Hermannstadt – Über das Thema „Die Entstehung und Bedeutung der Evangelischen Lehrerinnenbildungsanstalt in Schäßburg“ sprach am vergangenen Donnerstag Prof. Dr. Erika Schneider im Teutsch-Haus. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geographie und Geoökologie in Karlsruhe sowie am Biologischen Institut der Rumänischen Akademie der Wissenschaften in Klausenburg/Cluj-Napoca und dem Brukenthal-Museum in Hermannstadt/Sibiu. Als Gastdozentin lehrt Erika Schneider zugleich an der hiesigen Lucian-Blaga-Universität. Neben ihrer eigentlichen Tätigkeit beschäftigt sich die Biologin schon seit geraumer Zeit mit der Evangelischen Lehrerinnenbildungsanstalt in Schäßburg/Sighişoara (LBA), denn, wie sie am Donnerstag erklärte, war auch die Großmutter eine Schülerin.
Gegründet wurde die Lehrerinnenbildungsanstalt erst nach jahrelangen Bemühungen und Kämpfen mit dem Landeskonsortium, welche schon um 1883 begannen. Als Standort waren zunächst auch Bistritz, Mediasch und Kronstadt, wo der „Frauenverein zur Unterstützung der evangelischen Mädchenschule“ den Kampf um eine Lehrerinnenbildungsanstalt führte, im Gespräch. Ihre Gründung stellte somit letztendlich auch einen bedeutenden Erfolg für die siebenbürgische Frauenbewegung dar. Die besten Voraussetzungen, so berichtete Erika Schneider, fand man jedoch in Schäßburg, wo die Evangelische Kirche eine ehemalige Honvéd-Kaserne erwerben konnte, in welche die Anstalt, nach dem sie am 8. Februar 1904 gegründet wurde, am 6. September desselben Jahres einziehen konnte.
Unerlässlich war ihre Gründung auch unter dem Gesichtspunkt geworden, dass das Ungarische Ministerium für Kultur und Unterricht im Jahr 1902 die Ablegung von Prüfungen weiblicher Zöglinge an Lehrerseminaren nicht mehr gestattete. Während ihrer Existenz sah sich die LBA immer wieder mit verschiedenen Problemen konfrontiert, das weibliche Zölibat war eines. Denn Mädchen, die während ihrer Ausbildung heirateten, waren gezwungen die Schule zu verlassen. Sehr viel wusste Erika Schneider über die Zeit bis zum Ende der 1920er Jahre zu berichten, doch danach, so sagt sie, gibt es kaum noch Dokumente, sodass sich die Rekonstruktion der Geschichte bis zur Auflösung sehr schwierig gestaltet. Diese endet 1948 mit der Übernahme sämtlicher deutscher Schulen durch den rumänischen Staat. Das Lehrerinnenseminar wurde fortan in der Bergschule untergebracht, die unter der Bezeichnung „Deutsche Pädagogische Schule“ ihre Tradition fortzusetzen versuchte. Festzuhalten bleibt schließlich, dass das Seminar während seiner Existenz einen wertvollen Beitrag für das siebenbürgische Schulwesen geleistet hat. Den nächsten Vortrag im Rahmen der Reihe „Bildung – ein Leben lang“ hält am 26. November Michaela Nowotnick von der Humboldt Universität in Berlin zum Thema „Das Projekt zur Erfassung und Notsicherung der in Privatbesitz befindlichen Quellen und Dokumente zur deutschen Literatur und Kultur in Rumänien“.