Bukarest – „Wir haben eine schöne Mischung zusammengestellt, um ein paar gewisse Stereotypen des deutschen Filmes zu dekonstruieren“, berichtete Dr. Joachim Umlauf, Leiter des Goethe-Instituts in Bukarest am Donnerstagabend im Kino Elvire Popesco. Dort wurden nach zwei Jahren coronabedingter Pause die 15. deutschen Filmtage in Rumänien eröffnet.
Dabei werden verschiedene deutsche Filme vom Goethe-Institut ausgesucht und ein Wochenende lang präsentiert. „Wir bekommen die Filme vom Filmarchiv des Goethe-Institutes in München“, erklärte die Koordinatorin des Festivals Cristina Zanfirescu. Dort warten zahlreiche Filmrollen darauf, endlich wieder ausgepackt zu werden. „Am Ende ist es eine Familien-Edition geworden“, glaubt Zanfirescu. Umlauf erklärt darüber hinaus selbstbewusst, dass die Auswahl, die „Spitze dessen abbildet, was der deutsche Film zu bieten hat.“
Um dies direkt am ersten Abend zu untermauern, wurde der Film „Toubab“ von Florian Dietrich ausgesucht und in das kleine Kino geladen. Um die 70 Interessierten versammelten sich auf den Sitzen des Lichtspielhauses, welches auch dafür bekannt ist, zahlreiche französische Filme zu zeigen. Dies führte auch zu einem Stimmengewirr verschiedenster Sprachen sowohl von den Gästen, sowie den Sprechern: Rumänisch, Deutsch, Englisch und Französisch schallten durch den Saal.
Der Regisseur des Filmes, Florian Dietrich, versuchte es mit Englisch. Er grüßte das Publikum vor dem Film in einer Videobotschaft und stimmte direkt auf die Thematik ein. „Ich habe selbst in Gefängnissen gearbeitet“, berichtet er und habe dabei eine große Problematik festgestellt: Abschiebung, obwohl die Menschen ihr Leben lang in Deutschland waren. Das Problem ist, dass diese Personen dennoch keinen deutschen Pass besitzen.
Der deutsche Botschafter Dr. Peer Gebauer als Vertreter des Staates kann selbst den Frust über ein solches Gesetz verstehen. „Es ist klar, dass Migration ein großes Problem ist. Es ist natürlich, dass man dann versucht, dafür Regeln und Ordnung zu erschaffen. Dennoch ist es immer wichtig zu sehen, dass es sich um individuelle Geschichten und Schicksale handelt. Das darf man nicht außer Acht lassen.“
Genau das möchte der Film auch nicht. „Es geht um zwei Freunde, die diese Ungerechtigkeit bekämpfen“, erklärt Dietrich. Denn der Hauptcharakter Babtou, steht vor genau diesem Problem. Sein ganzes Leben ist er bereits in Deutschland, nun soll er aber in den Senegal abgeschoben werden. Eine Nation, welche er noch nie besucht hat.
Wer jetzt aber trotz dieser harten und realen Thematik einen ausschließlich traurigen Film erwartete, der wurde am Donnerstag überrascht. Mit viel Humor brachte „Toubab“ den ganzen Saal zum Lachen. Schnell und voller skurriler Momente wird neben der Abschiebung vor allem die emotionale Freundschaft zwischen Babtou und Dennis erzählt. Die das Publikum so weit überzeugen konnte, dass der Film einen kurzen Applaus vom Saal erhielt.