Reschitza - Für den neuen Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Bukarest, Werner Hans Lauk, dürfte das im Rathaus Reschitza am vergangenen Freitag bei seinem Antrittsbesuch Gehörte neu gewesen sein.
Für den nach vierjähriger Abwesenheit wieder zurückgekehrten Konsul Deutschlands in Temeswar, Rolf Maruhn, eher eine alte Leier. Bürgermeister Mihai Stepanescu machte sich zum Verkünder aller Meinungsäußerungen und bat – wie bei jedem Botschafterbesuch – um Unterstützung bei der Investorensuche für Reschitza (das Gewerbegebiet der Stadt im Ţerova-Tal ist immer noch ungenutzt), konnte es sich nicht verkneifen, vom allseits als unrealistisch eingestuften Projekt der Einrichtung eines Skigebiets oberhalb des Reschitzaer Stadtzentrums (auf dem Gol-Hügel) zu sprechen und – das war neu – um Vermittlung einer Partnerschaft mit einer Stadt aus Deutschland zu bitten. Seit Stepanescu Bürgermeister ist, hat er Partnerschaften mit fünf Ortschaften aus Serbien besiegelt.
Neu war auch, dass das Rathaus einen Satz Informationsmaterialien in deutscher Sprache vorbereitet hat, welchen der Bürgermeister dem Botschafter und dem Temeswarer Konsul überreichte, zum Schluss stellte er den beiden seine anwesenden Mitarbeiter vor. Alles in allem wäre bei alldem nichts dabei, wenn es der Bürgermeister verstünde, sich kurz zu fassen und auf wirklich Wichtiges zu konzentrieren. Darauf machte der Botschafter diskret aufmerksam, indem er dem Bürgermeister darlegte, dass er umfassend über das Banater Bergland informiert sei dank des regelmäßigen Lesens der ADZ-Beilage „Banater Zeitung“ und des „Echos der Vortragsreihe“.
Anders der Besuch im Gebäude der Präfektur. Präfekt Silviu Hurduzeu beschränkte sich auf die Rolle des Assistenten des Kreisratsvorsitzenden Sorin Frunzăverde, der kurz und knapp über den Verwaltungskreis Karasch-Severin sprach und einige der Projekte, die angepeilt werden, ansprach. Ausführlicher sprachen Frunzăverde („bisher ist da herzlich wenig passiert“) und Botschafter Lauk über die Donaustrategie und deren Perspektiven für das Banater Bergland bzw. die grenzüberschreitenden Beziehungen über beide Donauufer hinweg, als Beziehungen der Donau-Anrainerstaaten. Andeutungsweise sprach Frunzăverde auch über sein neuestes Steckenpferd, die Donaubrücke im Raum Neumoldowa-Veliko Gradiste, was dem Botschafter Gelegenheit gab, sich über „Brückenfunktionen“ zu äußern, die nicht nur von Minderheiten – wie der deutschen im Banater Bergland, und die schätze er sehr – sondern auch von Menschen und Völkern wahrgenommen werden sollten.
Festlich, mit Blumensträußen und Jugendspalier sowie berglanddeutschen Volkstänzen, wurden der Botschafter und der Konsul in der deutschen Alexander-Tietz-Bibliothek empfangen. Das Gespräch fand unter leichtem Zeitdruck statt, trotzdem schien der aus dem nördlichen Schwarzwald stammende Botschafter sich unter den Vertretern der Berglanddeutschen sehr wohl zu fühlen, denn nach dem Abschluss des offiziellen Besuchs- und Gesprächsteils führte er noch zahlreiche Einzelgespräche mit Anwesenden. Soziale Aspekte kamen im Kolping-Bereich in Karansebesch zur Sprache, wo der Botschafter einen intensiven Gedankenaustausch mit der Kolping-Präsidentin für den Raum Banat, Dana Bărbulescu, pflegen konnte.