Hermannstadt – Teppiche für den häuslichen Bedarf wurden früher noch von Hand gewoben und Hostien für das Abendmahl nach katholischer oder protestantischer Ordnung mit armlangen Zangen aus Gusseisen in den Backofen geschoben. Wer vermutet, dass in den Laboratorien für Restaurierung des Brukenthalmuseums ausschließlich alte bis sehr alte Kunstgegenstände ohne praktischen Verwendungszweck wieder auf Vordermann gebracht werden, irrt. Mittwoch, am 3. August, wurde im Kartographischen Kabinett des Brukenthalpalais am Großen Ring/Piața Mare die sechste Auflage des jährlichen Salons „Magia Restaurării“ eröffnet. Die neunzehn Angestellten der Museumslaboratorien wissen nur zu genau, dass ihre tägliche Arbeit viel Geduld im Umgang mit Werkzeugen und chemischen Stoffen erfordert, und allgemein eher wenig oder meist gar nichts mit Magie zu tun hat. Aber der „Zauber“ am Plakat ihrer Ausstellung ist auch diesmal wieder unabdinglich, um potentielle Besucher für all das zu sensibilisieren, was in den Werkstätten des Blauen Hauses permanent zuliebe der temporären und ständigen Exponate im Brukenthalmuseum vor sich geht. „Ich wünsche mir nichts anderes, als dass wir gesund bleiben, um diesen Salon so oft wie möglich veranstalten zu können“, bemerkte Cheflaborant Dr. Dorin Barbu zur Stunde der Vernissage, ohne auch nur im Ansatz eine große Rede schwingen zu wollen.
Bei dem breiten Angebot im Kartographischen Kabinett erübrigte es sich denn auch, Lobeshymnen auf die restauriert ausgestellten Objekte anzustimmen. Sie sprechen schließlich für sich selbst und sind allesamt von Schautafeln begleitet, die fotografisch über die Unterschiede im Zustand vor und nach der Schadenausbesserung aufklären. Vor genau 303 Jahren stickte eine Siebenbürger Sächsin ein weißes Tuch mit einer Inschrift in gotischen Druckbuchstaben, wodurch sie ihrer Kirchengemeinde ein „Pest-Gedächtnis wegen göttlicher Errettung“ stiftete. Die „Biblia Polyglotta Londinensia“, 1657 in der englischen Hauptstadt gedruckt, hatte damals im 18. Jahrhundert auch in Hermannstadt/Sibiu erste Leser gewonnen. Und vielleicht schon ein ganzes Jahrhundert zuvor dürfte sich ein von anonymer Hand nach Hans von Aachens (1552-1615) Vorbild gearbeiteter Kupferstich des Heiligen Sebastian nach Siebenbürgen verirrt haben. Sonst wäre er wohl eher nicht jüngst in einem Labor des Brukenthalmuseums restauriert worden. Die Schusswaffen von klein bis groß schlussendlich, sowie Helme und Säbel für Paraden, die wie ganz neu gewienert noch bis zum ersten Oktober-Sonntag im Kartographischen Kabinett hinter dem Schutzglas einiger Vitrinen ausliegen, hätte auch Graf und Romancier Miklós Bánffy (1873-1950) nicht trefflicher vorfinden können. Die Ausrüstung für Jagd und zu guter Letzt leider auch militärische Zwecke, von der er in seiner „Siebenbürgischen Trilogie“ berichtet, muss just genau so ausgesehen haben. Der Salon „Magia Restaurării“ behält also doch etwas Zauberhaftes für sich.