Diesmal nicht die andere Wange hingehalten

Banater Metropolit weist Anschuldigungen zurück

Temeswar – Nachdem der Temeswarer Universitätsprofessor Vasile Popovici den Banater Metropoliten Ioan am Sonntag-abend öffentlich aufgefordert hat, sein Amt niederzulegen und sich in ein Kloster zurückzuziehen, hat der hohe Geistliche erklärt, dass er sich nicht schämt, die christliche Familie in ihren Grundfesten verteidigt zu haben. Obwohl die christliche Lehre ihm gebiete, auch die andere Wange hinzuhalten, also auf den wütenden Brief von Popovici nicht einzugehen, wolle er mit Demut und inneren Frieden antworten, so der Banater Metropolit und Erzbischof von Temeswar. Er tue dies im Namen aller Christen und vielleicht sogar auch der Muslime, die sich am Referendum beteiligt haben, da sie alle das traditionelle Familienbild unterstützt hätten. Er wolle daran erinnern, dass die Bürger von Temeswar für Demokratie, für Freiheit und für Meinungsvielfalt gestorben sind, den Tod hätten sie mit dem Gebet auf den Lippen empfangen. Kirchenmitglieder hätten die Pflicht, die von Gott geschaffene und von Jesus Christus gesegnete Familie zu unterstützen. Wer das Gegenteil tue, würde sich von den Prinzipien des Glaubens und der evangelischen Moral genauso wie von den Werten „unseres rumänischen Volkes” abwenden, setzte der Metropolit fort. Er sehe deshalb keinen Grund, sich für seine Taten zu schämen, obwohl man weiterhin noch sehr vieles über die christliche Familie lernen müsse. Für ihn persönlich sowie für die Rumänisch-Orthodoxe Kirche sei die christliche Familie nichts anderes als ein für das ganze Land geltendes Projekt, das zu fördern sei.

Im Zusammenhang mit der Forderung, er solle sich in ein Kloster zurückziehen, um dort im Gebet sein Seelenheil zu finden, sagte Metropolit Ioan, er sei Mönch und habe viele Jahre im Kloster gelebt. Zwei Jahrzehnte lang habe er den „rumänischen Brüdern in den Bergen von Covasna und Harghita gedient”, bevor er dem Ruf der Banater Gläubigen und des Klerus gefolgt und nach Temeswar gekommen ist. Er wisse, dass das Banat ein multikonfesioneller, multiethnischer und multikultureller Raum und in dieser Hinsicht einzigartig sei. Die Banater Kultur respektiere er, genauso wie er den Glauben der Brüder respektiere, die anderen Konfessionen angehören. Deshalb hätte er sich gewünscht, dass Popovici vorab die Vertreter der anderen Banater Glaubensgemeinschaften über die guten Beziehungen zur Orthodoxen Kirche befragt hätte. Auch habe Popovici versäumt, sich über die Häuser zu informieren, die der Metropolit gebaut oder gekauft hat, um sie notleidenden Familien zu schenken, sogar auch solchen, deren Angehörige Gefängnisstrafen absitzen. Er wolle sich nicht rechtfertigen, sondern aufzeigen, wie wichtig seine Teilnahme an der Temeswarer und Banater Gemeinschaft sei. Letztendlich habe seine Position und die Position des Beirats der in Rumänien anerkannten Glaubensgemeinschaften zur Verfassungsänderung und zum Referendum nichts mit der Tagespolitik zu tun. Genauso wie er die Meinung von Popovici respektiert, solle auch dieser seine Meinung respektieren, schloss der Metropolit.

Wie die ADZ berichtete, hatte der Bürgerrechtler Popovici in einem harten Ton den Banater Geistlichen aufgefordert, sich zurückzuziehen und dem Staat die Kosten seiner Abenteuer auf dem Gebiet der weltlichen Gesetze zurückzuerstatten. Auch sagte er, dass sich die Kirche von der Finanzierung durch den Staat verabschieden solle und Reue, Nächstenliebe und christliche Werte neuentdecken müsse. In der Orthodoxen Kirche gilt der aus dem Kreis Bihor stammende, 67 Jahre alte Banater Metropolit Ioan Selejan eher als Hardliner. 2015 gehörte er zu den ersten Befürwortern und Unterstützern der Unterschriftensammelaktion zur Änderung der Verfassung.