Temeswar - Über die ehemaligen Kinos der Begastadt wurde in den letzten Jahren viel diskutiert, auch heftig gestritten, man könnte schon einen ansehnlichen Film zu diesem Thema drehen. Im Vorjahr, gerade am 1. April, versprach die Stadtverwaltung, durch Vizebürgermeister Dan Diaconu, in dieser Sache endlich ernsthaft durchzugreifen bzw. Anklage vor Gericht gegen das Autonome Regieunternehmen für Filmvertrieb RADEF wegen der per Gesetz vorgeschriebenen Rückgabe der Lichtspielhäuser an die Stadt zu erheben. Freude erweckte beim Filmpublikum gleichzeitig das Versprechen, in einem Kino im Stadtzentrum auch eine ständige Kinemathek einzurichten, die wertvolle Kunstfilme zeigen würde. Berechtigte Hoffnungen auf mehr Spielraum machte man sich damals auch bei den beiden Stadttheatern, dem DSTT und dem Ungarischen Staatstheater: Diese sollten künftig entweder das Arta- oder das Victoria-Kino verwalten und nützen. Es handelt sich um die neun Stadtkinos Studio, Timiş, Dacia, Arta, Victoria, Unirea, Freidorf, Fratelia und den Sommergarten des Arta-Kinos. Obwohl diese Übergabe und der längst erforderliche Übergang an die Stadtverwaltung schon vor Jahren vom rumänischen Kulturministerium angeordnet wurde, geschah seitdem zum Leidwesen der Temeswarer Bevölkerung und zum steigenden Frust der Kommunalverwaltung gar nichts. Die Angelegenheit ist wie etliche andere Sachen in den Fängen unserer Bürokratie steckengeblieben.
Die zum Teil geräumigen und, weil auch in verschiedenen Stadtvierteln gelegen, zweckdienlichen und dringend nötigen Kinosäle sind weiterhin geschlossen und ungenützt, dem Verfall preisgegeben, als wären sie herrenlos. Laut Vertreter der Stadtverwaltung soll der vorgenannte Prozess, nach einem Jahr des Aufschubs, diese Tage beim Schiedsgericht Temeswar beginnen. „Es hängt leider nicht von uns ab“, kommentiert Vizebürgermeister Diaconu frustriert diese auswegslose Lage. Bei RADEF sei derzeit die gleiche chaotische Situation wie im Vorjahr anzutreffen, es gäbe da keinen Verwaltungsrat, gegen den die Stadt Temeswar prozessieren könnte. Dabei hat die Stadt per Gesetz das Recht, diese Kinos zu nutzen, zusätzlich kurrioserweise auch die derzeit unmöglich ausübbare Pflicht zu deren Pflege und Instandhaltung. Zu dieser unhaltbaren Situation hat auch die anhaltende Instabilität der letzten Jahre im Rahmen des rumänischen Kulturministeriums, der Wechsel der Kulturminister am laufenden Band beigetragen. Jeder Kulturminister scheint die Angelegenheit auf seine Art gesehen zu haben: Der ehemalige Kulturminister Kelemen Hunor zum Beispiel spielte u.a. mit der Schnapsidee, jedem Landkreis ein Kino zuzugestehen. Das würde völlig genügen, hieß es damals. Bei RADEF spricht man kurioserweise derzeit nicht mehr von einer Übergabe der Kinos sondern gar von einer … „Übernahme“. Argumentiert wird recht spitzfindig damit, daß die per Gesetz vorgeschriebene Übergabefrist von vier Jahren abgelaufen wäre. Da die Stadt diese Säle nicht übernommen und auch nicht saniert hätte, hätte Româniafilm folglich das Recht, diese Lichtspielhäuser wieder zu übernehmen. Obwohl das betreffende Gesetz in Kraft ist, auch nicht abgeändert wurde, soll nun trotzdem die Gerichtsinstanz über das künftige Schicksal der Kinosäle entscheiden. Nicht seit gestern heißt es hierzulande: Doppelt genäht, hält besser!