Reschitza – Am 23. August 1984, damals einem kommunistischen Nationalfeiertag Rumäniens (zuletzt bezeichnet als „Tag des Beginns der Revolution zur Sozialen und Nationalen Befreiung, der Antifaschistischen und Antiimperialistischen Revolution“), wurde der kinetische Brunnen im Stadtzentrum von Reschitza enthüllt und in Betrieb gesetzt, der heute ein Symbol der Stadt und ein Treffpunkt für Jung und Alt („am Brunnen“/„la Fântână“) ist. Der Brunnen ist ein Werk des aus Bokschan stammenden Monumentalbildhauers Constantin Lucaci (7.07.1923, Roman-Bokschan – 20. 07. 2014, Bukarest), dessen Vorzugsmaterial Edelstahl war (der aber auch Bildhauerei in Stein praktizierte), dem im selben Jahr in Österreich der Herder-Preis der Universität Wien verliehen wurde.
Constantin Lucaci, der in Deutsch-Bokschan zuerst bei Tibor von Bottlik in die Lehre gegangen war und mit dem Umgang mit Metall, und speziell mit Edelstahl, im damaligen Metallbauwerk CMB in Rumänisch-Bokschan vertraut gemacht wurde, hat in Rumänien insgesamt neun kinetische Brunnen aus Edelstahl geschaffen – in einer Zeit, wo Edelstahl zu den „Metallen mit Sonderstatus“ gehörte und viele Auftraggeber ganz abenteuerliche Wege gehen mussten, um dem Künstler seinen Rohstoff zur Verfügung stellen zu können: in Reschitza, beispielsweise, wurde der heutige Edelstahlbrunnen in einer zeitweilig mit strengen Zugangsrestriktionen abgesicherten Halle von den besten Handwerkern des Maschinenbauwerks unter Aufsicht von Lucaci geschaffen und erst, als er fertig war, vorgestellt und zur öffentlichen Diskussion/Bewunderung freigegeben.
Lucaci-Brunnen aus Edelstahl, mit beweglichen Elementen und Wasserspielen, stehen heute in Konstanza (geschaffen 1971), Drobeta Turnu-Severin (1979), Vaslui (1981), Reschitza (1984), Brăila (eine Brunnenkaskade aus Edelstahl, bestehend aus drei untereinander verbundenen Springbrunnen, 1988-1992), in Giurgiu (2000) und in Alba Iulia (2007). Constantin Lucaci schuf aber nach der Wende, laut eigenen Angaben, auch „mehrere Dutzend kinetischer Edelstahlbrunnen“ in diversen arabischen Emiraten, „viele auf persönlichen Besitztümern“.
Der Reschitzaer kinetische Brunnen von Constantin Lucaci symbolisiert nach Angaben des Autors die „Nutzung der Wasserkraft durch den Menschen“, indem der sieben Meter hohe Hauptkörper des Brunnens von der Grundkonfiguration einer Kaplan-Turbine ausgeht und durch die bis zu 15 m hohen Wasserstrahlen auch an einen Hochofen erinnert. Andere Elemente (etwa horizontal montierte Wasserräder, aus denen Wasser hochgespritzt wird) erinnern an die Wasser- und Sägemühlen, die im Banater Bergland heute noch genutzt werden. Sämtliche neun Edelstahlelemente des Springbrunnens sind von den Lichtspielen im fließenden Wasser inspiriert („Edelstahl zum Schweben bringen“, so nannte Lucaci sein Kunstideal bei der Einweihung seines Museums im Zentrum von Deutsch-Bokschan).
Lucaci lehrte Bildhauerei an der Bukarester Kunsthochschule, war Mitglied des „Fondul Plastic“, Sekretär des Internationalen Vereins Bildender Künstler. 2012 schenkte er seiner Geburtsstadt 17 Skulpturen aus Edelstahl und eine ganze Reihe großformatige Kohlenskizzen zu seinen Skulpturen, mit denen die Stadt (unter Bürgermeister Mirel Patriciu Pascu) im `Zentrum von Deutsch-Bokschan das Museum „Spațiu și Lumină“ (oder „Muzeul Lucaci“) eröffnete, das besichtigt werden kann (Schlüssel: beim Kulturhaus nebenan). Die größte Häufung von Edelstahlskulpturen von Constantin Lucaci steht heute im Hof des staatlichen rumänischen Fernsehens TVR, unter ihnen auch die wohl bekannteste, der 17 Meter hohe „Dialog der Radiowellen“.