Hermannstadt - „Eröffnet, aber auch offen?“ Diese nachdenklich stimmende Frage stellte ein Bericht in der deutschsprachigen Presse anlässlich der Eröffnung des Begegnungs- und Kulturzentrums Friedrich Teutsch am 19. Oktober 2003. Zu Recht, wie Bischof i. R. D. Dr. Christoph Klein, der damalige Initiator des Zentrums und Redner der Festveranstaltung zum 10-jährigen Bestehen am vergangenen Donnerstag sagte. Die Einweihung des heute als Teutsch-Haus bekannten Komplexes fand in einem doppelten Jubiläumsjahr statt. „Denn sie erfolgte 120 Jahre nach der Erbauung des damaligen Waisenhauses und der ersten Johanniskirche im vielgefeierten Luthergedenkjahr 1883 und gleichzeitig 70 Jahre nach dem Tod des Namensgebers Friedrich Teutsch“, erinnerte Klein vor rund 60 Besuchern. „Teutsch gehörte nicht nur zu den größten Historikern und Kulturschaffenden der Siebenbürger Sachsen, sondern hat auch eine bemerkenswerte pädagogisch ausgerichtete wissenschaftliche und publizistische Tätigkeit entfaltet“, begründete Klein die damalige Entscheidung der Kirchenleitung.
Die Einrichtung des Hauses als Begegnungs- und Kulturzentrum der evangelischen Landeskirche A. B. in Rumänien könne man nur als ein Wunder verstehen, meinte Klein. Erst nach jahrelangem Ringen gelang 1999 die Rückerstattung des Hauses und schließlich auch 2001 die Räumung des unter anderem als Studentenkulturheim genutzten Gebäudes. Bereits 2000 ging das Gebäude aus dem Besitz der evangelischen Stadtpfarrgemeinde Hermannstadt in das Eigentum des Landeskonsistoriums über – „die entscheidende Voraussetzung für die finanzielle Unterstützung durch das deutsche Bundesinnenministerium“. Eröffnet wurde anfangs nur der Gebäudekomplex selbst mit dem Landeskirchlichen Zentralarchiv, der Transilvanica-Bibliothek, des Begegnungstraktes und des neugestalteten Hofes. Die Leitung des Hauses übernahm Dr. Wolfram Theilemann (bis 2012). Unter seiner Ägide wurde – gerade in der Anfangszeit – die Sicherung von Gemeindearchiven vorangetrieben. „Bereits zur Eröffnung des Zentrums waren 256 Gemeindearchivbestände überführt worden“, sagte Klein, heute ist die Zahl auf etwa 280 angewachsen.
Im Laufe der Jahre wurde das Haus schrittweise erweitert. Im Jahr 2004 wurde die Bibliothek eröffnet, zu deren Beständen unter anderem eine Schulbuchsammlung, die historische Patrimonialbibliothek und eine Gesangbuchsammlung zählen. Das Landeskirchliche Museum konnte am 14. Juni 2007 dank der Unterstützung der damaligen Bundesbeauftragten für Kultur und Medien, Dr. Christina Weiß, eingerichtet werden, sodass die teils sehr wertvollen Exponate aus dem Depot des Teutsch-Hauses seitdem in einer ansprechenden Weise präsentiert werden. Im gleichen Jahr öffnete im Erdgeschoss des Hauses eine deutsche Buchhandlung mit Café. Im Terrassensaal fand seit der Eröffnung eine Vielzahl an Veranstaltungen statt. Erinnert sei an Konferenzen, Vorträge, Ausstellungen, Konzerte, Buchvorstellungen oder Theateraufführungen – einen kleinen Einblick in dieses Kapitel des Hauses gibt eine Ausstellung mit ausgewählten Veranstaltungsplakaten sowie Buchpublikationen von 2006 bis heute. Nach der Festrede stellte die aktuelle Leiterin des Hauses, Gerhild Rudolf, den jüngst erschienenen „Kunstführer Johanniskirche“ vor, der im Haus erhältlich ist. Klein erinnerte an die Unterstützung von vielen Seiten, ohne die das Haus nicht diese erfolgreiche Entwicklung hätte nehmen können. Und unter Rückgriff auf die eingangs zitierte Frage meinte er, dass das Teutsch-Haus heute ein beliebter Treffpunkt sei, eine Oase der Erholung und Freizeitgestaltung sowie Stätte wissenschaftlicher und kultureller Ereignisse und Bildungserlebnisse.