Batull kehrt nach Siebenbürgen zurück

Zwei junge Batullapfelbäumchen aus Deutschland importiert

Brunhilde, Johannes und Michael beim Pflanzen des Batull-Setzlinges im inneren Garten der Kirchenburg Kleinschenk. Foto: privat

Kleinschenk (ADZ) - Einige Edelreiser kamen heimlich mit den siebenbürgisch-sächsischen Aussiedlern aus Brenndorf/Bod in den 70er Jahren ins Bergische Land nach Nordrhein-Westfalen nach Engelskirchen bei Wiehl/ Drabenderhöhe und wuchsen und gediehen in der neuen Heimat. 50 Jahre später, im modernen Europa, in dem die Stacheldrahtgrenzen gefallen sind, geht der Weg des Batullapfelbaums zurück als junger Halbstamm, gepfropft in der Baumschule Brüntjen im Ammerland, bei Oldenburg.
 

Zwei Batullapfelbäumchen haben im Oktober 2016 den langen Weg mit dem Deutschen Paketdienst bis nach Siebenbürgen zurückgelegt. Brunhilde Böhls kümmert sich um den Erhalt alter Obstsorten, weil sie gesünder und schmackhafter sind. Sie hat den Kontakt zu dieser Baumschule hergestellt, als die Nachfrage bei den Siebenbürger Sachsen in Deutschland besonders nach dem Batullapfel so groß wurde, dass sie nicht mehr von Hobbypomologen befriedigt werden konnte.
In ihrer Kindheit kletterte Brunhilde, geb. Müll, gerne auf den Hochstämmen im Garten hinter der Scheune ihrer Großmutter in Brenndorf herum und half, die Äpfel in dem gewölbten Erdkeller zu lagern. Sie nennt ihre Bemühungen um alte Obstsorten die „Batullapfelbaumschule“. Der Batullapfel ist eine Art „Nationalsorte” aus Siebenbürgen, wie der berühmte norddeutsche Pomologe Hans-Joachim Bannier es formulierte. Schon in Adolf Schullerus’ „Volkskunde“ findet sich folgende Beschreibung dieser saftigen, zur Herstellung von Most und Kuchen gleichermaßen geeigneten Apfelsorte:

„Die für Siebenbürgen kennzeichnende Apfelsorte ‚Batullapfel‘ bezeichnet dem Namen nach einfach einen erst auf dem Lager reifenden Apfel (nach rum. p˛tul „Heubett“ zum Einlagern von Obst und Gemüse). Der Sorte nach ist es der ungefähr 1820 aus England auf das Durleser Gut der Grafen Haller eingeführte Windsor-Apfel.“

In diesem Sommer 2016 trafen sich über 300 Brenndörfer zum ersten Mal in Rumänien zu dem von Manfred Copony und der HOG Brenndorf organisierten Heimattreffen. Nach dem Gottesdienst mit Abendmahl in der gut besuchten, neu renovierten Kirche wurde auf dem Friedhof ein Mahnmal zum Gedenken an die Brenndörfer Toten der beiden Weltkriege und die Russlanddeportierten von Bischof Reinhart Guib und Pfarrer Peter Klein eingeweiht. Auf dem Rückweg durch die Schulgasse erzählte Böhls dem Bischof von ihrem Vorhaben, sich mit der Tradition der siebenbürgischen Obstbaulandschaft zu beschäftigen und stieß auf Neugierde und Interesse bei Bischof Guib, der eine Einladung nach Hermannstadt/Sibiu aussprach.

Bischof Reinhart Guib: „Ich würde mich freuen, wenn unsere Kirch- und Pfarrgärten wieder auch Batullbäume hätten!” Carmen Schuster, die „Burgherrin” von Kleinschenk/Cincșor, leistet diesem Aufruf als erste Folge, indem sie über ihre Schulfreundin aus dem Honterus-Lyzeum einen Baum bestellt. Er wurde von ihrem Mann und von Hannes Stefani, einem gemeinsamen Klassenfreund im inneren Garten der Kirchenburg von Kleinschenk auf die Südseite zu den anderen Obstbäumen (Pflaumen und Kirschen) gepflanzt,.
Brunhilde Böhls ist gerne bereit, junge Bäume zu vermitteln. Mailadresse: info(at)bboehls.de Infos auf: www.bboehls.de/baum.html