Hermannstadt - Ende Mai fand im Hermannstädter Institut für Geisteswissenschaften eine Buchvorstellung und Lesung mit Eginald Schlattner statt. Insgesamt wurden drei Werke des Autors vorgestellt, darunter die Romane „Drachenköpfe“, „Schattenspiele toter Mädchen“ und Auszüge aus dem noch unveröffentlichten Roman „Brunnentor“. Der Veranstaltungssaal im Hermannstädter Institut für Geisteswissenschaften war bis auf den letzten Platz besetzt.
Einleitend sprach Prof. Dr. Rudolf Gräf, Leiter des Instituts, ein Grußwort, in dem er um eine Gedenkminute für den im Fe-bruar verstorbenen Schriftsteller Hans Bergel bat – in Temeswar fand zeitgleich eine Veranstaltung zum verstorbenen Autor statt. Weiter ging der Institutsleiter auf die aktuelle Situation ein und betonte die Wichtigkeit kultureller Veranstaltungen im Jetzt: „Heute, da in unserer Nachbarschaft ein Krieg stattfindet, treffen wir uns und reden über einen Schriftsteller, über seine Bücher, über das, was uns so wichtig ist im Leben – diese Bücher, die uns das Leben schön machen.“ Zum Autor selbst sagte der Gastgeber: „Für mich ist Eginald Schlattner ein Symbol der Überlegenheit des Guten und der Überlebenskraft des Menschen in schwierigen Situationen, in den nicht gesuchten Auseinandersetzungen mit brutalen und menschenverachtenden Mitteln und Mächten, deren Ziel es ist, den Menschen zu zerdrücken, zu vernichten, zu erniedrigen und fügbar zu machen – er ist das Symbol dafür, dass man das überleben kann.“
Anschließend ergriff der Verleger Traian Pop das Wort, der die beiden an diesem Abend vorgestellten Romane im Pop-Verlag herausgegeben hat. Pop betonte, dass die verschiedenen Kulturen, die in Rumänien existieren, eine Chance für die literarische Szene seien – zugleich beklagte er den fehlenden Dialog zwischen den heutigen Autorinnen und Autoren.
Die Germanistin Dr. Gabriella-Nóra Tar von der Klausenburger Babeș-Bolyai-Universität, stellte den Roman „Drachenköpfe“ vor: Im Roman werden die Erinnerungen aus den frühen sechziger Jahren lebendig – der biographisch geprägte Ich-Erzähler Eginald erinnert sich an die Zeit in Kronstadt, in der er zeitweise in der Kronstädter Altstadt im „Drachenhaus“ wohnt. Für den Leser erschließt sich mit dem Roman ein „ebenso lebendiges wie berührendes transsylvanisches Panorama und Pa-noptikum“. Dies gälte sowohl für die „neuen“ wie auch für die „treuen“ Leser Schlattners.
Dr. Andreea Dumitru-Iacob, Deutschlehrerin am Hermannstädter Brukenthal-Gymnasium, stellte den zweiten Roman des Abends vor: Die Germanistin, die den Autor seit 2010 kennt, schrieb ihre Dissertation zum Thema „Inter- und Multikulturalität in der Romantrilogie von Eginald Schlattner“. Sie führte die Zuhörerinnen und Zuhörer in das Buch „Schattenspiele toter Mädchen“ ein. Das Buch besteht aus „Gedenkblättern“, die dreizehn Frauen, die mit dem Ich-Erzähler Eginald in Beziehung standen, abbilden.
Im dritten Teil der Veranstaltung las Eginald Schlattner selbst aus seinem unveröffentlichten Roman „Brunnentor“, in dem Kindheitserinnerungen in Szentkeresztbánya (Karlshütte) verarbeitet sind.
Nach der Veranstaltung gab es die Möglichkeit zum lockeren Gespräch, der Autor signierte seine im Pop-Verlag erschienenen Bücher und stand dem Publikum für Fragen bereit. Wer nicht bei der gut besuchten Veranstaltung dabei sein konnte, kann die Lesung auf der Facebook-Seite des Forschungsinstituts für Geisteswissenschaften in Hermannstadt online abrufen: www.facebook.com/ICSUSibiu/videos/1633610473676037