Die Selbstständigkeit des Fürstentums

Siebenbürgen zwischen Habsburgermonarchie und Osmanischem Reich

Die Arbeit an diesem Buch begann Gerald Volkmer, heute stellvertretender Direktor des BKGE an der Universität Oldenburg, schon als Schüler mit einer Seminararbeit. Mit der Dissertation zur Erlangung des Doktors der Rechte endete der fast zwanzigjährige Entstehungsprozess im Jahr 2012.
Foto: Michael Mundt

Hermannstadt – Zu reichlich früher Stunde lud am Montag das Begegnungs- und Kulturzentrum „Friedrich Teutsch“ zu zwei Buchpräsentationen in seine Räumlichkeiten ein. Zu Gast waren die drei Historiker Dr. Dr. Gerald Volkmer sowie Thomas Şindilariu und Bernhard Heigl mit ihren Büchern „Siebenbürgen zwischen Habsburgermonarchie und Osmanischem Reich. Völkerrechtliche Stellung und Völkerrechtspraxis eines ostmitteleuropäischen Fürstentums 1541-1699“ sowie „Archivführer zur Geschichte der Deutschen in Kronstadt und dem Burzenland. Wegweiser durch die Bestände des Staatsarchivs Kronstadt/Braşov und des Archivs der Honterusgemeinde unter besonderer Berücksichtigung der Handschriften“, welche als Band 56 respektive 58 in der Schriftenreihe des Bundesinstituts für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (BKGE) erschienen sind.

Nach einleitenden Worten von Gerhild Rudolf, der Leiterin des Teutsch-Hauses, übernahm Gerald Volkmer den Anfang. In seinem informativen, halbstündigen Vortrag gab er, im Zeichen einer mehr oder minder starken politischen Selbstständigkeit, einen kompakten Abriss über rund 150 Jahre siebenbürgische Geschichte an der Grenze zwischen Habsburgischem und Osmanischem Reich. Beginnend mit Johann Zápolya, der sich im Oktober 1526 in Tokaj zum ungarischen König krönen ließ, aber nach einem Machtkampf mit dem späteren Kaiser Ferdinand I. nach Siebenbürgen zurückweichen musste und sich schließlich unter die Oberhoheit des Sultans stellte, und endend mit dem Frieden von Karlowitz 1699, in dem das Osmanische Reich die Zugehörigkeit Siebenbürgens zur Habsburgermonarchie anerkannte, zeigte Volkmer die verschiedenen politischen Stellungen auf, die das Fürstentum in dieser Zeit innehatte.

Die Selbstständigkeit des Fürstentums muss, so Volkmer, gleichwohl definiert werden. Die freiwillige Unterwerfung als Vasall bedeute in der osmanischen Hierarchie eine höhere Einstufung für den Fürsten, der dementsprechend über den Herrschern der Moldau sowie der Walachei stand. Auch konnte Zápolya außenpolitisch bis zu einem bestimmten Grad aktiv werden. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts änderte sich der Status des Fürstentums allerdings vom „Subjekt zum Objekt des Völkerrechts“, so Volkmer, der im Anschluss an seinen Vortrag noch reichlich Fragen einiger Wissbegieriger zu beantworten hatte. Es sei angemerkt, dass eine Rezension zum Buch bereits in der ADZ vom 6. Februar erschien.

Im zweiten Teil der Veranstaltung stellte Thomas Şindilariu den von ihm sowie Bernhard Heigl und Petra Rezac erstellten „Archivführer zur Geschichte der Deutschen in Kronstadt und dem Burzenland“ vor und ging dabei insbesondere auf den Aufbau und die Entstehung des Buches sowie die bewältigten Schwierigkeiten ein. Denn, so wusste Şindilariu zu berichten, wurden beispielsweise im Zweiten Weltkrieg, aber auch in Folge Ceauşescus Kulturrevolution Bestände getrennt oder sogar vernichtet. Chronologisch deckt der Archivführer den Zeitraum vom frühen 13. Jahrhundert bis zur zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ab. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der umfangreichen Handschriftensammlung des Honterusgymnasiums.