Bukarest - Im Nationalen Bauernmuseum in Bukarest (Str. Pavel Kiseleff, Nr. 3, 1. Bezirk) gibt es auch in Coronazeiten abwechslungsreiche Veranstaltungen. Am heutigen Donnerstag wird das Buch „Vor den Kommunisten geflüchtet, bin ich auf Kommunisten gestoßen. Die Geschichte eines Flüchtlings aus Bessarabien“ (rumänischer Originaltitel „De comuniști am fugit, peste comuniști am dat. Povestea unui refugiat din Basarabia“) vom Journalisten Ionuț Iamandi um 18 Uhr im Mediasaal vorgestellt. Dieses ist heuer im Verlag Vremea mit einem Vorwort der Schriftstellerin und Forscherin der kommunistischen Zensur, Liliana Corobca, erschienen und es enthält 148 Seiten mit Bildern und Dokumenten, die aus dem Archiv des Nationalrats für die Erforschung der Unterlagen der Securitate (CNSAS) stammen bzw. transkribiert wurden.
Das Buch befasst sich mit dem Fall eines Bauern aus Bessarabien, der 1944 vor der Roten Armee Zuflucht suchte und sich mit seiner Familie in der rumänischen Bărăgan-Tiefebene niederließ. Hier stellt er fest, dass er nicht dem entging, was er entfliehen wollte – daher der Titel des Buches – und dass er unter einem kommunistischen Regime leben musste, das er bereits 1940-1941 erlebt hatte, als Bessarabien der Sowjetunion angeschlossen wurde. In seinem Dorf in Bărăgan gerät der Held des Buches, Teodor Caravasile, in Konflikt mit der Miliz und der Securitate, die ihn wegen seiner feindlichen Haltung gegenüber den Partei- und Staatsorganen verfolgen. Der daraus resultierende Konflikt ist im Wesentlichen dramatisch, aber an manchen Stellen auch komisch, was den einfachen bäuerlichen Widerstand gegen die offizielle Stumpfheit illustriert. Neben der Geschichte von Teodor Caravasile, basierend auf den CNSAS-Unterlagen und den Daten, Informationen und Fotos, die er von seiner Familie als Enkelkind des Protagonisten erhalten hat, enthält das Buch auch eine Studie über bessarabische und bukowinische Flüchtlinge während des Zweiten Weltkriegs.
„Zunächst einmal ist der Ansatz von Ionuț Iamandi einzigartig. Keine Fiktion, keine Memoiren, sondern Dokumente aus den Archiven der ehemaligen Securitate. Der Autor analysiert das Flüchtlingsphänomen ausgehend von einem Verfolgungsfall der Securitate, den er bei CNSAS entdeckt hat. Die Geschichte eines Flüchtlings aus Bessarabien ist auch eine Hommage der heutigen Nachkommen an das Leid unserer Vorgänger, es ist eine wichtige Seite, um die Geschichte Bessarabiens wiederzuentdecken.“ schreibt Liliana Corobca im Vorwort. Der Band kann nun von der Website des Verlags Vremea (edituravremea.ro) mit Preisnachlass bestellt werden.
Außerdem wird morgen im Museumshof der jährliche Märzchenmarkt, der den traditionellen rumänischen glücksbringenden Amuletten (mărțișoare), welche den Frühling ankündigen, sowie dem Volkshandwerk und jungen Künstlern gewidmet ist.
Die insgesamt 150 ausstellenden Studenten, Künstler und Handwerker nutzen den ländlichen Lebensraum und die Volksmythologie als Inspiration oder stellen sich neue Formen urbaner Kreativität vor: von aus klassischen Stoffen handgemachten und wiederverwerteten Kunstobjekten, bis hin zu zeitgenössischen Designs, Comics oder Charakteren und Symbolen aus der urbanen Mythologie, die aus einer Vielzahl unkonventioneller Stoffe hergestellt wurden.
Der Märzchenmarkt kann täglich vom 25. Februar bis zum 1. März, von 10 bis 18 Uhr besucht werden. Der Eintritt kostet 8 Lei für Erwachsene, 4 Lei für Rentner und 2 Lei für Kinder, Schüler, Studenten.