
Auch wurden die neuen Projekte der deutschen Abteilung für die Spielzeit dieses Jahres präsentiert. An ein junges Publikum wendet sich in der kommenden Spielzeit das Stück „Alles von Moličre…oder fast alles!“, das auch in die Klassenzimmer in Hermannstadt und Umgebung getragen wird. Das Stück soll, humorvoll aufbereitet, einen spielerischen und einfachen Zugang zum Theater anbieten. Es enthält mindestens eine Replik aus allen 33 Stücken, die Moličre je geschrieben hat.
Die Stücke „Der Rattenfänger von Hameln“ in der Regie von Andrea und Andrei Grosu und „Eine sächsische Handwerkergeschichte in Siebenbürgen“ von Sarah Brown, in dem es um einen sächsischen Zimmermann und das siebenbürgische Zunftwesen geht, weisen beide einen starken Bezug zu Siebenbürgen auf. Die Premiere des ersten Stücks wird im Rahmen des Theaterfestivals in Michelsberg/Cisnădie stattfinden – die Premiere des zweiten Stücks mit Siebenbürgen-Bezug in der Evangelischen Stadtpfarrkirche in Hermannstadt. „Der Rattenfänger“ wird zudem mit einer mobilen Bühne in elf Städten und Dörfern Siebenbürgens aufgeführt werden, darunter Kronstadt/Bra{ov, Schäßburg/Sighișoara, Mediasch/Mediaș, Birthälm/Biertan und Reichesdorf/Richiș. Auch die Inszenierung „Der Steppenwolf“ nach Hermann Hesse schlägt die Brücke zu dem in Kronstadt geborenen Aussteiger Gusto Gräser, ein Mentor und Vorbild Hermann Hesses.
Neue Projekte der Deutschen Abteilung sind außerdem „Die Hamletmaschine“ nach Heiner Müller in der Regie von Dumitru Acriș und das Stück „Ich kann nur einschlafen, wenn es schneit“ von Teona Galgoțiu in der Regie von Irisz Kovács, das eine unkonventionelle Familie in einem Endzeit-Szenario präsentiert: Das Stück ist eines der fünf Gewinner-Stücke des Projekts des Goethe-Instituts „New Stages South-East“, zu dem junge Autoren und Autorinnen aus Südosteuropa eingeladen waren, Texte für ein „Theater der Zukunft“ ihrer jeweiligen Regionen zu schreiben. Außerdem wird im Jahr 2023 Büchners „Woyzeck“, in der Regie von Hunor von Horváth, neu inszeniert.
Der Leiter der deutschen Abteilung betonte im Zusammenhang mit der Vorstellung der neuen Spielzeit, dass viele der in diesem Jahr präsentierten Stücke eine Brücke zwischen Deutschland und Siebenbürgen schlügen. „Wir suchen nach Brücken und Kooperationen zwischen deutschen Theatern, österreichischen Theatern, luxemburgischen Theatern und Schweizer Theatern“, so Horváth. Die breite Palette an neuen Projekten und deren Vielseitigkeit ist Spiegel dieser Motivation.