Sathmar – Vergangene Woche stattete DFDR-Abgeordneter Ovidiu Ganț der Region Sathmar einen zweitägigen Besuch ab. Neben dem Zusammentreffen mit Forumsvertretern im Kreis Sathmar/Satu Mare sowie dem Besuch beim Deutschen Theoretischen Lyzeum „Johann Ettinger“, stand auch ein Treffen mit Wirtschaftsvertretern beim Unternehmen ZES Zollner Electronic SRL in Sathmar auf dem Plan.
Das deutsche Unternehmen Zollner Elektronik AG wurde 1965 im bayrischen Zandt gegründet und hat seitdem eine beispielhafte Entwicklung genommen. Mittlerweile ist das Unternehmen mit 20 Standorten in neun Ländern vertreten und beschäftigt weltweit über 11.000 Menschen. In Sathmar startete das Unternehmen bereits im Jahr 2000 mit einer Niederlassung. Im Laufe der Jahre ist ein zweiter Standort dazugekommen. Zollner Electronic hat sich im Laufe der Jahre zu einem wichtigen Arbeitgeber in der Region etabliert. Das Unternehmen produziert u.a. elektronische Bau-teile und Geräte für diverse Branchen.
Am Treffen beteiligten sich neben Zollner-Manager Stefan Leitner auch Tiberiu Markos, der in seiner Funktion als Vizepräsident den Deutsch-Rumänischen Wirtschaftsverein der Region Sathmar (DRW) vertrat sowie Johann Leitner, Technischer Direktor des Wasserversorgungsunternehmens Apaserv Satu Mare.
Nach der Begrüßung der Gäste gab Stefan Leitner einen kurzen Überblick über die laufenden Geschäfte, welche positiv verlaufen. Weiter berichtete er über die Pläne, in einen Photovoltaik-Park zu investieren, um den eigenen Energiebedarf emissionsarm abzudecken. Auch der Zugang zum Arbeitsmarkt sei momentan zufriedenstellend. Man finde noch genug Arbeitskräfte. Lediglich die Suche nach gut qualifizierten Ingenieuren gestalte sich in der Region schwieriger. Dieser Betrachtung folgte auch Tiberiu Markos, der den gegenwärtigen Mangel an gut ausgebildeten Ingenieuren und Handwerkern im technischen Bereich monierte. Generell gäbe es durchaus talentierte junge Menschen für die technischen Branchen. Vielen fehlen jedoch die finanziellen Mittel für ein Studium an einer guten technischen Hochschule. „Die finanzielle Unterstützung für diese Interessierten wäre hilfreich und ein Anreiz“, erklärte Markos. Einige Firmen widmen sich bereits dieser Problematik und fördern junge Menschen aus ihrem Unternehmensbudget. Der Abgeordnete Ganț sieht in der Diskussion um den Fachkräftemangel vor allem strukturelle Probleme in Rumänien. „Die Hochschulen produzieren letztlich nicht ausreichend, was der Arbeitsmarkt benötigt“, so Ganț. Weiter nimmt er in erster Linie den Staat in die Pflicht. „Dieser müsse junge Menschen mehr und zielgerichteter fördern, um ihnen einen Anreiz zu geben, um sich den technischen Branchen zu widmen, in denen ein Fachkräftemangel bestehe. In der Diskussion kam auch die Frage nach einem dualen Ausbildungs- und Hochschulsystem auf, wie es in Deutschland bereits seit Jahren erfolgreich umgesetzt wird. Die Firma Zollner kooperiert bereits mit einigen Berufsschulen und hat diesbezüglich auch eine Halle errichtet, in der 80 bis 100 Schülerinnen und Schüler durch Kurse Fähigkeiten in technischen Berufen erlernen. Jährlich absolvieren auch zahlreiche Jugendliche Praktika in der Firma. Wie viele dieser jungen Menschen tatsächlich dem Unternehmen auch erhalten bleiben, ist ungewiss. Laut einer Umfrage sehen viele von ihnen ihre Zukunft eher im Ausland. Bei der Förderung und Ausbildung von Fachpersonal sind die meisten Unternehmen in Rumänien nach wie vor auf sich allein gestellt. Wer gut qualifiziertes Personal will, muss selbst investieren und kann sich kaum auf staatliche Ausbildungsstrukturen verlassen. Auch das Thema Schengen-Beitritt wurde angesprochen. Ovidiu Ganț wagte diesbezüglich keine konkreten Prognosen. Für dieses Jahr sieht er jedoch keine realistischen Chancen für einen Beitritt Rumäniens. Im Anschluss des Austausches fand der Abgeordnete lobende Worte für die deutschen Investoren und stellte ihre Bedeutsamkeit heraus. „Deutsche Unternehmen sind mit Abstand die wichtigsten Investoren auch hier in der Region. Die Städte und Gemeinden profitieren enorm von ihnen. Sie engagieren sich auch in vielen sozialen Projekten. Deutsche Unternehmen sind zu einem wichtigen Teil der rumänischen Gesellschaft geworden, überall wo sie tätig sind.“