Der alten Kunst digital auf der Spur – auch im Batthyaneum

Rumänische Nationalbibliothek hat einen neuen Link freigeschaltet

Karlsburg - Daran, dass die vermutlich um das Jahr 810 im Kloster Lorsch und in einem fein verzierten Buchdeckel aus Elfenbein gebundenen Evangelien von Matthäus, Markus, Lukas und Johannes um die Mitte des 16. Jahrhunderts nicht nur einer Legende nach, sondern auch sprichwörtlich entzweit wurden und bis heute an drei verschiedenen Orten der Europäischen Union zu finden sind, lässt sich im übertragenen Sinn eine bestimmte innere Zerrissenheit des alten Kontinents ablesen. Denn das Batthyaneum zu Karlsburg/Alba Iulia besitzt bekanntlich statt dem vollständigen „Codex Aureus Laurensius“ in originaler Handschrift mit teils in Gold gesetzten Buchstaben nur das Manuskript der Evangelien von Matthäus und Markus. Die Evangelien von Lukas und Johannes sowie die Rückseite des Elfenbein-Einbandes zählen zum Inventar der Vatikanischen Bibliotheken, während man für das Frontcover den Besuch des Londoner Victoria and Albert Museums antreten muss. Als Filiale der Rumänischen Nationalbibliothek schließlich übt das ausschließlich an ganz wenigen Tagen im Jahr öffentlich zu besichtigende Batthyaneum eine ehrliche Kommunikation zu seiner Außenwelt – von den insgesamt 238 Blättern des „Codex Aureus“ gehören ihm die ersten 111. Die Rückseite von Blatt Nummer 72 des einmaligen Buches in lateinischer Sprache zeigt in der Bildmitte den auf dem Thron sitzenden Christus als die „Maiestas Domini“ und vereint römische und byzantinische Stilmittel in ein und demselben Manuskript. Und seit Donnerstag schlussendlich, dem 28. Juli, steht eine digitale Aufnahme ebendieser Bildseite aus dem in Karlsburg aufbewahrten „Evangelium Secundum S. Mattheum et S. Marcum“ auch unter dem Link des Projekts „Arta, minune dintr-o carte“ der Rumänischen Nationalbibliothek zur Verfügung. Als zweifelsohne älteste Drucksache der Ausstellung führt sie die 21 Exponate lange Galerie und die einfache Projekt-Beschreibung auf der Homepage expozitii.bibnat.ro an. Für das zitierte und 970.000 rumänische Lei schwere Projekt hat die Rumänische Nationalbibliothek finanziell nicht rückzahlbare Hilfsbeiträge aus dem norwegischen Etat des Europäischen Wirtschaftsraumes für die Zeitspanne der Jahre 2014 bis 2021 erhalten und nur fünfzehn Prozent der Gesamtkosten aus dem Haushalt des Kulturministeriums und des nationalen Projekts „Ro-Cultur˛“ abrechnen müssen. Drei junge Berufstätige aus dem erfahrenen Team des norwegischen Beratungsunternehmens für visuelle Kommunikation „Grafill“ (Oslo) gaben ihren gleichaltrigen rumänischen Projekt-Mitarbeitern aus Rumänien wertvolle Tipps und Hinweise auf dem Weg zur lang erwarteten Freischaltung der genannten Homepage in voller Informationsfülle. Dass diese dem Batthyaneum zu größerer Bekanntheit verhelfen wird, steht außer Frage.